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Abgeworben: 700 Berliner Lehrer wollen nach Brandenburg

Die Abwerbekampagne Brandenburgs hat offenbar Erfolg bei den Lehrern. Das Land lockt Bewerber offensiv mit Beamtenstatus. Der Berliner Senat hat bislang kein Problem mit der Aktion

Potsdam - Brandenburgs Lehrer-Abwerbekampagne zeigt Wirkung in Berlin. Darauf deutet die Flut von Anfragen hin, die im Potsdamer Bildungsministerium und den märkischen Schulämtern eingehen, nachdem das Land seit März bundesweit für Lehrerjobs wirbt. Denn das rot-rot regierte Brandenburg lockt offensiv mit dem Beamtenstatus, den der Berliner SPD/Linke-Senat neu eingestellten Pädagogen verwehrt. „Es gibt seit Beginn der Einstellungs-Offensive 1448 Bewerbungen, davon die Hälfte aus Berlin“, bestätigte Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp am Montag dem Tagesspiegel. Allein seit Veröffentlichung von Anzeigen in überregionalen Tageszeitungen Ende März gab es „300 Bewerbungen“.

Ob Berlin ein Problem bekommt, ist unklar. Niemand weiß, wie viele aktive, im Schuldienst tätige Berliner Pädagogen unter den 700 Bewerbern sind. Erfasst werde zunächst nur der Wohnsitz, erläutert Ministeriumssprecher Stephan Breiding. „Darunter sind auch Arbeitslose oder Brandenburger Referendare, die in Berlin wohnen.“

Jungkamp betonte, dass das Vorgehen im Einklang mit Beschlüssen der Kultusministerkonferenz stehe, und „mit der Berliner Bildungsverwaltung abgestimmt ist“. Er rechne nicht mit Verstimmungen. Noch wird in Berlin die Abwerbekampagne des Nachbarlandes, das erstmals seit 1990 wieder Lehrer in Größenordnungen einstellt, zwar als „unfreundlicher Akt“, aber gelassen gewertet. Bislang habe „eine Handvoll Berliner Lehrer“ beantragt, ins Nachbarland zu wechseln, sagte Jens Stiller, Sprecher der Senatsbildungverwaltung. „Wir sehen das nach wie vor entspannt.“ Im Rahmen des Gastschülerabkommens beider Länder würden jährlich auch 40 Brandenburger Lehrer nach Berlin wechseln.

In Brandenburg warnen Opposition und die Bildungsgewerkschaft GEW hingegen davor, dass Berliner Lehrer jetzt zwar nach Brandenburg wechseln, sich dann aber als Beamte wieder zurückversetzen lassen. Allerdings ist das nicht leicht. Beim Beamten-Wechsel muss das „Geberland“ zustimmen. Und Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) hat im Landtag erklärt, „Freigaben“ nur restriktiv zu erteilen. „Wir werden einen Lehrer mit Sicherheit nicht gehen lassen, wenn er ein Mangelfach unterrichtet.“

Brandenburgs rot-rote Regierung will, wie berichtet, bis zum Jahr 2014 mindestens 1250 neue Lehrer einstellen. Die ersten 450 aus den jetzigen Bewerbungen sollen schon zum nächsten Schuljahr unterrichten. Thorsten Metzner

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