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Berlin: Schüler stärken gegen den Frust

Von Sigrid Kneist Nach der Bluttat von Erfurt werden sich Lehrer, aber auch Eltern und Schüler noch mehr als bisher mit der Frage beschäftigen, wie man mit frustrierten Schülern umgehen kann, auf welche Signale man vielleicht achten kann. Für Schulstaatssekretär Thomas Härtel eine schwierige Frage.

Von Sigrid Kneist

Nach der Bluttat von Erfurt werden sich Lehrer, aber auch Eltern und Schüler noch mehr als bisher mit der Frage beschäftigen, wie man mit frustrierten Schülern umgehen kann, auf welche Signale man vielleicht achten kann. Für Schulstaatssekretär Thomas Härtel eine schwierige Frage. „Denn nicht jeder verhaltensauffällige Schüler ist ein potenzieller Gewalttäter“, sagt Härtel. Aber wichtig sei, dass Schüler Vertrauen zu ihren Lehrern haben und auch den Mut, sich ihnen anzuvertrauen, wenn sie vielleicht von Gewaltphantasien bei Mitschülern hören. Und Lehrer müssten sich die Zeit nehmen, ihren Schülern zuzuhören.

„Allerdings kann eine Schule nicht alle Konflikte lösen. Sie muss aber das tun, was in ihrer Verantwortung liegt“, sagt Härtel. Außerdem forderte der Schulstaatssekretär, dass sich die Schule öffnen müsse. Es müsse eine engere Vernetzung mit anderen Institutionen wie den Jugendämtern, der Einsatzgruppe Jugendgewalt bei der Polizei oder auch den Sportverbänden geben. „Wir haben in unserer Gesellschaft noch viel zu tun“, sagt Härtel. Lehrer müssten bei ihrer Arbeit Rückendeckung haben, damit sie sich im Notfall nicht nur auf Vorschriften berufen, sondern auch mal über Formalien hinwegsetzen.

Ralf Schiweck kennt es aus dem Alltag an seiner Hauptschule, dass Frustration der Schüler in Gewalt oder Gewaltandrohung umschlägt. Er ist Rektor an der Waldenburg-Oberschule in Schöneberg. Schiweck macht dabei die Erfahrung, dass diese Gewalt sich bei seinen Schülern sehr direkt äußert. „Die Schüler handeln dann aus der Situation heraus“, sagt er. „Die Hauptschüler sind unmittelbar und direkt.“ Dagegen sei der Amoklauf in Erfurt ja keine spontane Tat, sondern lange geplant gewesen. Um Schülern zu helfen, sei es besonders wichtig, eine persönliche Bindung aufzubauen. Er könne sich dabei aber schon vorstellen, dass dies gerade an Gymnasien mit Klassen, in denen mehr als 30 Schüler sitzen, schwer ist.

Schulverweise müssen auch an Schiwecks Schule zuweilen ausgesprochen werden. Schüler würden dann aber in jedem Fall nachbetreut, da man sie damit nicht alleine lassen könne. Seit einigen Jahren gebe es auch verschiedene Projekte, um gescheiterte Schüler aufzufangen. Beispielsweise gebe es Maßnahmen für Schulschwänzer oder auch Modelle, in denen andere Formen des Lernens als im normalen Unterricht praktiziert werden. Seitdem ist nach Schiwecks Angaben die Zahl der Verweise an seiner Schule gesunken. Schiweck regt an, dass sich vielleicht auch Gymnasien für solche Projekte öffnen sollten.

In der Heinz-Brandt-Hauptschule in Weißensee gibt es eine Schulstation und psychologische Betreuung, sagt Rektorin Karla Werkentin. Man arbeite zudem eng mit dem Jugendamt zusammen. Viele der Jugendlichen ihrer Schule kämen aus problematischen Familienverhältnissen. Aggressionen brächen sich auf verschiedene Weise Bahn. Bisweilen richten sie sich nach Angaben der Schulleiterin nach innen, oder aber sie schlagen sich in „simpler Zerstörungswut“ nieder. Gewalttätige Übergriffe gegen Lehrer hat Werkentin an ihrer Schule noch nicht erlebt, wohl aber verbale Bedrohungen. Da müsse man dann genau im Einzelfall sehen, wie damit umzugehen ist, sagt Werkentin: „Man kennt seine Pappenheimer.“

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