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Berlin: Schnell gelöscht

Fünf Wagen in Moabit von Unbekannten angesteckt. Innensenator: Nachahmungen, keine Parallelen

Unbekannte haben in der Nacht zu Montag fünf Autos in dem von vielen Ausländern bewohnten Stadtteil Moabit angezündet. Drei Autos wurden beschädigt, zwei Wagen zerstört. Hinweise auf die Täter gibt es nicht. Die Kripo geht von Brandstiftung aus; Reste von MolotowCocktails wurden aber nicht gefunden. Möglich sei, dass Pattex oder Sekundenkleber benützt worden sei, hieß es bei den Ermittlern: diese Methode sei in der linken Szene verbreitet. Die Anschlagserie hatte um 0.45 Uhr an der Quitzowstraße begonnen, um 01.35 Uhr stand vor dem Haus Alt Moabit 103 ein Renault in Flammen. Um 3 Uhr stand dann am Helgoländer Ufer ein Corsa in Flammen, um 3.19 Uhr in der Lessing- Ecke Altonaer Straße ein Mazda, um 3.25 Uhr als letztes ein Peugeot am Wikingerufer. Da die nach den ersten Feuern massiv eingesetzten Polizisten keinerlei größere Personengruppen beobachteten, gehen Ermittler von maximal ein bis drei Tätern aus. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen, Hinweise unter 4664 952120.

Innensenator Körting sagte gestern, dass vermutlich die Brandstiftungen in Frankreich „nachgeahmt“ wurden. „Das sind keine Parallelen“, betonte Körting. Im Innenausschuss kritisierte der Senator die jüngsten Aussagen in der Öffentlichkeit („Das haben wir in ein paar Jahren hier auch“) als „relativ fahrlässig“. Der SPD-Politiker nannte Brandenburgs Innenminister Schönbohm, Bischof Huber und den Neuköllner SPD-Bürgermeister Buschkowsky. Körting betonte, dass derartige Äußerungen von den Tätern als „Entschuldigungsmuster“ missbraucht werden könnten. „Ich maße mir keine Bewertung der französischen Verhältnisse an“, sagte Körting. Es gebe hier keinen „Aufstand der Ausgegrenzten“. Leitende Polizeibeamte sprachen gestern von „einer totalen Überreaktion der Politik“. Es sei nicht das erstemal, dass fünf Autos in einer Nacht angesteckt wurden.

Körting tritt für eine „Kultur des Dialogs“ ein, die alle Parteien unterstützen würden. Der Innensenator selbst besucht regelmäßig Moscheevereine und setzt auf deutsch-türkischen Austausch. Er ist davon überzeugt, dass generell mehr Politiker sich aktiv um Gespräche mit Migrantengruppen bemühen sollten. Sanktionen, wie sie zum Beispiel Buschkowsky fordert, würden nichts bringen. „Jede Überzeugung ist besser als administrative Zwänge“, sagt Körting. Durch Gespräche würden die Migranten auch nicht das Gefühl bekommen, dass sie ausgegrenzt werden. Dass jede Fachverwaltung sich um Integration von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund bemühen muss, steht für Körting fest. 2006 werden erstmals wieder 200 Auszubildende im Polizeidienst eingestellt. Davon könnten etwa 60 Bewerber ausgesucht werden, die zum Beispiel bilingual aufgewachsen sind. „Integration funktioniert besser, als wir behaupten“, ist er überzeugt. Ha, sib

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