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Berlins älteste Eisdiele: Fürst Pückler und Joghurt-Feige vereinen sich

Bei 30 Grad Hitze bleibt so manchem der Mund offen stehen - vor Appetit auf Eis. In Berlins ältester Eisdiele Monheim finden die Kunden fast 30 exotische Eissorten - und Fürst- Pückler-Sahneschnitten.

Während Kinder nach Eis plärren und sich Hunde am liebsten selbst von dem Geschmack überzeugen lassen wollen, quatschen die Stammkunden mit der Besitzerin - alte Freunde. Generation nach Generation kommt immer wieder, um die exotischen Eissorten zu kosten. Die Stammkunden sind das Beste am Laden. Das Eiscafé Monheim ist mit seinen 83 Jahren das älteste und erste Berlins.

Es handelt sich um einen kleinen, schlichten Laden in der Blissestraße in Wilmersdorf, in der Nähe des Volksparks. Zirka zehn Tische jeweils mit einem kleinen Blumenstrauß dekoriert. Schlichtheit geht vor. Zu sehen sind alte Abstellhölzer für die hutförmigen Eiswaffeln mit der verschnörkelten Aufschrift Monheim.

Hinter dem Tresen stapeln sich etliche Papp- und Waffelbecher. Meist steht eine der fünf bis sechs Aushilfen parat um dort jeden Sommer mit Schwung und Witz die hungrigen Mäuler bis Mitte Oktober zu stopfen. Im Keller dreht währenddessen die Chefin Sonja Belowa, seit 1976, das Eis nach alter Rezeptur, von der sie sich nicht abbringen lässt. Sie ist eine kleine, zierliche, aufgeweckte Frau, die aber voll den Durchblick hat. Mit ihrem Humor motiviert sie nicht nur die Kunden zum Kauf, sondern auch ihre Aushilfen zur Arbeit und verbreitet nebenbei gute Laune, wodurch eine ausgelassene Arbeitsatmosphäre entsteht. Man findet sehr schnell raus, ob die Jugendlichen ins Eisgeschäft passen oder nicht. "Manchmal haperts im Kopf! Kopfrechnen ist auch nicht mehr das Wahre!", witzelt die Chefin.

25- 30 verschiedene Eissorten gibt es im Sortiment, sie rät uns ganz speziell zu den Sommertrends 2011: Schokolade-Orange und Joghurt-Feige.

Außerdem ist etwas wirklich Besonderes dieser Eisdiele die Produktion sogenannter (Vanille-Schokolade-Erdbeer) Fürst-Pückler-Schnitten - halbgefrorenes, reines Sahneeis, das in Blechen gefroren und sehr aufwendig gemacht wird und man als Jugendlicher sonst nur aus der Langnese Maschinenproduktion kennt. Die Gäste, vor allem die Stammkunden fliegen darauf! Schließlich gehört Monheim zu einem der einzigen Cafés Berlins, in denen man eine solche Spezialität noch bekommen kann. Früher sei das anders gewesen. Da nahm man sich noch die Zeit. Zeit ist Geld - ein eindeutig überbewertetes Motto! Drei Tage dauert die Produktion. Und das lohnt sich eben doch!

Großartig Werbung muss für ihre Eisdiele nicht gemacht werden. Die verbreitet sich ganz von selbst, lächelt Belowa. Durch die Kunden, durch die Presse und Medien. Bereits mehrere Zeitungen und Zeitschriften schrieben über sie.

Drei Hausbrände und drei Mal einen gefluteten Keller mussten die Besitzerinnen schon überstehen. Unglaublich. 1970 stand ihnen zum ersten Mal die Furcht ins Gesicht geschrieben: Der gesamte Keller stand unter Wasser. Da wird ja das Eis hergestellt. "Das war die totale Katastrophe!", seufzt die jetzige Chefin. Doch mit viel Aufwand und Zusammenhalt schafften sie dieses und die fünf weiteren Unglücke zu überwinden. Das sei die größte Herausforderung gewesen, sagt Belowa - auch weil sich ihre Wohnung 38 Jahre lang im selben Haus befand. Nun brauche sie etwas Abwechslung und Privatsphäre.

Belowa setzt nun auf ihre Nachfolgerin, die freundliche Prisca Gatsche, die seit drei Jahren Frau Belowa dabei hilft, den Holzlöffel zu drehen. "Mit schwereren Entscheidungen schlage ich mich nicht mehr rum! Das darf dann Prisca machen!", sagt Sonja Belowa abschließend. Gatsche ist die Juniorchefin und soll in fünf bis zehn Jahren das Eiscafé übernehmen.

Dieser Text entstand im Rahmen der Tagesspiegel-Schülerakademie.

Britta Hußmann

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