zum Hauptinhalt

Erziehung: Lehrer auf Zeit: Topstudenten helfen Schulen

„Teach First“ vermittelt Uni-Absolventen

Der Verein Teach First Deutschland will die besten Uni-Absolventen aus allen Fachbereichen an Problemschulen schicken. Die Akademiker sollen für zwei Jahre vor allem sozial benachteiligten Kindern helfen. „Sie können Vorbilder für die Schüler sein und eine bessere Atmosphäre an der Schule schaffen“, glaubt Geschäftsführerin Kaija Landsberg. Das Konzept wird in den USA und in England mit Erfolg praktiziert. Teach for America beispielsweise belegt in der Liste der beliebtesten Arbeitgeber für Hochschulabsolventen den zehnten Platz.

In Deutschland steht das Projekt des in Berlin ansässigen Teach-First-Teams noch am Anfang. Derzeit haben mehrere Bundesländer Interesse angekündigt, darunter auch Berlin. „Wir begrüßen und unterstützen die Initiative“, sagte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Bildung. Werden Rütlischüler also bald von einem Diplomphysiker unterrichtet? Das wird sich erst 2009/2010 zeigen. Dann soll das Projekt in zwei Bundesländern mit 150 Absolventen starten. Erst einmal sollen sie an Hauptschulen eingesetzt werden. Die Schulen sollen sich selbst bewerben. Die Bundesländer will Teach First danach auswählen, inwieweit sie garantieren können, dass die Absolventen an den Schulen auch vollwertig zum Einsatz kommen. „Vom fachlichen Aspekt mache ich mir bei denen keine Sorgen. Was ihnen fehlt und was wir ihnen geben, ist der pädagogische Teil“, sagte Landsberg. In einem dreimonatigen Intensivkurs bekommen sie zuvor Lerndidaktik, Schulpsychologie und interkulturelle Kompetenz beigebracht. Auch während der Arbeit an der Schule sollen sie in Kursen geschult werden.

Die Idee zu dem Konzept hatten Landsberg und ein paar Kommilitonen der Hertie School of Governance in Berlin im Mai 2006. Nach dem Abschluss im Frühjahr 2007 machten sie sich mit Mitteln der Hertie-Stiftung und seit kurzem auch mit Geld der Zeit-Stiftung an die Arbeit.

Kritisiert wird ihr Ansatz vom Verband Bildung und Erziehung. „Der Lehrerberuf ist kein Schnupperjob“, sagte sein Vorsitzender Ludwig Eckinger. Auch an Schulen herrscht Skepsis. „Drei Monate Didaktik werden nicht reichen“, sagt Dietmar Ebert, stellvertretender Leiter der Jean-Piaget-Schule. Angelika Prase- Mansmann von der Theodor-Plievier- Schule, würde die Absolventen nur als zusätzliche Kräfte begrüßen, nicht jedoch als Lehrer-Ersatz. „Das ganze Lehramtsstudium wäre ja Zeit- und Geldverschwendung, wenn man das so einfach aus der Hüfte könnte“, findet sie.

Zudem stellt sich die Frage, welcher Spitzenstudent statt in die zahlende Wirtschaft an eine Schule voller problematischer Kinder geht. „Reich wird man dadurch nicht“, gibt Landsberg zu. Das Gehalt werde zwischen 1000 und 2100 Euro liegen. „Aber dafür gibt es einen Mehrwert für die weitere Karriere.“ Mit den sozialen Kompetenzen, die an den Schulen erworben werden sollen, will Teach First auch Partnerunternehmen überzeugen. Diese könnten nach Ablauf der zwei Jahre bevorzugt Bewerber mit Teach-First-Vergangenheit einstellen. Und der Mehrwert für die Schüler? „Einzelne können einen neuen Schub bekommen“, hofft Landsberg. Matthias Jekosch

Matthias Jekosch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false