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Ausbildung: Lernen leicht gemacht

Studenten bringen Schülern in Workshops Schlüsselkompetenzen für die Schule und das Studium bei. Künftige Pädagogen sammeln damit Praxiserfahrung, die während ihres Studiums oft zu kurz kommt.

Vokabellernen oder das Pauken von Namen historischer Persönlichkeiten gehört nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen von Schülern. Silke Hiller will das ändern: Sie vermittelt Schülern verschiedene Lerntechniken – und macht ihnen das Auswendiglernen so leichter. Eine der Methoden ist die sogenannte Körperliste: „Man kann den eigenen Körper dafür nutzen, sich ganz einfach bis zu zwanzig Begriffe zu merken“, erklärt die 25-jährige Grundschulpädagogin den Schülern einer fünften Klasse der Charlottenburger Ludwig-Cauer-Grundschule.

Heute geht es in den ersten beiden Stunden um die Namen der amerikanischen Präsidenten. Von den Füßen über die Knie, von den Beinen bis zu den Schultern und Haaren werden die Namen einzelnen Körperteilen zugeordnet. Damit das Lernen noch besser gelingt, bilden die Schüler Merksätze. Bei Richard Nixon schlägt Arman vor: „Der Nixenschwanz hängt aus der Hosentasche“. Für Tiara sind „Regentropfen, die auf die Schulter fallen“ eine Eselsbrücke zu Ronald Reagan. Barack Obama findet seinen Platz heute ganz oben auf dem Kopf.

Silke Hiller wartet auf einen Referendariatsplatz und engagiert sich währenddessen gemeinsam mit 34 weiteren Studenten in dem Projekt „Studenten machen Schule“. In Oberschulen unterrichten sie damit bereits seit zwei Jahren und vermitteln dort bislang insbesondere Abiturienten Techniken für Präsentationen und wissenschaftliches Arbeiten. „Als immer mehr Lehrer fragten, ob wir unsere Workshops nicht auch für die unteren Klassen anbieten können, haben wir ein neues Programm entwickelt“, sagt Robert Greve, einer der Gründer der Initiative.

Für die fünfte und sechste Klassenstufe bieten die Studenten nun etwa Workshops zum Thema Mediennutzung an. Hier wird den Schülern erklärt, wie sie Informationen im Internet finden sowie Textverarbeitungs- und Präsentationsprogramme nutzen. In anderen Workshops werden Gedächtnistraining, Lernarten und Entspannungsübungen behandelt. Außerdem gibt es Workshops, die Schülern bei der Auswahl des passenden Studienfachs helfen oder für Bewerbungen und die Berufswelt fit machen sollen. Die Workshops umfassen jeweils vier Module, die von den Schulen auch einzeln gebucht werden können.

Die Studenten, die in den Schulen unterrichten, haben bereits mindestens drei Semester auf Lehramt studiert und außerdem an einer Schulung teilgenommen. Für 90 Minuten Unterricht bekommen sie nun 25 Euro. „Für Studenten sind die Workshops außerdem eine tolle Gelegenheit, um Praxiserfahrung zu sammeln, die im Studium viel zu kurz kommt“, sagt Silke Hiller. Sie unterrichtet 15 Stunden pro Woche und hat bereits zwanzig verschiedene Schulen in Berlin kennengelernt. Als Vertretungslehrerin wolle sie stattdessen nicht „verheizt“ werden, sagt Hiller.

Die Workshops der Studenten sind gefragt: Seit Projektbeginn haben rund 5000 Schüler von insgesamt 70 Schulen daran teilgenommen. „Für die Schulen sind die Studenten eine große Bereicherung“, sagt der Leiter der Ludwig- Cauer-Grundschule Manfred Streich: Sie könnten etwa den Umgang mit neuen Medien besser vermitteln als viele Lehrer. Außerdem, so Streich, brächten sie aktuelle Entwicklungen von den Universitäten an die Schulen. Streich hat die Schülerwerkstatt der Studenten deshalb für fünf Klassen und das ganze Schuljahr gebucht.

Schüler Arman weiß aus dem Modul „Lernen lernen“ nun bereits, dass er sich an einem aufgeräumten Schreibtisch besser konzentrieren kann. Außerdem hat er durch einen Test erfahren, welcher Lerntyp er ist. „Beim Sehen und Lesen habe ich gut abgeschnitten“, sagt er: Am besten kann er sich Wissen merken, indem er einen Text liest. Und was die Schüler von den Studenten gelernt haben, hilft auch ihren Lehrern weiter. So nutzt etwa Elisabeth Friesdorf das unterschiedliche Lernverhalten der Schülern für ihren Unterricht. „Bei Gruppenarbeiten teile ich die Schüler nun nach akustischen und optischen Lerntypen auf“, berichtet Friesdorf, die den Einsatz der Studenten nicht mehr missen möchte.

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