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Berlin: Schüler demonstrieren gegen die Mißstände in der Schöneberger Löcknitz-Grundschule

Fünf von 23 Lehrern fehlen. In einigen Klassen fällt seit Wochen wichtiger Unterricht aus.

Fünf von 23 Lehrern fehlen. In einigen Klassen fällt seit Wochen wichtiger Unterricht aus. Für Vertretungsstunden ist nicht ausreichend Personal vorhanden. Den Eltern der Löcknitz-Grundschule an der Berchtesgadener Straße reicht es. Gestern gingen sie auf die Straße. Mit etwa 500 Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren zogen Gesamtelternvertretung, Lehrer und Schulleitung ins Schöneberger Rathaus. "Wir brauchen Lehrer, Herr Böger", forderten sie auf einem Transparent. "Bruder Schulrat, schläfst du noch?", sangen die Grundschüler. Mit Unterricht im Minutentakt, den Lehrer im Rathausfoyer abhielten, wollten sie auf die Missstände hinweisen.

"Die Kinder wollen nicht nur betreut, sie wollen unterrichtet werden", sagte Gesamtelternvertreter Jörg Odebrett. In einer fünften Klasse fällt seit etwa sechs Wochen der Unterricht in Deutsch, Mathematik, Erdkunde und Musik aus. In zwei zweiten Klassen sind die Klassenlehrer längerfristig krank geschrieben. "Die Eltern sind erbost", sagt Odebrett. Nach unzähligen Beschwerdebriefen habe man keine andere Möglichkeit mehr gesehen als zu demonstrieren, sagte eine Mutter. Mit gemischten Gefühlen sprach der Schöneberger Dienststellenleiter des Landesschulamtes, Helmut Schmidt. Zwar habe sich gezeigt, dass die Politik erst reagiere, wenn Eltern Druck machten. Dass Kinder für politische Zwecke "instrumentalisiert" werden, sehe er aber gar nicht gern. Schuld an der Misere sei die Haushaltslage. "Die Spielräume sind gering".

Einiges sei schon unternommen worden, sagte Schulrat Kurt Geisel. Man habe versucht, Lehrer in Teilzeitbeschäftigung dazu zu bewegen, länger zu arbeiten. Lehramtsanwärter seien gebeten worden, Stunden zu geben. Beides ohne Erfolg. Derzeit liefen aber immerhin Verhandlungen über Neueinstellungen. Die Löcknitz-Grundschule stehe auf der Prioritätenliste "an erster Stelle", sagte Geisel. Schulsenator Klaus Böger (SPD) hatte vor kurzem noch gesagt, der Unterrichtsausfall in Berlin sei "statistisch gesehen" nicht dramatisch. Das Schulamt habe in den vergangenen vier Jahren etwa 10 000 Lehrer umgesetzt, um Ausfälle gering zu halten. Nach Zahlen aus der Innenverwaltung betrug der Krankenstand der Lehrerschaft Ende März 6,1 Prozent.

tob

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