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Fläming-Grundschule: Sit-in für Sanierung der Turnhalle

Schon seit einem Jahr können die Schüler einer Friedenauer Grundschule nicht in der Turnhalle turnen. Jetzt regte sich gewaltloser Widerstand.

Die Sechstklässler der Friedenauer Fläming-Grundschule sind zufrieden mit ihrer Aktion. „Wir würden das wieder machen“, sagt die zwölfjährige Luise. Und meint damit den „gewaltlosen Widerstand“ – sozusagen wie bei Gandhi. Ihr Widerstand will eine Mauer des Schweigens aufbrechen, die sich rund um die Sanierung der Turnhalle ihrer Grundschule aufgebaut hat. Wochenlang konnten weder Lehrer noch Eltern herausfinden, wann die Bauarbeiten in der gesperrten Halle weitergehen würden. Den Schülern ist das in der vergangenen Woche nun gelungen.

Die Sechstklässler hatten sich im Religionsunterricht überlegt, ein Sit-in zu organisieren, und diese Idee am Donnerstag in die Tat umgesetzt. Etwa 300 Schüler versammelten sich am Morgen auf dem Sportplatz und skandierten: „2010 – muss die Turnhalle stehen!“. Denn in ihrer maroden Halle, die bereits seit sieben Jahren ein undichtes Dach hat, können die Kinder schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr turnen.

„Nach der Sperrung ist nichts passiert“, sagt Elternsprecherin Sanna von Zedlitz. Im November hätten endlich die Bauarbeiten begonnen, seien wegen des Frosts aber bald wieder unterbrochen worden. Im Frühjahr hätten Arbeiter kleinere Aufgaben erledigt. „Aber wir hatten wochenlang keine Informationen, wie es weitergeht“, sagt Schulleiterin Rita Schaffrinna. Zu Auskünften hat ihr nun das Sit-in verholfen: Die Bauarbeiten sollen noch diese Woche fortgesetzt werden. „Noch dieses Jahr werden in der Halle eine Million Euro verbaut“, sagt Dieter Hapel (CDU), Schulstadtrat von Tempelhof-Schöneberg. Vonseiten der Bauleitung heißt es, man habe große Probleme gehabt, die Kosten im Rahmen zu halten, und deshalb neue Ausschreibungen einleiten müssen. Finanziert wird die Sanierung der Halle aus Mitteln des Senats und des Bezirks. Insgesamt soll sie 2,2 Millionen Euro kosten.

Franz-Wilhelm Garske, Facility-Manager des Bezirks, hat für die Aufregung um die Sanierung nur begrenztes Verständnis und wehrt sich gegen den Vorwurf, es habe einen Baustopp für die Turnhalle gegeben: „Die Witterung war extrem ungünstig.“ Zudem sei es nicht seine Aufgabe, ständig über das Projekt zu kommunizieren. Bauherr sei schließlich das Schulamt.

Wann genau die 600 Schüler ihre Halle wieder nutzen können, ist unklar. Im Moment turnen sie auf den Fluren, im Foyer, in einer Mehrzweckhalle oder – bei guter Witterung – auf dem Sportplatz. Beim Sport im Schulgebäude sei es allerdings oft ziemlich eng, sagen die Sechstklässler. Man dribble dann in Zweierreihen auf den Fluren. „Wir müssen den Sportunterricht natürlich auch planen“, sagt die Schulleiterin. Man könne kein Diktat schreiben, wenn draußen vor der Tür Hip-Hop gespielt werde. „Wir wünschen uns für die Zukunft eine klare Kommunikationsstruktur und kompetente Auskünfte“, sagt sie. Demnächst, so Elternvertreterin Sanna von Zedlitz, sei ein Gespräch mit einem Vertreter des Bauamts und dem Bauleiter geplant.

Nach Ansicht von Schaffrinna haben die Schüler durch das Sit-in einiges gelernt: „Demokratie versteht man nicht dadurch, dass man etwas von der Tafel abschreibt.“ Dass es sich lohnt, zu handeln, haben die Schüler nun erfahren. Als Nächstes wünschen sie sich, die entkernte Halle einmal von innen zu besichtigen. Rita Nikolow

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