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Berlin: Schluss auf dem Schloss

Die Chefinnen von Hotel Reichenow müssen raus. Hintergrund ist ein Streit um den Mietvertrag.

Reichenow - Der Interessent für die komplette Hotelküche schickte gleich noch eine Anfrage hinterher: „Ihre gute Köchin würde ich auch übernehmen.“ Die Nachricht gehört derzeit zu den wenigen positiven über Schlosshotel Reichenow, 30 Kilometer hinter der nordöstlichen Berliner Stadtgrenze am Rande des Oderbruchs. Drinnen herrscht betrübte Stimmung, vor allem bei den beiden Hausherrinnen. Ursula Hahn und Sabine Kirstein räumen nach 15 Jahren das Schloss und verkaufen das Mobiliar. „Hotelbetrieb wird eingestellt!!!“, lautet die Mitteilung auf der Internetseite. Die Betreiberinnen konnten sich mit dem Vermieter,Brandenburgische Schlösser GmbH, nicht auf die Verlängerung des Vertrages einigen.

Gerade bei Kurzurlaubern aus Berlin war das Haus ein beliebtes Ziel. Mehr als 1500 Paare feierten dort seit 1997 Hochzeit. Dazu kamen Familienfeiern und Tagungen. Nun ist Schluss. Alle 23 Hotelzimmer, die Restaurants, der Wintergarten, die Massageräume, die Sauna und auch die Küche müssen raus. „Besenrein mit weißen Wänden“, lautet die Vorgabe des Vermieters. „Hier wird ein florierender Hotelbetrieb ohne Grund zerschlagen“, sagt Ursula Hahn. „Wir hätten gern weitergemacht.“ Der Vermieter Brandenburgische Schlösser GmbH wird nach dem Rückzug des Landes Brandenburg als Finanzier ausschließlich von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz getragen. Die Gesellschaft saniert wertvolle Schlösser und vermietet sie. Zum Bestand gehören die als Hotel genutzten Schlösser Steinhöfel im Osten und Fürstlich Drehna im Süden Berlins, das für Tagungen geeignete Schloss Blankensee oder das erst kürzlich an eine Unternehmerin vergebene Schloss Groß Rietz bei Beeskow.

„Wir schließen grundsätzlich Mietverträge über 15 Jahre ab“, erklärt Detlef Laubinger, Immobilienchef der Schlösser GmbH. „Das wollte eine der beiden Frauen aber nicht, weil sie das 65. Lebensjahr erreicht hat. Auch ein Angebot für fünf Jahre lehnten die Mieterinnen ab.“ Sie hätten „nur noch einige Jahre“ weitermachen wollen. Deshalb habe man die Mieterinnen zum Auszug nach Ablauf des Pachtvertrages aufgefordert.

„Das Schloss war unser Leben und wir haben noch nicht alle Kredite abgezahlt“, sagt Betreiberin Ursula Hahn. 50 000 Euro seien von den 1,2 Millionen Euro noch offen, die sie sich 1997 für die Einrichtung von Banken geliehen hätten. Die Schlösser GmbH hatte in die Sanierung des Schlosses elf Millionen Mark gesteckt, während die Gemeinde als Kaufpreis nur eine symbolische Mark erhielt. „Wir sind nicht reich geworden, sondern haben alle Gewinne in die Instandhaltung gesteckt“, sagt Sabine Kirstein. „Diese Ausgaben mussten wir selbst aufbringen.“ Inzwischen ist das Verhältnis zwischen Mietern und Vermieter so getrübt, das alle Gespräche nur noch über Anwälte laufen. Doch eine Einigung über den Verkauf des Mobiliars an einen möglichen Nachfolger ist noch nicht gefunden.

„Wir wollen einen Neuanfang auf Schloss Reichenow“, sagt Detlef Laubinger von der Schlösser GmbH. „Nach dem Auszug beginnen Sanierungsarbeiten, die jetzt, nach 15 Jahren, notwendig sind.“ Dieses Jahr bleibt das Schlosshotel zu. Laubinger: „Wir hoffen, dass wir zur Saisoneröffnung 2014 mit einem neuen Mieter und neuen Ideen starten können.“ Derzeit läuft der Verkauf des Inventars im Internet. An Wochenenden kann sich jeder selbst ein Bild davon machen. Claus-Dieter Steyer

www.schlossreichenow.de

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