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Schule: Die Kraft der vier Räder

Vor 25 Jahren präsentierte Audi sein erstes Serienfahrzeug mit Allradantrieb. Die Hochleistungs-Limousine RS4 ist jetzt mit der Fortentwicklung dieser Technik ausgerüstet

Die Prototypen und Testwagen, mit denen ein Team von Audi-Ingenieuren 1977 im finnischen Winter unterwegs war, zählten ausnahmslos zu den kräftig motorisierten Mittelklasselimousinen. Doch dem in den hohen Norden mitgenommenen Geländewagen Iltis konnten sie nicht folgen, obwohl er gerade einmal 55 kW (75 PS) aufzubieten hatte. Der für den Einsatz bei der Bundeswehr entwickelte hochbeinige Allradler fuhr ihnen mühelos davon.

Fahrwerksingenieur Jörg Bensinger ließ der Gedanke nicht mehr los, dieses Antriebskonzept auch für ganz normale Personenwagen zu verwenden. Gemeinsam mit Walter Treser, dem Chef der Vorentwicklung gelang es ihm schnell, auch Entwicklungsvorstand Ferdinand Piech, der die Marke Audi durch innovative Technik höher positionieren wollte, von dieser Idee zu überzeugen. Bereits drei Jahre später war aus der Idee Realität geworden: Audi überraschte 1980 in Genf mit einem allradgetriebenen Sportcoupé, das den eingängigen Namen Quattro trug. Die vier permanent angetriebenen Räder sorgten bei diesem Auto dafür, dass die Antriebskräfte optimal auf die Straße kamen und der Wagen auch unter schwierigen Straßenverhältnissen bei Eis, Schnee und Nässe sicher beherrschbar blieb. Der 147 kW (200 PS) starke Quattro machte schnell Karriere, obwohl die Käufer für diese revolutionäre Fahrmaschine stolze 49 900 D-Mark auf den Tisch legen mussten.

Inzwischen hat sich der Allradantrieb bei Audi – und bei vielen anderen Herstellern wie Porsche, BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen – durchgesetzt. Exakt 25 Jahre nach dem Debut es Ur-Quattro hat man allein in Ingolstadt mehr als 1,8 Millionen Quattros produziert. Mit derzeit 74 Quattro-Varianten gibt es in jeder Modellreihe eines oder mehrere Fahrzeuge mit vier angetriebenen Rädern.

Für Alltagsfahrer ist bei dieser Technik ganz entscheidend, dass man keine Extra-Schalter oder -Hebel bedienen muss. Denn die optimale Kraftverteilung erledigen die Quattros mit ihrem 1988 eingeführten Torsen-Differenzial und zusätzlichen elektronisch gesteuerten Differenzialsperren absolut selbstständig. Allradler fahren sich damit ebenso unkompliziert wie die Autos mit nur einer Antriebsachse.

Ein Jubiläum wie 25 Jahre Quattro muss natürlich gefeiert werden. Und was eignet sich dafür besser, als ein neues Top-Modell. Das hört auf den schlichten Namen RS 4 und ist das neue Spitzenmodell der A4-Baureihe. Die Limousine ist ein Hochleistungssportler in Reinkultur. 309 kW (420 PS) leistet der 4,2-Liter-V8, bei dem Audi neben der Benzindirekteinspritzung erstmals auch auf ein Hochdrehzahlkonzept setzt. Der völlig neu entwickelte Motor dreht bis zu 8250 Mal in der Minute. Sein höchstes Drehmoment von 430 Nm, erreicht er bei 5500/min. Und da 90 Prozent davon zwischen 2250 und 7600/min verfügbar sind, glänzt dieses Triebwerk durch bullige Leistung, wann immer man aufs Gas tritt. Mit nur 4,8 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 lässt der RS 4 so manchen Sportwagen der Spitzenklasse hinter sich.

Dabei unterstützt ihn die neueste Version des permanenten Allradantriebs mit dem selbstsperrenden Torsen-Differenzial und der so genannten asymmetrisch-dynamischen Momentverteilung, die auch dann noch Traktion liefert, wenn andere Antriebskonzepte an ihre Grenzen kommen. Die neueste Generation der Fahrdynamikregelung ESP sorgt auch in kritischen Situationen dafür, dass die Rennsport-Technik in ziviler Verpackung auf Kurs bleibt.

Nächster Schritt von Audi mit der Quattro-Technik wird der Q7 sein – ein neuer SUV in den Dimensionen von Porsche Cayenne und VW Touareg, der Anfang 2006 als Serienversion auf die Straße kommt und erstmals bei der IAA im Herbst in Frakfurt am Main zu sehen sein wird.

Bei allem Respekt für die Leistungen von Audi darf man allerdings einen weiteren Allradspezialisten nicht übersehen – die zu Fuji Heavy Industries gehörende japanische Marke Subaru. Sie ist in diesem Jahr 25 Jahre auf dem deutschen Markt präsent – und zwar ausschließlich mit Allradlern. Bereits 1972 und damit acht Jahre vor dem Ur-Quattro setzte Subaru beim Leone Station Wagon AWD erstmals bei einem Personenwagen auf den Allradantrieb. Subaru begann mit verschiedenen Typen von zuschaltbaren Varianten, aus denen sich schließlich der heute verwendete permanente Allradantrieb entwickelte.

Mit dem in Genf gezeigten neuen Spitzenmodell der Subaru-Modellpalette, dem B9 Tribeca, hält der permanente Allradantrieb nun auch Einzug bei den klassischen Minivans. Der B9 Tribeca ist ein 4,82 Meter langer variabler Siebensitzer mit einem längs eingebauten 3,0-l-Boxermotor, der 180 kW (245 PS) leistet. Er wird vorerst für den amerikanischen Markt produziert, wo er im Frühsommer auf die Straßen rollt.

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