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Berlin: Schüler schlagen zu: Mehr Fälle von Gewalt gegen Lehrer Bericht: Trend zur Verrohung an Berliner Schulen

Drastische Zunahme von Körperverletzungen

Berlins Schulen haben im vergangenen Jahr 560 Gewaltdelikte gemeldet. Dies sind rund ein Drittel mehr als im Vorjahr und zwei Drittel mehr als 2001/02. Auffällig ist ein Trend zur Verrohung, der sich in einem Anstieg der Fälle von gefährlicher Körperverletzung niederschlägt. Zudem gibt es eine deutliche Zunahme schwerer Angriffe gegen Lehrer. Dies ist die Bilanz des aktuellen Berichts „Gewaltsignale aus Berliner Schulen“, den Bildungs-Staatsekretär Thomas Härtel (SPD) und Innen-Staatssekretär Ulrich Freise (SPD) gestern vorstellten.

Die erhöhte Gefährdung der Lehrer sei „besonders Besorgnis erregend“, sagte Härtel. Demnach kam es bei der Hälfte der 97 Angriffe auf Lehrer zu Körperverletzungen. Im Vorjahr war dies nur bei jedem fünften Übergriff der Fall. Insgesamt stieg die Summe der gemeldeten Fälle von gefährlicher Körperverletzung gegenüber dem Vorjahr von 84 auf 182.

Diese Steigerung erklärt sich allerdings nicht nur durch eine stärkere Verrohung der Jugendlichen. „Die Schulen melden offenbar zunehmend Fälle, die ihnen früher nicht der Rede wert waren“, betonte Härtel. Dies sei sehr zu begrüßen, da es auf diese Weise für die Schulpsychologen leichter sei zu reagieren. Im Übrigen müsse man die Zahl der Fälle ins Verhältnis zur Zahl der Schulen setzen: Angesichts von 560 gemeldeten Vorfällen aus rund 1000 Schulen mit etwa 460 000 Schülern handele es sich um einen Vorfall in jeder zweiten Schule pro Jahr.

Innenstaatssekretär Freise wies auf den „exorbitant hohen Anteil“ von Tätern nichtdeutscher Herkunft hin. Diese seien für mehr als die Hälfte der Fälle von Jugendgruppengewalt an Schulen verantwortlich, obwohl sie nur rund ein Viertel der Bevölkerung ausmachen. Es gehe nicht darum, diese Bevölkerungsgruppe zu stigmatisieren, betonte Freise. Die höhere Gewaltbereitschaft dieser Jungen habe mit Integrationsproblemen und Bildungsdefiziten zu tun.

Selbst die Grundschulen sind nicht frei von Gewalt. 139 der 560 gemeldeten Vorfälle ereigneten sich bei ihnen, darunter 87 Fälle von Körperverletzung bzw. gefährlicher Körperverletzung. In den Vorjahren waren im Schnitt nur rund 40 derartiger Delikte an Grundschulen gemeldet worden. Staatssekretär Freise ermutigte die Lehrer, Jugendliche, die wiederholt straffällig werden, unbedingt anzuzeigen, denn „Gewalt tolerieren fördert Gewalt“. Generell hätten Pädagogen aber einen „gewissen Ermessensspielraum“ in der Frage, ob ein Vorfall zur Anzeige gebracht werden müsse. Besonders in den Grundschulen müsse man genau abwägen, ob eine Anzeige angemessen sei, denn hier komme es häufiger auch unabsichtlich zu Körperverletzungen, meint Freise.

Weitere Informationen im Internet: www.senbjs.berlin.de/schule

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