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© Kleist-Heinrich

Schule: Hausaufgaben für das neue Schuljahr

Nach den Ferien werden die Weichen gestellt: Bis Ende 2008 will Bildungssenator Jürgen Zöllner seine Pläne für die Hauptschule vorlegen.

Das Rätselraten über die Zukunft der Hauptschule wird bald ein Ende haben: Bis zum 31. Dezember wird Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) dem Parlament seinen Vorschlag zur Reform der Berliner Schullandschaft unterbreiten. Dies kündigte er gestern an. Zudem gab er einen Überblick über alle anderen anstehenden Neuerungen. Der Senator geht davon aus, dass die Schulen „quantitativ und qualitativ gestärkt“ in das neue Schuljahr starten.

Hauptschule. Zöllner hatte im Mai vom Bildungsausschuss des Abgeordnetenhaus einen „Prüfauftrag zur Weiterentwicklung der Schulstruktur“ erhalten. Darin war von der „Überwindung der Hauptschule“ die Rede. Auch SPD-Chef Michael Müller lässt keinen Zweifel daran, dass er von einer Abschaffung der reinen Hauptschule ausgeht. Man könne sie mit den Realschulen fusionieren, während parallel die Pilotphase zu den Gemeinschaftsschulen anläuft, heißt es in der Koalition.

Gemeinschaftsschule. Mit dem neuen Schuljahr starten die ersten elf Gemeinschaftsschulen ab Klasse 1 und ab Klasse 7. Die beteiligten Lehrer wurden gezielt fortgebildet. Zudem läuft jetzt die Bewerbungsphase für weitere Gemeinschaftsschulen, die erst 2009 starten wollen.

Lehrerversorgung. Seit Beginn des Jahres 2008 wurden 816 neue Lehrer eingestellt, darunter auch 140, die als „Lehrerfeuerwehr“ bei Langzeiterkrankungen einspringen. Zöllner geht deshalb davon aus, dass die Schüler „bestmöglich“ gefördert werden könnten. Mieke Senftleben (FDP) dagegen hält den Unterrichtsausfall schon jetzt für „programmiert“, weil es in Mangelfächern nicht genügend Lehrer gebe. Sascha Steuer (CDU) erwartet einen „wackeligen“ Schulstart.

Erzieherausstattung. Grundschulen und GEW warnten schon lange einem Erziehermangel in den Horten. Zöllner hat jetzt rein rechnerisch 200 zusätzliche Stellen geschaffen, indem er Teilzeitkräfte auf volle Stellen aufstockte. Dies hat für die Erzieherinnen den Vorteil, dass sie ein auskömmlicheres Gehalt bekommen, wird aber wird vom Regionalbeauftragten des Bundes Freiheit der Wissenschaft, Oberschulrat Gerhard Schmid, scharf kritisiert. Er hatte dafür plädiert, zusätzliche Teilzeitkräfte einzustellen, weil man mit ihnen besser auf den sehr unterschiedlichen Bedarf in den Schulen reagieren kann als mit Vollzeitkräften: Nachmittags braucht man in den Schulen mehr Betreuungskräfte als frühmorgens und spätnachmittags. Durch die vielen Ganztagskräfte hat man jetzt aber in den Randstunden mehr Personal als nötig, während in den Stoßzeiten bis zu 40 Kinder pro Erzieherin vorkommen können, wie Abteilungsleiter Erhard Laube gestern zugeben musste. Hier würde „Sozialpolitik auf dem Rücken der Kinder“ ausgetragen, findet Schmid.

Personalzuschläge. Mit Beginn des Schuljahres ändern sich die Kriterien für die Zusatzförderung von Schülern. Während bisher nur Klassen mit einem hohen Migrantenanteil zusätzliche Lehrer bekamen, profitieren jetzt auch Kinder aus sozial schwachen Familien. Ausgangspunkt ist die Frage, ob ein Kind „lernmittelbefreit“ ist. Dies gilt in Berlin für 97 000 Schüler – also jeden vierten. Kinder, die sowohl Sprachförderbedarf haben als auch „lernmittelbefreit“ sind, erhalten laut Zöllner die doppelte Förderung. Özcan Mutlu von den Grünen ist dennoch skeptisch. Er verweist darauf, dass Schulen mit einem hohen Migrantenanteil Lehrer verlieren, weil sie nun auch in Schulen mit vielen sozial schwachen deutschen Kindern verteilt werden müssen.

Jahrgangsmischnung. Mit dem neuen Schuljahr starten weitere Schulen mit dem sogenannten Jahrgangsübergreifenden Lernen (Jül). Insgesamt werden dann 265 der 379 Schulen die Erst- und Zweitklässler zusammen unterrichten. Die restlichen Schulen müssen erklären, bis wann sie sich der Reform ebenfalls anschließen. Einen festgelegten Zeitpunkt, bis wann dies passieren muss, gibt es aber nicht. Ursprünglich sollten alle Schulen spätestens jetzt beginnen. Zöllner sah davon aber wegen vieler Proteste ab.

Neue Sozialarbeiter. Nach den Haupt- und Sonderschulen erhalten jetzt auch Grund- und Berufsschulen Sozialarbeiter. Allerdings beginnt die Ausstattung nur allmählich ab Januar 2009. Den Grundschulen stehen 2,1 Millionen Euro zur Verfügung, den Berufsschulen vorerst nur 286 000 Euro.

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