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Schule: Doppelter Radar für die nächste S-Klasse

Die Luxuslimousine von Mercedes bekommt künftig einen neuen Bremsassistenten – und ermöglicht damit noch schnelleres Reagieren

Jeder sechste Unfall in Deutschland mit Todesopfern und Verletzten ist ein Auffahrunfall. Deren Zahl reduzieren soll ein innovativer Bremsassistent, mit dem die im Herbst erscheinende neue S-Klasse von Mercedes-Benz ausgestattet wird. Sie soll so ihrem Ruf, nicht nur Luxusauto, sondern auch Innovationsträger zu sein, erneut gerecht werden.

Bereits seit 1997 gehört der Bremsassistent (BAS) bei allen Mercedes zur Serienausstattung. Bei einer Notbremsung, die er durch einen besonders kräftigen Tritt des Fahrers auf das Bremspedal erkennt, baut er in Sekundenbruchteilen die maximale Bremskraftverstärkung auf. Dadurch verkürzt sich der Bremsweg spürbar – bei Tempo 100 auf trockener Fahrbahn zum Beispiel um bis zu 45 Prozent.

Der künftige Bremsassistent Plus kann das noch besser. Er ist über eine Notsituation, in der seine Hilfe benötigt wird, in der Regel schon vor dem Fahrer informiert und kann noch schneller und gezielter eingreifen. Mercedes hat den vorausschauenden Bremsassistenten Plus mit zwei Systemen von „Radaraugen“ ausgestattet, mit denen die neue S-Klasse lückenlos und permanent den Raum bis zu 150 Meter vor dem Fahrzeug erfasst.

Das eine System ist das vom Abstandsregeltempomaten Distronic bekannte Radar mit 77 Ghz, das zwar gut in die Ferne sieht, aber mit einem Winkel von neun Grad nur wenig im Nahbereich bis zu 30 Meter erkennt. Den überwacht ein neues seit Jahresbeginn freigegebenes so genanntes Nahbereichsradar mit 24 GHz. Es erfasst mit einem breiten Winkel von 80 Grad das Geschehen unmittelbar vor dem Fahrzeug.

Dank der Daten beider Radarsysteme weiß der Bremsassistent Plus jederzeit, mit welchem Tempo und Abstand ein Fahrzeug vorausfährt, warnt den Fahrer, wenn der Sicherheitsabstand zu gering wird und berechnet für ein eventuell nötiges Notbremsmanöver die optimale Bremskraftunterstützung, die durch einen einfachen Tritt aufs Bremspedal aktiviert wird.

Der Bremsassistent Plus arbeitet aber nicht nur als isoliertes Assistenzsystem, sondern ist mit dem Sicherheitssystem Pre-Safe vernetzt, das Mercedes-Benz 2002 bei der S-Klasse eingeführt und seitdem mehr als 140 000 Mal verkauft hat. Indem Pre-Safe die sowieso verfügbaren Sensordaten für die Assistenzsysteme ABS, ESP und BAS mit speziellen Programmen zusätzlich nach anderen Kriterien auswertet, kann es erkennen, ob ein Fahrzeug in eine unfallträchtige Situation zu geraten droht oder sich bereits in einer solchen befindet.

Diese Daten erlauben eine ganz neue Verknüpfung aktiver und passiver Sicherheitssysteme. Denn wenn die Daten der aktiven Sicherheitssysteme, bei denen in der neuen S-Klasse nun auch die Radardaten des Bremsassistenten Plus hinzukommen, eindeutig erkennen lassen, dass ein Crash droht, kann man die letzten Sekunden davor nutzen, um möglichst viele passive Systeme so zu optimieren, dass die Folgen des Unfalls minimiert werden. Für die zweite Generation von Pre-Safe, die mit der neuen S-Klasse Premiere haben wird, kommen deshalb zur bereits bekannten vorsorglichen Straffung der vorderen Sicherheitsgurte und der Positionierung der Sitze, Sitzlehnen und Kopfstützen für den Beifahrer und die Fondpassagiere, weitere Funktionen hinzu. Dazu gehören neu entwickelte aufblasbare Multikontursitze, die die Passagiere noch besser fixieren und vor Verletzungen schützen. Neben dem Dach werden künftig auch die Seitenscheiben geschlossen, um die Wirkung der Windowbags zu optimieren.

Alle Pre-Safe-Funktionen sind reversibel. Das heißt, sie dienen allein der optimalen Vorbereitung des Fahrzeugs auf einen eventuellen Crash und werden sofort rückgängig gemacht, wenn er nicht eintritt.

Sowohl im Bremsassistenten Plus als auch bei Pre-Safe stecken weitere interessante Entwicklungspotenziale. So könnte Pre-Safe künftig auch durch aktive Sensoren oder Eingabe der Daten in den Bordcomputer über Größe, Gewicht, Geschlecht, Alter und Krankheiten der Passagiere die passiven Schutzsysteme nach persönlichen biometrischen Daten optimieren und den Aufblasverlauf der Airbags ebenso wie den Ablauf der Gurtstraffung individualisieren lassen. Beim Bremsassistenten ist denkbar, dass er dann, wenn der Fahrer eine Warnung vor einem drohenden Auffahrunfall missachtet, selbsttätig mit einer Teilbremsung beginnt und Pre-Safe aktiviert und damit den Fahrer zum Handeln auffordert – eine Technik, die in fernerer Zukunft einmal in ein autonomes Bremssystem einmünden könnte, das bei Unfallgefahr automatisch aktiv wird.

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