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Berlin: Schneller nach Stettin

Bundesverkehrsminister Ramsauer hat das Abkommen zum Ausbau der Bahnstrecke unterzeichnet 2020 soll sich die Fahrzeit nach Polen von derzeit fast zwei Stunden auf dann rund 90 Minuten verkürzen.

Stettin - Nach Jahren des Stillstands soll es nun voran gehen: Deutschland und Polen wollen die Bahnverbindung Berlin–Stettin ausbauen und damit die Fahrzeit zwischen beiden Städten erheblich verkürzen. Das Abkommen dazu haben Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) und sein polnischer Kollege Slawomir Nowak am Donnerstag in Stettin unterzeichnet. Die Kosten für den Ausbau werden derzeit auf über 100 Millionen Euro geschätzt; 2020 sollen Züge dann mit Tempo 160 über die neuen Gleise rauschen können.

Derzeit zuckeln die Züge auf der einstigen Schnellzugstrecke stellenweise mit 50 km/h entlang; die Fahrt dauert fast zwei Stunden. Nur zwei umsteigefreie Verbindungen gibt es täglich, wobei die Züge seit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember den Berliner Anfangs- und Endbahnhof in Gesundbrunnen haben. Weitere Fahrten gibt es zwischen Angermünde und Stettin. Der letzte Fernzug war im Sommer eingestellt worden.

Nur noch 90 Minuten soll die Fahrt nach dem Ausbau der Strecke dauern. Geplant sind dann auch mehr Direktverbindungen, auch zum dann wahrscheinlich in Betrieb gegangenen Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) in Schönefeld.

Schon heute fliegen viele Polen über Schönefeld in die weite Welt. Dieser Flughafen ist für die Bewohner in Westpolen meist besser zu erreichen als der Warschauer. Die – inzwischen weitgehend ausgebaute – Autobahn von Stettin nach Berlin ist voll mit Kleinbussen, die Passagiere zum Flughafen in Schönefeld bringen und bei einem attraktiveren Angebot auf die Bahn umsteigen könnten. Preislich ist der Zug schon heute konkurrenzfähig. Das auf Initiative des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) eingeführte Berlin-Stettin-Ticket kostet nur zehn Euro für die einfache Fahrt. Bis zum Flughafen Schönefeld sind es 11,40 Euro. Enthalten im Preis sind in Stettin beliebig viele Fahrten mit Bahnen und Bussen des Nahverkehrs.

Allerdings muss man beim Kauf nach wie vor aufpassen. Bei der Bahn kostet die Fahrkarte im Internet oder an Automaten 30,70 Euro, berechnet nach dem internationalen Tarif. Am Schalter sollen die Mitarbeiter aber auch das billigere Berlin-Stettin-Ticket verkaufen.

Die rund 130 Kilometer lange Stettiner Bahn war nach dem Zweiten Weltkrieg durch die neuen Grenzen bedeutungslos geworden. Wie fast überall in der sowjetischen Besatzungszone musste die Reichsbahn das zweite Gleis demontieren, zwischen Passow und Stettin-Gumience ist die Strecke auf einem 40 Kilometer langen Abschnitt bis heute eingleisig. Dabei soll es nach den aktuellen Plänen auch beim Ausbau bleiben. Der Abschnitt erhält dann aber eine Oberleitung für elektrisch angetriebene Fahrzeuge, derzeit reicht sie nur bis Passow, so dass die Fahrten nur mit Dieseltriebwagen stattfinden können. Fahrzeugmangel führte dazu, dass in den vergangenen Wochen mehrmals nur ein Triebwagen unterwegs war statt der üblichen zwei zusammengekuppelten Fahrzeuge. Zum Teil mussten Fahrgäste nach Berichten von Betroffenen auf dem Bahnsteig zurückbleiben, weil der Triebwagen überfüllt war.

Zwischen Berlin und Angermünde ist die Stettiner Bahn bereits weitgehend saniert, auf diesem Abschnitt fahren auch die Züge von und nach Stralsund. In Stettin ist die Strecke ebenfalls bis zur Grenze auf Vordermann gebracht worden. Nun muss die Bahn die Detailpläne für den restlichen Abschnitt ausarbeiten. Auch die Finanzierung ist – noch – nicht gesichert. Hier ist Verkehrsminister Ramsauer allerdings zuversichtlich. Schließlich soll der Ausbau der Bahnverbindung auch mehr Güter auf die Schiene bringen.

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