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Berlin: Schuldig des schlechten Geschmacks

Eine Messe oder ein Festival krönt man am besten mit der Verleihung von Preisen. In der Regel geschieht das zum Schluss – es sei denn, bei der Veranstaltung handelt es sich um etwas so Exquisites wie die Internationale Fachmesse „Venus 2002“.

Eine Messe oder ein Festival krönt man am besten mit der Verleihung von Preisen. In der Regel geschieht das zum Schluss – es sei denn, bei der Veranstaltung handelt es sich um etwas so Exquisites wie die Internationale Fachmesse „Venus 2002“. Die endete gestern auf dem Messegelände unterm Funkturm, der bei einiger Fantasie ohne weiteres als Phallussymbol durchgeht. Die Venus Awards wurden aber schon am Mittwoch vergeben, auf dass sich die Preisträger vor aller Öffentlichkeit in ihrem Glanze sonnen und ihren Stand damit dekorieren konnten. Der Höhepunkt nach tagelangem Vorspiel kam aber doch am Samstagabend im „Adagio“, der Kellerbar unter dem Musicalgebäude am MarleneDietrich-Platz: „Venus-Vibration“, die Awards Party mit einem ganz besonderen Stargast – Larry Flynt, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Der berühmt-berüchtigte Verleger des US-Pornoblatts „Hustler“ ist in Berlin bestens bekannt, selbst unter feingeistig-keuschen Kinogängern, wurde doch die Verfilmung seines bewegten Lebens durch Milos Forman auf der Berlinale 1997 mit dem Goldenen Bären geehrt. Larry Flynt, der in einer winzigen Nebenrolle auftrat (als sein eigener Richter!), wurde von Woody Harrelson gespielt, eine ambivalente Figur, halb fieser Pornokrat, halb unerbittlicher Kämpfer für die Pressefreiheit. Auch er habe Flynt letztlich nie ganz verstanden, könne nicht sagen, wer genau er sei, beschrieb Forman damals sein Dilemma, was ihr gerade faszinierte. Auf eines kann man sich aber gewiss einigen, der Film-Flynt selbst hat es nahe gelegt: „Schuldig bin ich doch nur wegen… schlechten Geschmacks.“ ac

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