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Berlin muss im nächsten Jahr 2000 Lehrer einstellen.

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Einstellungen für den Berliner Schuldienst: 2000 Lehrer gesucht

Berlin braucht im nächsten Jahr mehr Pädagogen. Grund ist die Einführung der Altersermäßigung. Es könnte schwierig werden, genügend geeignete Bewerber zu finden.

Berlin muss im kommenden Jahr mindestens 2000 neue Lehrer einstellen. Das gab die Bildungsverwaltung am Montag bekannt. Bisher waren die Planungen von rund 300 Stellen weniger ausgegangen. Grund für den Anstieg ist die Altersermäßigung für Lehrkräfte, die ab dem Schuljahr 2014/15 gilt. Lehrer ab 57 Jahren können ihre Arbeitszeit dann um eine Stunde reduzieren, ab 60 Jahren um zwei Stunden. Rund 350 neu benötigte Vollzeitstellen seien der Altersermäßigung geschuldet, sagte die Sprecherin der Bildungsverwaltung, Beate Stoffers.

Es könnte schwer werden, alle Stellen zu besetzen. Schon in diesem Schuljahr ist es Berlin nicht gelungen, genügend Bewerber zu finden. Im September waren nach Angaben der Bildungsverwaltung noch 14 Stellen unbesetzt. Um gerade in den Mangelfächern Mathematik, Physik, Chemie, Informatik, Musik und Sonderpädagogik sowie den beruflichen Fächern Elektrotechnik, Metalltechnik, Bautechnik und Sozialpädagogik mehr Bewerber zu finden, garantiert die Senatsverwaltung Anwärtern unter bestimmten Voraussetzungen die Einstellung. 285 Referendare können von diesem Angebot profitieren, wenn sie beim zweiten Staatsexamen mindestens die Note Befriedigend haben und sich bis spätestens 31. Oktober bewerben. Die Lehramtsanwärter können bei ihrer Bewerbung angeben, an welcher Schule sie am liebsten unterrichten würden. Kritiker befürchten allerdings, dass es Schulen in sozial schwierigen Lagen oder in den Berliner Randbezirken dadurch noch schwerer haben könnten, gute neue Lehrer zu finden.

Die Referendare, die die Berliner Hochschulen verlassen, reichen voraussichtlich bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Im Februar 2014 werden nach Angaben der Bildungsverwaltung 557 Lehramtsanwärter fertig – das ist nur etwas mehr als ein Viertel des Jahresbedarfs. Die meisten Einstellungen sollen im Sommer 2014 erfolgen. Die Bildungsverwaltung fordert Bewerber aus anderen Bundesländern ausdrücklich auf, sich in Berlin zu bewerben.

Das dürfte allerdings die Situation in den Berliner Lehrerzimmern nicht gerade entspannen, weil bei den Pädagogen aus anderen Bundesländern vermutlich etliche verbeamtete sein werden.

„Es wird wahnsinnig eng werden, geeignete Lehrer zu finden“, prophezeit die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, Stefanie Remlinger. Schon im jetzigen Schuljahr seien 13 Prozent Quereinsteiger eingestellt worden - „das sind Schleusen, die man nur aufmacht, wenn ein wirklicher Mangel besteht“. Sie gab zu bedenken, dass die Quereinsteiger bei ihrer berufsbegleitenden Ausbildung Betreuung brauchen und dadurch Pflichtstunden anderer Lehrkräfte binden. Der Senat müsse mehr Anreize für Lehrer schaffen. „Was Frau Scheeres bisher als Attraktivitätssteigerung angeboten hat, kann man den Lehrern nicht als solche verkaufen“, so Remlinger.

Das sieht Doreen Siebernick von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ähnlich: „Die größte Herausforderung ist es, gute Lehrer mit den geeigneten Fächern zu finden.“ Wenn es nicht bald gelinge, zu einer tariflichen Absicherung zu kommen, werde Berlin nur schwerlich konkurrenzfähig bleiben. Schon am nächsten Montag wollen sich die angestellten Lehrer erneut für diese Tarifforderungen einsetzen: mit dem nächsten ganztägigen Warnstreik.

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