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Berlin: Schuh-Macherin Angela Spieth

Ein anregender Geruch von Leder empfängt mich in dem großen, geräumigen Geschoss in der Kiefholzstraße in Treptow. Rechts die hellen transparenten Büros für die auffallend junge Belegschaft, links ein Ausstellungsraum für die Produkte: Schuhe in vielen ungewöhnlichen Formen und Farben für Damen-, Herren und Kinderfüße.

Ein anregender Geruch von Leder empfängt mich in dem großen, geräumigen Geschoss in der Kiefholzstraße in Treptow. Rechts die hellen transparenten Büros für die auffallend junge Belegschaft, links ein Ausstellungsraum für die Produkte: Schuhe in vielen ungewöhnlichen Formen und Farben für Damen-, Herren und Kinderfüße. Mit Holzschuhen hat es vor zwölf Jahren begonnen. 40 Stück waren schon eine große Bestellung. Heute liefert Trippen 120 000 Paar im Jahr nach Asien, Amerika und Europa sowie in die vier schicken Geschäfte in Berlin. Im Ausland ist die Marke bekannter als in Deutschland. 120 Mitarbeiter sind es inzwischen, 45 alleine im Werk in Zehdenik. Knapp neun Millionen Euro Umsatz bringen die Kreationen, die noch immer für viele ein Geheimtipp sind – und auch bleiben sollen. Ein „Nischenprodukt“ eben. Der besondere Stil, der nicht nur die Schuhe, sondern auch die Läden so unverwechselbar macht, ist selbst gemacht von der jungen Gründerin.

Ganz in Schwarz sitzt sie da in einem Anzug von Yamamoto, mit schwarzem Haar und dunklen Augen. An der Hand ein auffallend großer Ring. Die Tochter aus einem eher strengen schwäbischen Elternhaus, früh an die engen Grenzen ihres kleinen Dorfs Altdorf gestoßen, lächelt. Nach dem Abitur wollte sie unbedingt nach Berlin.

So hat sie sich mit 18 auf die Socken gemacht, um an der Hochschule der Künste Industriedesign zu studieren. Kunsthandwerk hatte sie schon früher interessiert – für Kunst fand sie sich „nicht gut genug“. Die schöpferische Liebe zu den Schuhen ist dann während eines Praktikums bei einer großen Schuhfabrik in Mosbach entstanden. Nur Maßschuhe hatte sie nicht gelernt zu machen. Gut also, dass sie 1989 in der Design-Transfer-Galerie Maßschuhmachermeister Michael Oehler getroffen hat. Er ist ihr Partner – heute nicht mehr im Privatleben – und die zweite Säule der Firma.

Zwischen Studienabschluss und der hindernisreichen Gründung von Trippen war die bewegte Frau viele Jahre „in freier Berater- und Designertätigkeit rund um den Erdball tätig“, zum Beispiel im Auftrag der taiwanesischen Regierung. Für die Marke Trippen, mit der klaren Designlinie und dem strikten ökologischen Konzept, sieht sie ein stetiges, aber gemächliches Wachstum – so etwa um ein Drittel bis 2010. Persönlich aber möchte sie künftig etwas mehr Freiheit von ihrem anstrengenden Job, sagt sie. Die letzten 20 Jahre war sie immer auf Achse. Zeit für dauerhafte Freundschaften blieb da kaum. Deswegen freut sie sich auf ihr neues Haus in der Puschkinallee, in der auch ihr Partner mit seiner Familie eine Wohnung einrichten wird. Trippen hießen übrigens im Mittelalter die hölzernen Überschuhe, mit denen die kostbaren Schnabelschuhe draußen geschützt wurden.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Angela Spieth (41).

Die Designerin ist geschäftsführende

Gesellschafterin der

Trippen, A. Spieth., M. Oehler GmbH. Die Firma gibt es seit 1994, sie hat heute

120 Mitarbeiter.

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