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Berlin: Schnitt und Schluss

Katrin Göring-Eckardt hat enthüllt, dass Udo Walz keinen Meisterbrief hat. Über das Vorpreschen der Grünen-Politikerin war der Maestro sehr verschnupft

Schwarz und Grün können jetzt in Koalitionsverhandlungen eintreten. Und zwar auf höchster Ebene, im Salon von Udo Walz. Nachdem die CDU-Chefin Angela Merkel sich dort aufhübschen lässt, ist nun auch die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, dort Kundin. Ganz freiwillig hat sich letztere den Friseur zwar nicht ausgesucht, für den Donnerstagnachmittag hatte sie trotzdem ihren ersten Termin bei Walz. Und das kam so:

In der Debatte um die Aufhebung des Meisterzwangs im Bundestag hatte Frau Göring- Eckardt an die Adresse von Frau Merkel (die jede Reform ablehnt) gesagt, dass ihr Stammfriseur, nämlich Udo Walz, ja auch keinen Meisterbrief habe. Das hatte gesessen. Weniger bei Angela Merkel als bei Udo Walz. Sämtliche Boulevard-Medien standen bei ihm sofort auf der Matte: Kann es sein, dass „unser Udo“, der als Berliner Star-Coiffeur gilt, wirklich keinen Meisterbrief hat? Es stellte sich heraus: Es kann nicht nur so sein, es ist so. Udo Walz ist nicht Friseurmeister, verfügt aber über eine Sondergenehmigung der Innung und hat vor Jahren einen dreitägigen Crash-Kurs besucht, der ihn befähigt, einen Friseursalon zu führen.

Das ist nämlich in Deutschland gar nicht so einfach. Wer sich als Friseur selbstständig machen will, braucht einen Meisterbrief. Da gibt es kein Vertun. Es sei denn, man ist clever und stellt einen Meister ein (was Udo Walz jahrelang getan hat). Wenn der dann kündigt, hat man schon jahrelang seinen Salon gehabt und kann auf Gnade bei der Innung hoffen. Sie erteilt dann eine Sondergenehmigung. „So starr, wie alle tun, ist die Handwerksordnung nämlich gar nicht“, kommentiert Wolfgang Rink, Sprecher der Berliner Handwerkskammer, den Fall.

Udo Walz als prominentes Beispiel für die rot-grüne Reform der Handwerksordnung? Es hört sich ganz so an, wenn der Chef für die Aufhebung des Meisterzwangs eintritt: „Das ist für junge Gesellen einfach zu teuer und zu aufwändig, um sich selbstständig zu machen“, sagt Walz. Viel mehr möchte er dann aber doch nicht mehr sagen, „ich bin einfach nur müde“. Die Aufregung könne er sowieso nicht verstehen, gibt er noch zu Protokoll.

Trotzdem: Die Meister-Geschichte ist am Donnerstag das Top-Thema in Walz’ Friseursalon. Mit Susanne Juhnke diskutiert er das Hin und Her, genauso wie mit der Party-Organisatorin Isa von Hardenberg. Auch die Sängerin Gayle Tufts ist da. Und Udo Walz gibt sich verschnupft über das Vorpreschen von Katrin Göring-Eckardt. Diese hat sich dann entschlossen, die Wogen wieder etwas zu glätten und ließ sich einen Termin bei Walz besorgen. Nicht zum Bussi-Tauschen oder Entschuldigen, sondern zum Haareschneiden. Und wenn sie dann künftig neben Angela Merkel unter der Trockenhaube sitzt, können die Damen ja alles weitere besprechen.

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