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Berlin: Schluss in Tempelhof zum 1. April 2007?

Flughafengesellschaft treibt Schließung voran – in Tegel könnte nun ein neues Terminal entstehen

Es ist kein Scherz: Vom 1. April 2007 an soll nach dem Willen der Flughafengesellschaft in Tempelhof kein Flugzeug mehr starten oder landen. Dafür soll der Verkehr in Tegel noch einmal kräftig wachsen – um rund 25 Prozent auf 14,55 Millionen Passagiere im Jahr 2011; dem letzten vor der geplanten Schließung. Konzipiert worden war Tegel einst für 5,5 Millionen Fluggäste.

Flughafenchef Dieter Johannsen-Roth ist zuversichtlich, dass Tempelhof im zweiten Anlauf geschlossen werden kann. Den Wunsch der Flughafengesellschaft, sie zum 31. Oktober 2004 vorzeitig aus der Betriebspflicht zu entlassen, hatte das Oberverwaltungsgericht nach Klagen mehrerer Gesellschaften im Eilverfahren gekippt. Das Hauptverfahren ist noch nicht entschieden.

Inzwischen habe man den Schließungsantrag modifiziert, begründete der scheidende Flughafenchef seinen Optimismus, Tempelhof aus dem Flugnetz nehmen zu können. Der Antrag sei an den Erfolg der vier Musterklagen gegen den Ausbau Schönefelds zum Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) gekoppelt worden, die das Bundesverwaltungsgericht am 16. März zurückgewiesen hat. Zudem habe das Oberverwaltungsgericht im vergangenen Jahr die Schließung Tegels bestätigt. Ein halbes Jahr nach Aufnahme des Betriebs von BBI gehen demnach in Tegel die Flughafenlichter aus.

Ein Gutachten im Auftrag der Flughafengesellschaft habe ermittelt, wie der Verkehr nach einer Schließung von Tempelhof auf Tegel und Schönefeld aufgeteilt werden könne, so Johannsen-Roth weiter. Einzelheiten wollte er gestern nicht nennen. Nach Tagesspiegel-Informationen ist unter anderem daran gedacht, für die Gesellschaft Windrose, die Flugzeuge – und Besatzung – vermietet, ein Extra-Gebäude in Tegel zu schaffen. Mit vielen kleinen Verbesserungen sei es möglich, die Zahl der Passagiere in Tegel von zuletzt 11,5 Millionen auf 14, 5 Millionen zu steigern, sagte Johannsen-Roth weiter. In diesem Jahr wird ein weiteres Abfertigungsgebäude für rund 2,5 Millionen Fluggäste gebaut. Es soll aber vor allem den Kapazitätsverlust ausgleichen, der durch erhöhte Sicherheitsvorschriften der EU entstanden ist.

In Tegel hat die Flughafengesellschaft im vergangenen Jahr rund 60 Millionen Euro verdient. Schönefeld machte einen Verlust von 11 Millionen Euro, soll aber Ende 2007 die Gewinnzone erreichen. Tempelhof brachte nach Johannsen- Roths Angaben ein Minus in Höhe von 9 Millionen Euro. Dabei würde es in Zukunft auch bleiben. Deshalb müsse der Flughafen umgehend geschlossen werden. Bliebe er bis zur BBI-Eröffnung offen, summiere sich der Verlust auf rund 40 Millionen Euro. Noch eine weitere Meldung konnte Johannsen-Roth verkünden: Die drei Flughäfen haben 2005 die Rekord-Passagierzahl von insgesamt 17,2 Millionen Fluggästen verzeichnet. Damit habe sich die Hauptstadt zum drittgrößten Luftverkehrszentrum hinter Frankfurt am Main und München entwickelt.

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