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Schule: Der Wohlfühl-Wagen

Mit dem Croma will Fiat zurück in die Mittelklasse. Das Crossover-Modell überzeugt nicht unbedingt durch Sportlichkeit, aber es bietet komfortable Fahreigenschaften

Als vor gut zehn Jahren der letzte Fiat Croma vom Band lief, hatten die Italienier ein erfolgreiches Modell auf die Beine gestellt. Insgesamt 450 000 Mal wurde das Mittelklasse-Auto zwischen 1985 und 1994 gebaut. Eine plausible Antwort darauf, warum das Produkt danach nicht auf dem Markt präsent war, obwohl es nach Aussage des Marketing-Mannes Basilio Scelza „nicht negativ besetzt war", wissen wohl einzig die Götter über dem Turiner Himmel. Jetzt jedenfalls wurde die Auszeit beendet: Dieser Tage ist der von Stardesigner Giugiaro gezeichnete neue Croma zu den Händlern gerollt und steht für eine Qualitätsoffensive des Fiat-Konzerns.

Vergessen wir also die kantige Fließhecklimousine, dessen 1,9-Liter-Turbodiesel-Version 1987 immerhin der weltweit erste Pkw mit Diesel-Direkteinspritzung war. Wenden wir uns dem weich geformten, hoch aufragenden Kombi der neuen Generation zu. Glatt, viele Rundungen, keine Schnörkel: Mit dem 4,75 Meter langen so genannten Crossover-Modell – halb Van, halb Kombi – will Fiat die Mittelklasse zurückerobern.

Die Italiener suchen also den Wettbewerb mit Autos wie Skoda Oktavia, Citroen C5, Renault Laguna, Mazda 6 oder Opel Vectra. In diesem Marktsegment wurden 2004 allein in Deutschland 610 000 Fahrzeuge zugelassen. Das ist ein interessanter Kuchen, von dem sich Fiat jetzt ein ordentliches Stück abschneiden möchte. Schon wird von der „Evolution des klassischen Kombi“ gesprochen. Er soll neue Maßstäbe setzen: Mit 500 bis zu 1610 Litern bietet er immerhin schon einmal ein sehr ordentliches Kofferraumvolumen. Und das ist in dieser Fahrzeugklasse vielen Käufern wichtig.

Das Zündschloss befindet sich beim neuen Croma in der Mittelkonsole. Das ist derzeit schick, sei in diesem Fall aber wegen des Knieairbags wichtig, argumentiert man bei Fiat. Da sei ein Zündschlüssel nur im Weg. Sicherheit wird groß geschrieben: Sieben Airbags sind es insgesamt, die die Passagiere schützen. Dazu kommen „Anti-Submarining-Sitze“ – vier vorne und hinten, die das Durchrutschen unter dem Sicherheitsgurt verhindern sollen.

Was der Käufer des neuen Croma sofort als angenehm empfinden wird, zeigt sich beim Einsteigen – oder besser Eingleiten. Die 1,60 Meter Höhe erlauben selbst Personen mit leicht versteifter Wirbelsäule einen schmerzfreien Einstieg. Große Kopffreiheit, das angenehme Raumgefühl und die gegenüber anderen Kombis höhere, sehr aufrechte Sitzposition unterstreichen den positiven Eindruck. Ohne auch nur einen Meter gefahren zu sein, kommt besonders im Fond sofort Wohlgefühl auf. Deutlich mehr als drei Quadratmeter Verglasung, die sehr viel Licht in das Wageninnere lassen, tragen dazu bei.

Aber die Mängel bei Fiat lagen in der Vergangenheit nicht zuallererst in der Ausstattung, die Marke fiel negativ durch Klappern, Quietschen und einen hohen Geräuschpegel auf. Damit soll jetzt Schluss sein und beim Croma ist das Vorhaben schon mal überzeugend gelungen. Wenn auch die Handbremse durch die Mittelarmlehne etwas schwierig zu lösen ist, das Fahren macht wirklich Spaß.

Nicht so sehr demjenigen, der bei jedem Ampelgrün der Erste sein will, auch nicht demjenigen, der auf der Autobahn bei Tempo 160 km/h mit einem „Tigersprung“ überholen möchte, aber sowohl der 1,8-Liter Benziner, der ab Ende 2005 auf den Markt kommt, als auch die 2,2-Liter-Version laufen leise. Die beiden Benzinmotoren standen für erste Probekilometer zur Verfügung. Insgesamt sind fünf Motoren im Angebot: neben den beiden Benzinern noch drei Diesel.

Das Fahrwerk steckt auch ruppigen Straßenbelag gut weg. Einmal in Fahrt verrichtet die Automatik ihre Arbeit zur vollen Zufriedenheit. Bei der Beschleunigung aus dem Stand allerdings schwächelt der Croma. Selbst bei ganz durchgetretenem Gaspedal rollt er nur langsam an, und erst jenseits der 2000 U/min setzt voller Schub ein. Beim handgeschalteten Modell lässt sich das mit der Kupplung überbrücken, unter 2000 U/min sollte die Drehzahl jedoch möglichst nicht fallen.

Nein, der Croma ist kein Sprinter, in ihm lässt es sich gemütlich reisen. Die Lenkung ist ausreichend direkt, Fahrwerk und Federung sind bequem und angenehm komfortabel. Weder Wind- noch Abrollgeräusche kommen bis zu den Passagieren durch.

Schon die Grundausstattung ist mit Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern vorn und hinten ordentlich. Die Verarbeitung des Innenraums wirkt durchweg solide. Der günstigste Croma kostet derzeit 21 900 Euro. Mit dem stärksten Diesel und dem einen oder anderen Extra lässt sich der Preis aber auch deutlich über 30 000 Euro treiben.

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