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Schöneberg: Vorwürfe gegen Berliner Schulleiter

Gegen den Ex-Schulleiter einer Grundschule in Berlin-Schöneberg sind schwere Vorwürfe erhoben worden. Über ein halbes Jahr lang soll der vor rund drei Wochen versetzte Lehrer Schüler offen beschimpft haben.

Beschimpfungen, Schikane und womöglich sogar Schläge – die Beschwerden der Eltern über den ehemaligen Schulleiter der Lindenhof-Grundschule in Schöneberg rissen nicht ab. Die Vorwürfe gegen Hans S. führten letztlich dazu, dass nicht nur er selbst, sondern auch der zuständige Schulrat Helmut R. um Versetzung baten. Hans S. soll nun ab 1. Mai an einer Schule in Lichtenberg beginnen.

Der Rektor soll über ein halbes Jahr lang Schüler regelmäßig beschimpft haben. Schülerberichten zufolge soll er diese offen als „Dummkopf“ oder „Hohlkopf“ bezeichnet haben. Zu einem schwarzen Schüler soll Hans S. vor der Klasse „black man“ gesagt haben. Auf dem Schulhof sei auch von Schlägen auf den Hinterkopf erzählt worden, sagt ein Fünftklässler, und berichtet, S. habe ihn als „Klugscheißer“ beschimpft. Mindestens eine Dienstaufsichtsbeschwerde ist beim Bezirksamt gegen den 55-Jährigen eingegangen. Rund 100 Eltern, also etwa ein Drittel der Elternschaft, habe sich gegen Herrn S. eingesetzt, „weil sich ihre Kinder bedroht fühlten“, sagt eine Mutter. Eine andere berichtet von einer Kopfnuss. Bei der Staatsanwaltschaft liegt bislang keine Anzeige vor. Hans S. war gestern nicht erreichbar, ebenso Vertreter der Lindenhofschule.

Die Vorsitzende des Schulausschusses des Bezirks Martina Rade (Bündnis 90/Die Grünen), ist schon kurz nach dem Amtsantritt des neuen Schulleiters im Herbst 2009 über die Arbeitsmethoden von Hans S. informiert worden. „Es fiel deswegen besonders auf, weil seine Vorgängerin Frau Keppeler-Schrimpf aus der Schule eine Vorzeigeschule gemacht hatte“, sagt Rade. Diesen guten Weg sahen die Eltern gefährdet, nachdem die Schulleiterin aus privaten Gründen ihr Amt aufgegeben hatte und Hans S. eingesetzt wurde. Von da an häuften sich die Beschwerden bei Martina Rade. „Jede Schulausschusssitzung war überlaufen, weil die halbe Elternschaft da war“, erzählt Rade.

Die Eltern gingen jedoch erst richtig auf die Barrikaden, als sie sich vom zuständigen Schulrat Helmut R. nicht ernst genommen fühlten. Der Schulrat habe die Probleme verharmlost, sagen die Eltern. Aus einem Schreiben des Bezirksamts geht hervor, dass Helmut R. schließlich selbst in die Schule kam, um die Schüler zu den Vorfällen zu befragen. Schüler berichten, der Schulrat habe sie einzeln oder in Gruppen aus dem Unterricht gezogen und regelrecht verhört. „Er hat sie bedrängt, etwas zu sagen“, berichtet eine Mutter.

Auch gegen Helmut R. wurden Dienstaufsichtsbeschwerden beim Bezirk eingereicht, die offenbar zur Versetzung führten – offiziell auf eigenen Wunsch. „Die Sache hat uns beschäftigt“, bestätigt Bezirksbürgermeister Ekkehard Band. „Beide sind versetzt, mehr kann ich dazu nicht sagen.“ Auch die Senatsverwaltung wollte sich am Freitag nicht äußern, zu Personalfragen könne man keine Auskunft geben.

Dass Hans S. ab 1. Mai als Rektor an einer Schule in Lichtenberg beginnen soll, führt dort zu Protest. Es soll Eltern geben, die seine Einsetzung verhindern wollen.

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