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Berlin: Schreck vor der Klassenreise: Drei Busse gestoppt

Fahrer angetrunken, Bremsen oder Lenkung defekt: Polizei überprüfte an einem Tag 40 Fahrzeuge. Immer mehr Schulen fordern Tester an

Von Ariane Bemmer

und Susanne Vieth-Entus

Das Telefon beim Zentralen Verkehrsdienst der Polizei steht nicht mehr still: Kaum eine Schule will zurzeit auf Klassenreise gehen, ohne den Bus vorher durch die Polizei untersuchen zu lassen. In den vergangenen drei Wochen gingen 300 Anmeldungen für Buskontrollen ein. Über 100 weitere werden noch vor den großen Ferien erwartet. Allein gestern gab es bei knapp 40 polizeilichen Checks drei Beanstandungen.

An der Kreuzberger Hector-Petersen-Schule konnten die Zehntklässler ihre Fahrt nach Greifswald erst mit dreistündiger Verspätung antreten, weil der Busfahrer 0,28 Prozent Restalkohol im Blut hatte, wie die Polizei bestätigte. Ein aufmerksamer Polizist hatte die „Fahne“ des Chauffeurs bemerkt, als er den Bus inspizierte. Ein anderer Fahrer sprang ein und rettete die Tour.

Die beiden anderen Beanstandungen hatten mit technischen Defekten zu tun: So stellte die Polizei bei einem Bus, der Fünftklässler der Spandauer Klosterfeldschule nach Sankt-Peter-Ording bringen sollte, eine ausgeschlagene Lenkung, lose Stoßdämpfer und erheblichen Ölverlust fest. Eine Ersatzbus musste her. Noch schlechter erging es Schülern der Steglitzer Sachsenwald-Grundschule: Nach Polizeiangaben fand sich kein Ersatzbus für die geplante Fahrt nach Hessen. In diesem Fall gab es bei den Bremsen mehrere erhebliche Mängel.

„Uns rufen Lehrer, Schulleiter, Eltern und sogar Großeltern an, um Busse vor Klassenreisen kontrollieren zu lassen“, berichtet Verkehrspolizist Mario Gaede, der sich auf seinem Posten beim Zentralen Verkehrsdienst jetzt mitunter fühlt „wie im Callcenter“. Seit Januar bietet die Polizei die kostenlosen Checks an, aber erst seit Ende Mai ist so richtig der Teufel los: Damals hatte der Verkehrsdienst bei einer Routinekontrolle einen defekten Uraltbus gestoppt, der Grundschulkinder in die Schorfheide bringen sollte. Durch diesen Zwischenfall wurde der kostenlose Polizeiservice mit seiner Hotline (Telefon: 466434221) richtig bekannt.

„Häufig sind die Reifen abgefahren oder die Bremsen defekt“, berichtet Mario Gaede. Manchmal ist der Bus auch kurz vorm Durchrosten, oder es fehlen einfach nur die Nothammer. Verantwortlich ist in jedem Fall nicht nur der Fahrer, sondern auch das Busunternehmen. Dann gibt es für beide Seiten Geldstrafen – „ab 150 Euro aufwärts“ – oder auch Punkte in Flensburg. Laut Gaede muss der Bushalter, also der Unternehmer, selbst dann mit Punkten rechnen, wenn er keinen Führerschein hat.

Der Fahrer, der an der Hector-Petersen-Schule mit 0,28 Promille am Losfahren gehindert wurde, muss allerdings nicht mit einer Strafe rechnen. Denn er wurde erwischt, als noch keine Kinder im Bus saßen: 0,0 Promille gilt nur bei der Personenbeförderung. Er muss allerdings den Einnahmeausfall verschmerzen und dürfte wohl auch Ärger mit dem Reiseunternehmen bekommen, das ihn beauftragt hatte. Die beiden Busse, die gestern beanstandet wurden, gehörten beide nicht zu Berliner Unternehmen, sondern stammten aus dem Zielgebiet der Klassenreisen, also Nordseeküste und Hessen. „Berliner Unternehmen gelten als teurer“, begründet Reinhard Kleinert, Schulrat in Spandau, die Entscheidung vieler Schulen, auswärtige Unternehmen einzuschalten. Er hält es aber nicht für nötig, Bus-Checks vor Klassenreisen verpflichtend anzuordnen, da Schulen und Eltern ausreichend „ sensibilisiert“ seien, um von sich aus Alarm zu schlagen. Zudem müssen Eltern auch nicht fürchten, später zur Kasse gebeten zu werden, wenn sie „falschen Alarm schlagen“, denn die Überprüfung durch die Polizei ist in jedem Fall kostenlos.

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