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© dpa

Schule für Prediger: Imam-Internat im früheren DDR-Kulturhaus

In Karlshorst hat Deutschlands erste Schule für muslimische Prediger mit dem Unterricht begonnen. Das Haus in der Wallensteinstraße war zu DDR-Zeiten ein Kulturhaus für Eisenbahner.

Das Haus in der Lichtenberger Wallensteinstraße war in der DDR ein Kulturhaus für Eisenbahner. Eigentümer des Baus am verschlafenen Rummelsburger Bahngelände ist inzwischen die Deutsche Bahn. In Zukunft soll er mit dem irdischem Schienenverkehr nichts mehr zu tun haben, stattdessen wird er zum Ort spiritueller Lehrstunden: Das frisch renovierte Gebäude in Karlshorst beherbergt neuerdings die erste Privatschule für Imame in Deutschland. Ein Internat mit Vollpension und dem Einrichtungscharme einer Jugendherberge.

Schon jetzt arbeiten in den vier Seminarräumen „Vorklassen“, wie Schulleiter Alexander Weiger sie nennt. Der offizielle Unterricht beginnt in Kürze, wenn die Schule ins Berliner Schulverzeichnis eingetragen ist, erklärt der zum Islam konvertierte Deutsche. Im ersten Schuljahr sollen zwei Klassen mit je 16 Schülern starten, die jährlich 4000 Euro Studiengebühr aufbringen müssen. Bis zu 68 Lehrlinge können hier zu zertifizierten Predigern ausgebildet werden. Dabei werden Bewerbungen ausschließlich von Männern angenommen. Predigerinnen, die es im Islam für Frauen in der Gemeinde gibt, können hier nicht ausgebildet werden. „Vielleicht eines Tages mal“, sagt Weiger, aber dafür bräuchten sie andere Räume und Lehrkräfte. „Gemeinsamen Unterricht verbietet unsere Religion.“

Das „Institut Buhara“, Träger der Lehrstätte, ist ein Berliner Verein mit etwa 300 überwiegend türkischstämmigen Mitgliedern, die sich zum mystischen Glaubensorden der Sufi bekennen, vergleichbar mit Esoterikern islamischen Glaubens. „Wir haben uns dazu entschlossen, eine Imam-Schule zu gründen, da es in Deutschland derzeit so gut wie keine staatlichen Bildungseinrichtungen gibt, die für eine Ausbildung islamischer Geistlicher Sorge tragen“, heißt es auf der Buhara-Internetseite. Tatsächlich werden immer noch viele Prediger in Deutschland aus den Herkunftsländern der Gemeindemitglieder eingeflogen, die kaum Deutsch sprechen und sich im deutschen Alltag kaum auskennen.

Das soll nun anders werden. Die neuen Imame von der Karlshorster Akademie sollen für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts gewappnet werden: Neben klassischen Ausbildungsfächern wie Koranlehre, Arabisch und Religion würden die künftigen Prediger auch in Kunst und Gesellschaftskunde unterrichtet. Die Bewerber sollen in Deutschland aufgewachsen und hier zur Schule gegangen sein.

Trotz der betonten Weltoffenheit des Vereins verteilte die rechtsextreme NPD im Dezember und Januar Flyer, in denen sie vor einem „Akt der Missionierung“ warnte. Es werde „klammheimlich“ und ohne Informierung der Bürger eine Koranschule errichtet. Doch auch wenn die Schule für manche eine Überraschung ist, der Vorwurf trifft nicht zu. Seit 2004 verhandelt der islamische Verein mit dem Bezirk über eine Baugenehmigung, das geht aus der Antwort auf eine Kleinen Anfrage der Lichtenberger CDU-Fraktion vom Mai 2008 hervor. Zumindest der Bezirk weiß also lange Bescheid.

Neugierige Besucher will die Schule vorerst keine mehr zulassen, damit sich die Schüler auf den Unterricht konzentrieren können. Doch die Vereinsleiter laden am 6. März zum Tag der offenen Tür ein. Ferda Ataman

Ferda Ataman

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