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DIE SUCHE NACH DER RICHTIGEN SCHULE: Tipps für Eltern: Neugierig sein, kritisch bleiben

DAS INTERNET Bei der Schulwahl sollten Eltern möglichst mehrere Informationsquellen nutzen und kritisch gewichten. Um einen Überblick über die Schulen im Bezirk zu gewinnen, empfiehlt sich die Homepage der Senatsbildungsverwaltung.

DAS INTERNET

Bei der Schulwahl sollten Eltern möglichst mehrere Informationsquellen nutzen und kritisch gewichten. Um einen Überblick über die Schulen im Bezirk zu gewinnen, empfiehlt sich die Homepage der Senatsbildungsverwaltung. Unter www.berlin.de/sen/bildung/schulverzeichnis_und_portraets/index.html finden sich Porträts aller Berliner Schulen. Nach Wohnortnähe lässt sich ebenso gezielt suchen wie nach besonderen Angeboten. Mit einem Klick ist man auf den schuleigenen Internetseiten.

DIE EMPFEHLUNG

Die klassische Quelle bleibt nach wie vor, was Mütter und Väter – beispielsweise in der Kindertagesstätte – aus eigener Erfahrung über Schulen erzählen. Allerdings: Ein schlechter Ruf bleibt lange an einer Schule kleben, auch wenn sich die Zustände vielleicht gebessert haben.

DER EIGENE EINDRUCK

Von den infrage kommenden „Kandidaten“ sollte man sich unbedingt selbst ein Bild machen. Immer mehr Grundschulen bieten inzwischen einen Tag der offenen Tür an. Allerdings: Gerade einige exzellente Schulen scheuen die Werbung, weil sie ohnehin bereits überlaufen sind. Veranstaltungen wie Feste, Musik- oder Theateraufführungen sind gute Gelegenheiten für Einblicke und dafür, ins Gespräch mit den Lehrern zu kommen.

DEN UNTERRICHT BESUCHEN

Ohne Scheu können sich Eltern erkundigen, ob sie im Unterricht hospitieren dürfen. Wer eine Absage erhält, hat so immerhin auch einen Eindruck gewonnen. Wer einen Termin bekommt, kann sich ein umso genaueres Bild vom Lernalltag machen. Eine Stippvisite kann aber auf alle Fälle sinnvoll sein. Werden schulfremde Personen wahrgenommen? Geht man freundlich mit Gästen um? Birgit Koß empfiehlt, auch einmal während der großen Pause am Schulhof vorbeizuschlendern. „Einfach beobachten, wie es im Alltag zugeht“, rät die Schulberaterin. Denn auch von außen lässt sich beobachten, ob ein aggressives Klima herrscht, oder wie die Lehrer mit Problemen umgehen.

DIE RICHTIGEN FRAGEN

Was eine gute Schule ausmacht, hat die Bertelsmann-Stiftung in einem Leitfaden zusammengestellt (www.bertelsmann-stiftung.de/documents/02-11-11-ElternsuchenSchule10Fragen.pdf). Ein zentraler Punkt: Gute Schulen vermitteln nicht nur Fachwissen, sondern bilden auch die Persönlichkeit der Kinder. Sie stärken ihr Sozialverhalten und entwickeln ihre Fähigkeit zu selbständigem Denken. Eltern sollten Schulleiter etwa nach den Lernzielen fragen. So finden sie heraus, was den Kindern beigebracht wird. Wie gelernt wird, ist aber ebenso wichtig. Arbeiten die Schüler mit Wochen- oder Lernplänen? Gibt es freies Lernen? Welche Medien setzen Lehrer im Unterricht ein? Sind Projekte in den Schulalltag integriert oder nur ein Anhängsel am Schuljahresende? Die Bertelsmann-Stiftung empfiehlt, auf die Vielfalt der Lernmethoden zu achten. Außerdem sollten Eltern nach dem Schulprogramm fragen. „Eine gute Schule weiß, was sie will“, so die Stiftung. Sie gebe Auskunft über Stärken und Schwächen. Hellhörig sollten Eltern werden, wenn die Schule nur von Vorzügen zu berichten weiß.

DIE LEHRER

Gute Lehrer wollen selbst immer dazulernen und arbeiten im Kollegium zusammen, heißt es im Leitfaden der Bertelsmann-Stiftung. Darum sollten Eltern nachfragen, ob es an einer Schule regelmäßige Teamsitzungen und gemeinsame Fortbildungstage gibt. Außerdem igeln sich gute Lehrer nicht mit ihrer Klasse ein. Sie besuchen Einrichtungen im Kiez und holen Praktiker als Besucher in den Unterricht. Auch das sollten Eltern ansprechen.wek

Worauf ist bei der Schulwahl zu achten?

Immer mehr Grundschulen haben ausgesuchte Profile. Denn keine Schule kann optimalen Unterricht für alle Bedürfnisse, Anlagen und Lerngeschwindigkeiten bieten. Auch ein besonders guter Ruf einer Schule speist sich nur aus den Erfahrungen bestimmter Familien. Das sollten Eltern sich klarmachen. Für kirchenkritische Familien etwa ist eine konfessionelle Schule sicherlich ungeeignet, selbst wenn der Unterricht dort ausgezeichnet ist. Die Grundschule muss also zur Familie und zum Kind passen.

Spricht das gegen die Kiezschule?

Überhaupt nicht. Familien leben ja meist freiwillig und gern in ihrem Kiez, und die Schulen spiegeln den in der Regel wider. Es muss auch nicht jedes musikalische Kind eine musikbetonte Schule besuchen, wenn es privat einen ausgezeichneten Geigenlehrer hat. Dann reicht es oft aus, wenn es sein Können ab und an in der Schule zeigen kann.

Also eine Chance für die Schule ums Eck?

Das kommt auf den Einzelfall an. Viele Familien haben das Glück, im Bereich einer guten Grundschule zu wohnen. Die anderen dürfen sich nicht scheuen, eine andere Schule für ihr Kind zu suchen.

Welche Rolle spielt die Länge des Schulwegs bei der Schulwahl ?

Erstklässlern tut es gut, wenn sie ihren Schulweg alleine bewältigen können. Das geht aber nur, wenn die Schule zu Fuß nur wenige Minuten vom Wohnort des Kindes entfernt liegt und das Kind keine großen oder viel befahrenen Straßen überqueren muss.

Kann man Sechsjährige guten Gewissens alleine U-Bahn oder Bus fahren lassen?

Nein, in diesem Alter ist das schwierig. Die Kinder müssen sich auf allerlei außergewöhnliche Situationen einstellen. Zum Beispiel, wenn eine U-Bahn ausfällt oder das Kind einen Zug verpasst.

Dann bedeutet die Entscheidung für eine weiter weg liegende Schule, dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto bringen müssen?

Diese Entscheidung bedeutet, dass Eltern ihre Kinder auf dem Schulweg begleiten müssen – ob mit dem Fahrrad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto. Einige Privatschulen bieten mittlerweile auch einen Transportservice an, der allerdings extra Geld kostet.

Birgit Koß, 53, berät Familien seit 1999 im Privaten Institut für Schulberatung in Wilmersdorf, Livländische Straße 28.  Mit ihr sprach Werner Kurzlechner.

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