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Berlin: Schule: Kluges Kerlchen

Dass mit Lennart etwas nicht stimmte, merkten seine Eltern, als er ein Jahr alt war. Früher als andere Kinder kannte er die Farben und fing an zu zählen.

Dass mit Lennart etwas nicht stimmte, merkten seine Eltern, als er ein Jahr alt war. Früher als andere Kinder kannte er die Farben und fing an zu zählen. Mit zwei wusste der Junge nicht nur, ob ein VW vorbeifuhr, sondern auch, ob es sich um einen Polo, Golf oder Passat handelte. Mit drei fing er an zu lesen und zu rechnen. Als er vier war, wurde klar, das man mit der Einschulung nicht mehr lange warten durfte. Mit fünf Jahren und drei Monaten war Lennart in diesem Jahr Berlins jüngster ABC-Schütze.

Was sich jetzt so reibungslos anhört, war eigentlich eine Herausforderung. Erstmal mussten die Eltern ja dahinterkommen, warum ihr Kind häufig unausgeglichen, bockig oder unruhig war. "Lennart hatte einfach Langeweile", sagt seine Mutter, die ihren Familiennamen nicht in der Zeitung sehen will, weil sie schon genug schlechte Erfahrungen machen musste: Wie so viele Eltern hochbegabter Kinder standen auch sie zunächst unter dem Verdacht, "überehrgeizig" zu sein und ihr Kind gedrillt zu haben.

In Wirklichkeit war es das Kind selbst, das wie der kleine Häwelmann in Theodor Storms Märchen immer "mehr, mehr" schrie. Er wollte nicht puzzeln, sondern rechnen und "saugte alles auf wie ein Schwamm", erzählt sein Vater, ein Wirtschaftsingenieur. Als sie merkten, dass dies alles mehr war als nur eine "Phase", wandten sich Lennarts Eltern an die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind. So landete der Sohn mit dreieinviertel beim Englischkurs.

Glücklicherweise hatte der begeisterte Comic-Leser einen guten Kinderarzt, der seine Eltern ermutigte, ihren Sohn vorzeitig einzuschulen. Sie brauchten diesen Rückhalt, denn im Kindergarten gab es nur ein "müdes Lächeln" und skeptische Fragen. Dass sie die Sache dann aber tatsächlich durchzogen und auch den Schulrat überzeugen konnten, hat vor allem mit Claudia Laube zu tun, die schon in der DDR über Hochbegabtenförderung geforscht hatte und die "Betroffenen" bei der schulpsychologischen Beratungsstelle in Treptow auch nach der Wende betreute. Sie machte mit Lennart einen Intelligenztest, und damit war die Sache klar.

Lennarts Mutter ist Hausfrau. Sie ist froh, dass ihr Sohn nicht nur gern liest, sondern auch ausgelassen mit Autos spielt. Durch ihre Zuwendung hat sie es geschafft, dass die Balance gehalten und dass die Begabung entdeckt wurde.

sve

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