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Berlin: Schöner telefonieren – mit 250 neuen Antennen

Die Telekom testet die UMTS-Technik zuerst in Berlin. Mitte nächsten Jahres soll das Mobilfunksystem in den großen Städten starten

Berlin wird zum wichtigsten Testmarkt für das neue UMTS-Mobilfunksystem. Schon Ende dieses Jahres soll die Stadt fast lückenlos mit Antennen für das Netz bestückt sein. Ein Sprecher der Telekom-Mobilfunktochter T-Mobile nannte gestern auf einer Pressekonferenz die Zahl von 250 Antennenstandorten für Berlin und Potsdam. Ab dem Sommer 2003 solle die Technologie auch vermarktet werden, um allmählich die heute üblichen GSM-Mobilfunknetze abzulösen. In der ersten Phase werden große Städte versorgt, später das ganze Land. Bis zu 50 Millionen Euro werde T-Mobile in Berlin investieren.

Auch für den Hauptkonkurrenten D2-Vodafone „ist Berlin schon wegen der Nutzerzahlen ganz vorne mit dabei“, sagte eine Firmensprecherin. Rund drei Millionen Handys sind in der Hauptstadt im Einsatz.

Die Erwartungen der Mobilfunkbetreiber in das UMTS-System sind schon bei der Versteigerung der Lizenzen im Sommer 2000 deutlich geworden: Insgesamt 50,5 Milliarden Euro war den Bietern T-Mobile, Vodafone, E-Plus, Viag Interkom (jetzt O2), Mobilcom und Quam der Kuchen wert. Ein Fernsehmoderator kalauerte damals über die Abkürzung UMTS: „Unverhoffte Mittel zur Tilgung von Staatsschulden.“ Quam und Mobilcom haben sich am Projekt UMTS („Universal Mobile Telecommunications System“) offenkundig finanziell verhoben, während die anderen Anbieter und Handyhersteller nun die Kinderkrankheiten der Technik kurieren, die neben Telefongesprächen und dem Versand von Kurznachrichten auch die schnelle Übertragung von Bildern und Musik bis hin zum aktuellen Kinoprogramm ermöglichen soll.

In Berlin haben die Unternehmen sowohl mit den Tücken der Technik als auch der Verwaltung zu kämpfen: Im September hat der Senat die Bedingungen für Antennenstandorte verschärft, um die Menschen vor schädlicher Strahlung zu schützen. „Ein unglückliches Signal, das wir möglichst schnell korrigiert sehen möchten“, nannte IHK-Hauptgeschäftsführer Thomas Hertz den Beschluss. Wolfgang Both, Leiter des Projekts „Zukunft“ bei der Berliner Wirtschaftsverwaltung, sagte: „Hier ist die Politik gefordert, nicht die Verwaltung.“ Seine Sorge gelte weniger der von den stadtweit existierenden 1500 Mobilfunkantennen ausgehenden Strahlung als der der – schlimmstenfalls in der Brusttasche getragenen – Handys. Zur Gesundheitsgefahr durch Mobilfunkstrahlung liegen noch immer kaum zuverlässige Erkenntnisse vor, obwohl die Problematik erforscht wird wie kaum eine andere.

Gemäß einer freiwilligen Selbstverpflichtung beziehen die Mobilfunkbetreiber die Kommunen respektive Bezirke in die Standortsuche für neue Antennen ein. Mittes Bürgermeister Joachim Zeller berichtete von „sehr viel Post“, die er von den Netzbetreibern daraufhin bekommen habe. Der Senatsbeschluss räume den Eigentümern öffentlicher Gebäude wie Schulen und Senioreneinrichtungen ein Widerspruchsrecht ein und sehe Beschränkungen in Wohngebieten vor.

Zellers Verwaltung wird den Betreibern wohl keine unnötigen Steine in den Weg legen: Er hoffe auf einen „möglichst geräuschlosen Aufbau der UMTS-Technologie in Berlin“, sagte der CDU-Mann. Zugleich regte er eine Informationskampagne aller Beteiligten an, um den Bürgern die Sorge vor Gesundheitsgefahren zu nehmen. „Die Deutschen sind da immer ein bisschen ängstlich.“

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