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Berlin: Schulausfall: Eltern fordern Rechenschaft

Zusätzliche Probleme durch Personalratswahlen

Berlins Eltern wollen den Unterrichtsausfall nicht mehr tatenlos hinnehmen: Ihr höchstes Gremium, der Landeselternausschuss, fordert jetzt, dass jede Schule ihre Zahlen zur Lehrerausstattung und zum Stundenausfall am Schwarzen Brett oder im Internet veröffentlichen muss. „Nur so kann man in jedem Einzelfall die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen“, begründet Landeselternsprecher André Schindler den Beschluss.

Anlass für den Vorstoß sind die immer neuen Hiobsbotschaften aus den Schulen. Die jüngsten Fälle kommen aus Tempelhof-Schöneberg. Lehrer und Eltern der Georg-von-Giesche-Realschule haben jetzt mit wütenden Briefen an Bildungssenator Klaus Böger (SPD) darauf hingewiesen, dass die achten Klassen zurzeit keinen Chemie- und Musikunterricht erhalten.

Auch die Gustav-Heinemann-Gesamtschule hat zu wenig Lehrer: Rund 40 Unterrichtsstunden können nur deshalb erteilt werden, weil Kollegen mehr unterrichten als sie müssten. Die Lage hat sich noch dadurch verschärft, dass sich ein Lehrer in den Hauptpersonalrat wählen ließ: Für diese Aufgabe werden ihm fünf Unterrichtsstunden erlassen, so dass er mitten im Abitur seinen Leistungskurs in Politischer Weltkunde verlässt. Die Stunden werden zwar vertreten, aber Schulleiter Karl Pentzliehn ist dennoch verärgert: „Wenn ich einen Kurs habe, an dem mir was liegt, lasse ich ihn nicht im Stich“, steht für ihn fest. Ähnlich sieht André Schindler die Lage: „Der Lehrer muss sich doch fragen: Was ist wichtiger – die Schüler oder der Personalrat?“

Laut Bildungsverwaltung sind 87 Lehrerstellen für die Personalratsarbeit reserviert. Die Bildungsgewerkschaft GEW meint, dass diese Zahl für rund 30 000 Lehrer angemessen sei. CDU-Bildungspolitiker Gerhard Schmid hat da Zweifel. Obwohl er GEW-Mitglied ist und jahrelang ehrenamtlicher GEW-Referatsleiter war, hält er die Freistellungen für übertrieben. Der Gesamtpersonalrat sei zudem „inhaltlich überflüssig“, weil seine Aufgaben von den bezirklichen Personalräten und dem Hauptpersonalrat mit übernommen werden könnten.

Ganz unterschiedlich bewerten Schmid, Pentzliehn und Schindler die Möglichkeit, den Unterrichtsausfall trotz Personalmangels zu senken. Schmid sagt, dass es in den meisten Fällen damit getan wäre, wenn die Schulleiter Mehrarbeit verordneten. Pentzliehn und Schindler dagegen verweisen auf die Verwaltung: Es gelinge der Schulaufsicht in den Bezirken und in der Hauptverwaltung einfach nicht, die knappen Ressourcen richtig zu verteilen.

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