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Schöne Pleitegeier: Karikaturist Klaus Stuttmann im Tagesspiegel-Salon

Katastrophen sind nichts für Karikaturisten, bekennt Klaus Stuttmann. Denn darüber könne man keine Witze machen. Krisen sind dagegen "wunderbar". Wobei: "Dass Berlusconi abtritt, ist ein Jammer!"

Papier? Vermisst er kein bisschen. Klaus Stuttmann ist ein bekennender Computer-Anhänger: „Seit ich mit dem Computer zeichne, fühle ich mich viel freier und lockerer“, sagt er und führt im ausverkauften Tagesspiegel-Salon auch gleich vor, was er mit seinem elektronischen Stift auf dem Grafik-Tablet alles kann: Zeichnungen verschieben, vergrößern, verändern, kolorieren oder auch Fotos als Grundlage für Zeichnungen nehmen und abwandeln. Die Ergebnisse seiner so entstandenen Jahresproduktion können Stuttmann-Fans in dem Buch „Schöne Pleite“ bewundern, das soeben im Schaltzeit-Verlag erschienen ist (250 Seiten, 19,90 Euro), als dritte Jahres-Sammlung nach „Klare Ansage“ (2009) und „Land unter“ (2010).

Das zurückliegende Jahr war geprägt von Krisen und Katastrophen – also „ein Fest für einen Karikaturisten?“, wie Moderator Lars von Törne, Tagesspiegel-Redakteur und Comics-Spezialist, fragte. Stuttmann stimmt nur teilweise zu: „Naturkatastrophen, Unglücksfälle, Gewalttaten wie  der Massenmord in Norwegen, das ist das Schwerste für einen Karikaturisten, denn darüber kann man keine Witze machen. Dagegen Krisen – wunderbar!“ Karikaturisten haben auch ihre ganz eigenen Vorlieben, was Politiker betrifft: „Dass Berlusconi abtritt, ist ein Jammer!“

Die Finanzkrise ist ein Dauerthema im neuen Buch, auf dem Umschlag sitzt eine  Pleitegeier-Dame als „Europa“ auf einem Stier. Metaphern aus der griechischen Antike würden allerdings immer seltener verstanden, klagt Stuttmann: „Das Arsenal an Metaphern wird immer kleiner, weil die Bildung fehlt.“ Der allgemeinen Griechen-Schelte in diesem Jahr wollte er sich übrigens nicht anschließen: „Wie da immer auf die Griechen eingehauen wurde, das grenzte für mich schon an Rassismus.“

In der Schule habe er es immer gehasst, wenn ihm die Kunstlehrerin über die Schulter schaute. Die Gäste des Tagesspiegel-Salons ließ er aber zuschauen: Sie sahen gebannt zu, wie vor ihren Augen eine Angela Merkel entstand, die mit einem kleinen Käscher hinter einem Pleitegeier herläuft und „ich krieg dich!“ ruft. „Und jetzt“, sagt Stuttmann, „kommt eine unerwartete Wendung“: Ein paar Klicks, und schon ist der Pleitegeier größer, fliegt in die entgegen gesetzte Richtung und auf Frau Merkel zu und krächzt dabei seinerseits „Ich krieg dich!“ Begeisterung im Publikum. „Das wäre auf Papier nicht möglich gewesen, da hätte ich ganz neu anfangen müssen“, sagt Stuttmann und hat die Gäste überzeugt.

 

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