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Abitur: Note: 0,7

Sarra Kebir vom Menzel-Gymnasium ist Berlins beste Abiturientin. Dabei hatte sie in der achten Klasse schon mal eine Fünf in Englisch.

Abitur mit 1,0 – trotzdem ärgert sich die 19-jährige Sarra Kebir darüber. Denn was für viele unglaublich klingt: Sie ist noch besser, als es der offizielle Notendurchschnitt aussagt. Ihre Noten bewegen sich ausschließlich im Einserbereich; überwiegend Eins-plus-Bestnoten. Deshalb liegt ihr wirklicher Notendurchschnitt bei 0,7. Auf den Berliner Abiturzeugnissen steht: „Bei einer Gesamtpunktzahl von 768 und mehr Punkten ergibt sich eine Durchschnittsnote von 1,0.“ Sarra erreichte 825 von 840 möglichen Punkten.

„Das finde ich schon etwas ungerecht“, sagt Sarra. Sie hätte sogar noch mehr Punkte erlangen können, aber in den ersten beiden Semestern „geben die Lehrer ungern die volle Punktzahl“.

Sarra ist ins Menzel-Gymnasium im Hansaviertel in Tiergarten zur Schule gegangen. „Der Unterricht mit mir war für alle Seiten sicherlich anstrengend“, sagt die junge Frau und schmunzelt. Sie habe sich bei Lehrerfragen zu „99 Prozent“ gemeldet. Das hat viele Klassenkameraden eingeschüchtert. Einige reagierten neidisch. Auch die Lehrer wollten nicht immer nur sie drannehmen. Oft habe sie sich dann im Unterricht unterfordert gefühlt.

Muss man hochbegabt sein, um solche Leistungen zu erreichen? Sarra hat ihren Intelligenzquotienten nie messen lassen. Sie besuchte auch keine Hochbegabtengesellschaft. „Ich habe alle Fächer in der Schule gemocht“, erklärt Sarra.

Anregungen bekam sie auch immer wieder durch Freunde. Das waren dann meist keine Klassenkameraden, sondern sehr viel ältere Menschen. Mit ihren Mitschülern kann sie wenig anfangen. Neulich erst war sie mit ihrem Jahrgang abends weg. Da hat sie sich gelangweilt. „Shisha-Rauchen und Alkoholtrinken ist nicht meine Welt“, sagt Sarra, die sämtliche Drogen, auch Koffein, ablehnt. Dafür hat sie viele Hobbys: Tangotanzen, stundenlang joggen, Klavier- oder Flötespielen. Sie schreibt Gedichte, kocht gerne und spielt Theater. Sie liest gern – auf Englisch. Politisch interessiert sie sich für ein bürgernahes Europa. Ihre Leistungsfächer waren Englisch und Politikwissenschaft.

Abgesehen von ihren geisteswissenschaftlichen Neigungen interessiert sie aber auch das Technische. Sie will in Karlsruhe Wirtschaftsingenieurwesen studieren. Dieser Fachbereich der Karlsruher Universität ist besonders renommiert. „Dieser mathematische Studiengang ist eine neue Herausforderung für mich.“ Später will sie Managerin bei einer großen Firma werden. Vielleicht auch Unternehmensberaterin. Auf jeden Fall will sie während des Studiums für eine Weile ins Ausland gehen, nach Frankreich.

Da wird die Sprache kein Problem sein, Sarra kann perfekt Französisch. Ihr Vater ist Algerier, ihre Mutter kam aus der DDR. Ihr Vater hatte in Berlin Theaterwissenschaft studiert und Sarras Mutter an der Humboldt-Universität getroffen.

Nicht immer war Sarra in der Schule überragend. „In der Pubertät war ich sehr anstrengend“, meint sie. In der achten Klasse stand sie in Englisch mündlich sogar mal bei mangelhaft. Dann wurde sie aber immer besser. Ihre schlechteste Klausur in den vergangenen vier Jahren war eine Zwei minus. In Kunst. Auch auf dem Abizeugnis war Kunst ihr „Problemfall“, nur eine Eins minus.

Alexander Schäfer

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