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Schule: Die Hightech Offroadlimousine

Zweite Generation des Land Rover Discovery mit neuer Optik und raffinierter Elektronik

Premieren bei Land Rover gehören zu den ganz seltenen Ereignissen bei dieser nun im 57. Jahr bestehenden Marke, die die längste Zeit ihrer Geschichte Teil von Rover war. Davon getrennt wurde sie erst 2000, als sie nach wenigen Jahren Zugehörigkeit zu BMW unters Dach von Ford kam, während Rover und MG wieder unabhängig wurden und nur Mini bei BMW blieb. Denn im Durchschnitt gerade ein bis zwei Mal pro Jahrzehnt gab es einen neuen Land Rover. So übersichtlich ist keine Modellgeschichte einer so lange bestehenden Marke, die es auf ganze vier Modellfamilien gebracht hat, von denen zwei bereits Legenden sind.

Dazu gehört der seit 1990 Defender genannte direkte Nachfolger des Ur-Land Rover, der als „europäischer Jeep“ am 30. April 1948 auf dem Amsterdamer Autosalon die Geschichte der Marke begründete und bis heute die ursprüngliche Optik bewahrt hat. Die zweite Legende ist der 1970 vorgestellte Range Rover, der erstmals in Europa als Kombination von Luxuslimousine und Geländeprofi ganz neue Wege ging.

Die zwei übrigen Modellreihen sind der 1997 als erstes Freizeitauto von Land Rover mit selbsttragender Karosserie und Allradantrieb ausgestattete Freelander und als Modellreihe Nummer vier der bereits 1989 eingeführte Discovery. Der ist, wenn man so will, eine kleinere, einfachere und preiswertere Variante des Land Rover auf dem Chassis des Range Rover. 1994 einem Facelift unterzogen, wurde der nun grundlegend erneuert und tritt an diesem Wochenende als erster neuer Land Rover nach der Übernahme durch Ford an, der eigenständig entwickelt wurde. Denn die vor gut zwei Jahren eingeführte dritte Generation des Range Rover ist unter BMW-Regie entstanden.

So zeigt der neue Discovery als erster Land Rover, welchen Weg die Marke künftig optisch und technisch gehen wird. Obwohl es an die bisherige Linie anknüpft, zeigt das Design des neuen Discovery, dass Land Rover künftig bewusst auf markante geometrische Formen und klare Linien ohne dekorative Elemente setzt – einen puristischen und streng funktionalen Stil. Der ist auf den ersten Blick vielleicht ein wenig nüchtern, kann aber immer mehr überzeugen, je öfter man dieses Auto betrachtet.

Technisch neue Wege geht Land Rover bei der Karosseriestruktur. Denn mit dem „Integrated Body-Frame“ – ins Deutsche übertragen heißt das so viel wie integrierte Karosserie-Chassis-Konstruktion – setzt man auf die Kombination zweier Konstruktionselemente. Das erste ist eine hochfeste aber dennoch leichte Rahmenkonstruktion, für deren Fertigung das Hydroforming der Längsträger als innovative Produktionstechnik eingesetzt wird. Das zweite eine damit kombinierte sehr stabile Karosserie, für die unter anderem hochfester Stahl verwendet wird.

Diese Kombination ist gleichermaßen Basis für den hohen Fahrkomfort des neuen Discovery auf ausgebauten Straßen und für die herausragenden Geländequalitäten dieses Autos, das ein kompromissloser Offroad-Profi ist. Das bewies er bei ersten Probefahrten in extremem Gelände geradezu bravourös. Ob tiefgründiger Sand, ob steile Hänge, ob Partien mit extremer Verschränkung der Achsen, ob tiefe Wasserdurchfahrten oder Schlammlöcher – wo immer wenigstens ein Rad des Discovery Traktion hat, kommt das Auto voran – trotz der Einzelradaufhängung, die eine der wichtigsten Voraussetzungen für den hohen Fahrkomfort auf ausgebauten Straßen ist.

Allerdings hat man dafür auch hohen Aufwand getrieben. Denn der permanente Allradantrieb des Discovery verfügt erstmals bei Land Rover über eine elektronische Mitten- und Hinterachs-Differenzialsperre, die ohne Fahrereingriff dafür sorgen, dass das oder die Räder mit besten Traktion am meisten Drehmoment bekommen. Besonders innovativ im Discovery, der das fortschrittlichste Fahrzeug ist, das Land Rover je gebaut hat, ist das Terrain Response System, das sowohl im Gelände als auch auf ausgebauten Straßen aktiv ist. Es ist bei den luftgefederten SE- und HSE-Versionen Serienausstattung und bei denen mit Stahlfedern Option und wirkt wie ein persönlicher Experte, der alle Elemente des Fahrwerks, die Differenzialsperren, die verschiedenen Assistenzsysteme, das Getriebe und die Motorsteuerung optimal an die jeweilige Fahrsituation anpasst. Dabei hat man die Wahl unter den fünf Programmen Normal, Gras/Schnee, Schlamm, Sand und Felsen.

Die meisten Fahrer des Discovery werden allerdings meist das erste und selten einmal das zweite Programm benutzen, fahren sie doch vornehmlich auf ausgebauten Straßen. Auch hier konnte der neue Discovery bei ersten Probefahrten vollauf überzeugen, verband hohen Fahrkomfort bereits bei klassischer Federung mit hoher Fahrsicherheit und überzeugender Handlichkeit und zeigte auch bei einer betont flotten und sportlichen Fahrweise keine Schwächen.

Basis für flottes Vorankommen sind zwei besonders kräftige Motoren. Spitzentriebwerk ist ein 4,4-l-V8-Benziner aus dem Hause Jaguar, der mit 220 kW (299 PS) und 425 Nm bei 4000/min den Spurt auf Tempo 100 in 8,6 Sekunden und bis zu 195 km/h möglich macht, aber auch 15,0 l/100 km verbraucht. Bei uns wird dieser stärkste je in einem Land Rover eingesetzte Benziner mit seiner hohen Laufkultur und der souveränen Kraftentfaltung wohl nur eine Nebenrolle spielen. Denn das zweite Triebwerk ist ein 2,7-l-V6-Turbodiesel mit Common Rail und 140 kW (190 PS), der bereits bei 1900/min sein höchstes Drehmoment von 440 Nm liefert. Mit 11,5 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 und maximal 180 km/h ist der Turbodiesel zwar nicht ganz so flott wie der Benziner, aber alles andere als langsam, extrem anzugsstark und elastisch und mit 9,4 l/100 km sehr viel sparsamer.

Eine für Europa geradezu ideale Motorisierung, die durch hohe Laufruhe gefällt – schließlich ist sie eine Variante des bereits beim Jaguar S-Type erst in diesem Jahr eingeführten Diesels, der gemeinsam mit Ford und Peugeot entwickelt wurde und zu den besten seiner Klasse gehört. Er kann sowohl mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe als auch der Sechsgang-Automatik von ZF kombiniert werden. Derzeit erfüllt er nur EU3, wird aber schon bald und mit Partikelfilter auch EU4 erfüllen.

Bis zu sieben Personen haben im neuen Discovery Platz, der mit 4,84 Meter Länge, 1,92 m Breite und 1,8 bis 1,94 m Höhe nur unwesentlich größer als sein Vorgänger ist. Überrascht hat, wie bequem selbst für Erwachsene die Sitze in der dritten Reihe sind, und geradezu verblüfft hat, wie Land Rover den Laderaum, der beim Vorgänger maximal 1700 Liter fasste, um mehr als 50 Prozent auf 2558 Liter vergrößerte.

Auch innen gefällt der neue Discovery durch klare Linien, eine hohe Material- und ebenso hohe Verarbeitungsqualität und eine umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung.

FAZIT

Mit Preisen, die bei 38 500 Euro für das Basismodell S mit Turbodiesel beginnen und über 43 300 Euro für den SE bis zu 48 300 Euro für das Top-Modell HSE reichen, macht er neben VW Touareg, Jeep Grand Cherokee und Toyota Landcruiser eine durchaus überzeugende Figur.

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