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Menschen, die Schülern das Rechnen beibringen, sind in Berlin Mangelware.

© picture alliance / Julian Strate / dpa

Schule in Berlin: Vorschläge gegen den Lehrermangel

Weg frei für mehr Quereinsteiger, Wohnraum für Studenten und Stipendien für Bachelor-Absolventen: Die Fraktionen haben Ideen zur Verbesserung der Versorgung vorgelegt. Und die Verbeamtung?

Die Fraktionen von Grünen und SPD haben zur Bewältigung des Lehrermangels eigene Vorschläge entwickelt, die teilweise über das von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) vorgestellte Maßnahmenpaket hinausgehen.

Die Grünen schlagen unter anderem vor, alle Fächer zu Mangelfächern zu erklären und somit für den Quereinstieg zu öffnen. Momentan werden nur Quereinsteiger eingestellt, die ein Fach studiert haben, für das ein Bedarf besteht – das sind Mathematik, Informatik, Physik, Chemie, Musik, Sport, Sonderpädagogik, Englisch und Deutsch. Außerdem wollen die Grünen, dass auch bestimmte Bewerber, die kein Schulfach studiert haben, zugelassen werden – mit der Option, ein Fach nachzustudieren.

Quereinstieg erleichtern

So könnten beispielsweise Architekten Kunst unterrichten oder Pharmazeuten Chemie. Auch Bewerbern mit dem Fach „Deutsch als Fremdsprache“ sollte ein Weg in den Schuldienst geebnet werden. Die Grünen wollen zudem, dass ausländische Abschlüsse schneller anerkannt werden. Und wenn Stellen nicht besetzt werden, sollten Schulen die finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt werden, um sich Unterstützung von „außen“ einzukaufen. Dies könnten Leistungen von freien Trägern, Verwaltungskräfte oder Sozialarbeiter sein.

Wohnraum und Stipendien

Die SPD-Fraktion will verstärkt bei der Lehrerausbildung ansetzen. Es müsse geprüft werden, welche Hindernisse und studienverlängernden Bedingungen es gebe. Dazu sollen Gespräche mit den Hochschulen und Studierenden geführt werden. Auch müssten alle Möglichkeiten geprüft werden, um Wohnraum für Studierende zu schaffen.

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Darüber hinaus sollen Stipendien eingeführt werden, um Bachelor-Absolventen in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern zu veranlassen, sich für einen Lehramts-Master zu entscheiden. Die SPD-Fraktion setzt sich wie der Senat für die Anerkennung von „Ein-Fach-Lehrern“ ein. Auch für Quereinsteiger mit nur einem Fach solle der Einstieg in den Schuldienst erleichtert werden.

„Unsere besondere Sorge gilt der Verteilung der neu einzustellenden Fachkräfte“, heißt es in dem Entwurf des SPD-Positionspapiers. Die Sozialdemokraten befürchten, dass gut ausgebildete Lehrkräfte eher an Schulen in bürgerlichen Kiezen gehen, während Quereinsteiger an Brennpunktschulen landen. Die SPD setze sich deshalb für eine „aktive Personalpolitik“ ein, die die Verteilung der neuen Kräfte stärker steuere.

Referendare besser bezahlen

Regina Kittler von der Linken schlug vor, Referendare besser zu bezahlen und mehr Stipendien zu gewähren. Zudem solle es Musikern, die oftmals „prekär“ lebten, erleichtert werden, neben ihrer kreativen Tätigkeit in Teilzeit als Lehrer zu arbeiten. Zudem schlägt Kittler vor, die "Synchronisation von Hochschule und Schule zu verbessern", damit Masterabsolventen sofort in das Referendariat wechseln könnten, was bisher nicht möglich sei. Den Einsatz der neuen „Sprachlernassistenten“ sehen die Linken kritisch.

Unterschiede bei der Altersversorgung ausgleichen

Der bildungspolitische Sprecher der FDP, Paul Fresdorf, fordert, dass der Lehrerberuf in Berlin attraktiver werden müsse. Dazu gehöre, dass jedem Lehrer ein eigener Arbeitsplatz in der Schule zur Verfügung gestellt werde. Außerdem müssten die Unterschiede bei der Bezahlung und bei der Altersversorgung zwischen Angestellten und Beamten gelöst werden. Eine Rückkehr zur Verbeamtung fordert die FDP aber nicht.

Verbeamtung erneut diskutieren

Die CDU, die normalerweise immer für die Wiederverbeamtung der Lehrer zur Bekämpfung des Personalmangels eintritt, äußerte sich am Montag nicht. Stattdessen meldete sich der Referendarausbilder, Buchautor und Berliner Lehrer des Jahres, Robert Rauh zu Wort. Er forderte eine "ideologiefreie Diskussion über die Wiedereinführung der Verbeamtung von Lehrkräften". Berlin leiste sich als einziges Bundesland, seine Lehrkräfte nicht zu verbeamten. Das sei ein entscheidender Standortnachteil und es sei dabei "zweitrangig, ob man die Verbeamtung von Lehrern grundsätzlich falsch findet", so Rauh, der Lehrer im Lichtenberger Barnim-Gymnasium ist.

Sollte es in den nächsten Schuljahren zu einer Versorgungslücke von Lehrkräften für den regulären Unterricht sowie für Integration und Inklusion kommen, laufe das auf ein "Staatsversagen" hinaus, meint Rauh, Denn der Mangel sei "größtenteils hausgemacht, weil die große Pensionierungswelle seit Jahrzehnten bekannt ist und weil die Deckelung der Studienplätze für die Grundschule viel zu spät aufgehoben wurde".

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