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Berlin: Schule beginnt – Unterricht fällt aus

Noch immer sind Lehrerstellen unbesetzt, obwohl es schon am Montag mit dem Lernen losgehen soll

Die Schule hat wieder angefangen – jedenfalls für die Lehrer. Obwohl erst am Montag der erste Schultag ist, müssen sich alle Lehrkräfte schon heute in den Schulen einfinden, ihre Stundenpläne abholen und Absprachen treffen. Was sie da zu hören bekommen, wird nicht allen gefallen: Nach übereinstimmenden Schätzungen der Bildungsgewerkschaft GEW und Schul-Fachleuten sind zurzeit noch rund 150 Lehrerstellen unbesetzt. Einige Schulen planen deshalb nach Tagesspiegel-Recherchen vom ersten Tag Unterrichtsausfall ein.

Dies gilt etwa für das Steglitzer Paulsen-Gymnasium, das zwölf Stunden in Physik nicht besetzen kann. „Wir haben in einige Stundenpläne keine Namen schreiben können“, sagt Direktor Jobst Werner. In 24 Dienstjahren sei es ihm noch nie passiert, dass kurz vor Schulbeginn noch zwei Stellenbesetzungen unklar waren. Dadurch fehlen dem Gymnasium 52 Stunden Mathematik und Physik, von denen Werner nur 40 ausgleichen kann, indem er „leider Arbeitsgruppen und Teilungsunterricht streichen muss“. Ähnlich sieht es am Schöneberger Robert- Blum-Gymnasium aus, wo Leiter Martin Kraschewski ebenfalls noch auf zwei Lehrer für Mathematik und Physik wartet.

Eng ist auch die Personalausstattung am Lankwitzer Beethoven-Gymnasium. Direktor Wolfgang Harnischfeger muss den Mathematik- und Physikunterricht in der Mittelstufe reduzieren, weil Lehrer fehlen. Laut GEW-Chefin Rosemarie Seggelcke werden nächste Woche einige Lehrer aus Gesamtschulen an Grundschulen versetzt, um Löcher zu stopfen. „So eng war es noch nie“, sagt sie mit Hinweis auf die überall fehlende Vertretungsreserve. CDU-Bildungsexperte Gerhard Schmid rechnet damit, dass sich die Lage im Herbst bei der ersten Grippewelle noch erheblich zuspitzen wird. Genug Lehrer gibt es für das neue Ethikfach.

Die dünne Personaldecke beunruhigt die Oberschulen auch deshalb, weil sie in diesem Jahr erstmals das Zentralabitur durchziehen müssen. Es bringt einen völlig neuen Zeitplan mit sich: Für die Korrektur der Klausuren in den Hauptfächern sind dann nicht mehr acht, sondern nur noch etwa vier Wochen Zeit. Das sei kaum zu schaffen – vor allem dann nicht, wenn die gleichen Kollegen auch noch am Mittleren Schulabschluss beteiligt seien, befürchtet Harnischfeger. Andere Schulleiter meinen hingegen, der Zeitdruck tue einigen Kollegen ganz gut.

Ungelöst ist noch die Frage, wie die Oberschulen die Schüler künftig mit warmem Essen versorgen: Ab jetzt dauert der Unterricht ab Klasse 7 bis in den Nachmittag hinein, weil die Schüler für das verkürzte Abitur gewappnet sein sollen. Bislang gebe es keine Schule, die den zusätzlichen Unterricht auf den Sonnabend verlagern will, sagt Harald Mier vom Verband der Oberstudiendirektoren. Allerdings hegt die Weddinger Hoover-Realschule Pläne für eine Kantine im Nachbarhaus. Andere Schulen wollen zumindest ihre Cafeterien ausweiten. Das Gymnasium zum Grauen Kloster erwägt, nahe Kirchenräume als Mensa zu nutzen.

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