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Berlin: Schönbohm: "Ich habe mich selbst aus dem Amt gedrängt"

BERLIN .Innensenator Jörg Schönbohm gibt das Regierungsamt in Berlin auf und will in Brandenburg CDU-Landesvorsitzender und Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen 1999 werden.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

BERLIN .Innensenator Jörg Schönbohm gibt das Regierungsamt in Berlin auf und will in Brandenburg CDU-Landesvorsitzender und Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen 1999 werden.Dies kündigte er am Freitag bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz an.Auf die Frage, ob er sich aus dem Amt gedrängt fühle, sagte Schönbohm: "Ich habe mich selbst aus dem Amt gedrängt und kann niemanden sonst für das verantwortlich machen, was geschehen ist." Er wisse auch, daß er in Brandenburg 1999 nicht Ministerpräsident werden könne, "aber ich betrachte mich als Brücke, damit später jüngere Leute aus der CDU die Chance erhalten, an die Regierung zu kommen."

Schönbohm bedauerte erneut, daß er das Senatorenamt nicht bis zur Wahl zum CDU-Landeschef am 16.Januar behalten kann.Er akzeptiere aber, daß eine solche Doppelrolle nicht möglich sei, schon weil die SPD eine Nachwahl von Senatoren über den 12.November hinaus ablehne."Nun werde ich also vorübergehend im Vorruhestand sein." Heute und morgen will der scheidende Senator mit der Unionsführung in Brandenburg Gespräche führen, die nächsten Wochen werde er "übers Land fahren", um sich über die Probleme des Nachbarlands genau zu informieren.Im März/April 1999 wolle er sich zum CDU-Spitzenkandidaten wählen lassen.Sollten sich die Christdemokraten in Brandenburg wider Erwarten doch noch gegen ihn entscheiden, "stehe nicht ich düpiert da, sondern die Partei."

Er gehe nicht leichten Herzens von Berlin weg, bekannte der CDU-Politiker; aber auch nicht enttäuscht und frustriert.Er flüchte auch nicht ins Schlaraffenland, sondern bürde sich im Nachbarland "eine der schwierigsten Aufgaben auf, die zu vergeben sind." Es gehe um Brandenburg und um die innere Einheit; er wolle mithelfen, daß die Union im Osten Deutschlands eine wichtigere Funktion übernehmen könne als bisher.Mit Blick auf einen neuen Anlauf zur Länderfusion Berlin-Brandenburg, vielleicht 2004, müsse die CDU ihre Erneuerungsfähigkeit beweisen.Für seine Entscheidung, nach Brandenburg zu gehen, hat Schönbohm die Unterstützung der Bundes-CDU.

Seinem designierten Nachfolger Eckhart Werthebach gab Schönbohm den Ratschlag mit auf den Weg, den Berliner Aufgeregtheiten mit Ruhe und Augenmaß entgegenzutreten und die enge Zusammenarbeit mit der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus zu suchen.Und: "Wenn man sich erst einmal verkrümmt, ist es schwierig, wieder aufrecht zu gehen, weil die Gewichte immer schwerer an einem hängen." Dann zitierte Schönbohm Tucholsky: "Heute ist nicht alle Tage, komme wieder, ohne Frage."

CDU-Spitze in Brandenburg erleichtert

POTSDAM (thm).Die Spitze der märkischen Christdemokraten hat erleichtert auf den Wechsel des Berliner Innensenators Jörg Schönbohm nach Brandenburg reagiert.Schönbohm als CDU-Landesvorsitzender und Spitzenkandidat für die Landtagswahl 1999 sei eine große Chance für die Brandenburger CDU, hieß es am Freitag übereinstimmend von führenden Brandenburger CDU-Politikern.Schönbohm nahm an einer extra einberufenen Tagung des geschäftsführenden CDU-Landesvorstand teil.Der scheidende CDU-Landeschef Peter Wagner äußerte sich überzeugt, daß mit Schönbohm der Kurs der "Selbstzerstörung" der Partei durch ständige Querelen nicht weitergehen werde.CDU-Landtagsfraktionschef Wolfgang Hackel, der ursprünglich mangels Alternativ-Kandidaten selbst für den CDU-Landesvorsitz kandidieren wollte, sicherte Schönbohm die "volle Unterstützung" zu und sprach sich dafür aus, Schönbohm noch in diesem Jahr von einem Parteitag wählen zu lassen.

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