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Schule: Gut informiert unterwegs in Berlin

VerkehrsManagementZentrale sammelt und liefert Material über den Verkehr in der Hauptstadt

Die Lage ist ernst. Der Verkehr in der Hauptstadt wächst – im privaten Bereich ebenso wie beim gewerblichen Verkehr, der sich in der nächsten Zeit verdoppeln wird. Doch die Verkehrsfläche, die dafür zur Verfügung steht, lässt sich kaum erweitern. Eine Situation, in der schnelles Handeln angezeigt ist. Denn wenn man die Entwicklung sich selbst überlässt, dann droht schon bald das, was man allgemein als Verkehrsinfarkt bezeichnet – eine Situation, die sich eine Metropole wie Berlin mit ihrem Umland nicht leisten darf. Denn nur wenn die verschiedenen Verkehrsströme fließen, kann eine so große Stadt funktionieren und lebenswert sein, das gilt für Wirtschaft und Verwaltung ebenso wie den Berufs- und Freizeitverkehr. Und so muss alles daran gesetzt werden, dass der Verkehr besser fließt – auf allen Ebenen, also mit dem Auto ebenso wie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, per Fahrrad oder auch zu Fuß.

Utopisch, sagen angesichts der aktuellen Lage viele – durchaus machbar hört man es aber aus einer ganz anderen Ecke. Und dort wird nicht nur geredet und ausdauernd über Verkehrsvermeidung, Verkehrsverlagerung und Verkehrsbeschränkung diskutiert, sondern konsequent eine Infrastruktur aufgebaut, die es möglich machen soll, den Verkehr in Berlin besser in den Griff zu bekommen. Die Rede ist von der der VerkehrsManagementZentrale Berlin – kurz VMZ. Das klingt im ersten Moment ein wenig nach einer neuen Superbehörde – aber das ist die VMZ beim besten Willen nicht. Denn sie ist ein moderner Dienstleister – ein Konsortium aus DaimlerChrysler Services AG und Siemens AG, das die Aufgabe übernommen hat, im Auftrag der Landes Berlin alle Verkehrsinformationen zu sammeln, die nötig sind, um den Gesamtverkehr in der Hauptstadt optimal zu organisieren und zu steuern. Hierfür übernimmt das Land die Kosten für die Infrastruktur, während die Wirtschaft sich verpflichtet hat, die VMZ über eine Dauer von zehn Jahren wirtschaftlich zu betreiben – Public-Private-Partnership nennt man so etwas.

1999 hat man den Auftrag erhalten, im November 2000 mit dem Aufbau der Infrastruktur begonnen und wird Ende April 2003 einsatzbereit sein. Und inzwischen ist man bereits so weit, dass die ersten Dienste laufen. Dazu gehören zum Beispiel die 18 dynamischen Anzeigetafeln an zahlreichen Einfallstraßen nach Berlin und auch am Flughafen Tegel, die seit einigen Wochen über die Verkehrslage in der Stadt informieren. Informieren auf der Basis von aktuellen Verkehrsinformationen, die von der VMZ gesammelt und in der Verkehrsredaktion im DaimlerChryslerHochhaus am Potsdamer Platz ausgewertet und weitergeleitet werden.

Wer den Verkehr in der Hauptstadt managen will, muss wissen, was draußen auf den Straßen los ist, muss Informationen sammeln und sinnvoll verknüpfen. Diese Informationen kommen aus vielen Quellen – von Behörden die über Baustellen informieren, von der Polizei, von den Veranstaltern der verschiedensten Events in der Stadt, von Parkhäusern, von Wetterdiensten, von den Betreibern des Öffentlichen Personennahverkehrs, von den Flughäfen und vor allem aus eigenen Quellen. Dazu gehört ein eigenes Detektionsnetz mit rund 180 Infrarot-Sensoren im gesamten Stadtgebiet, ergänzt durch 150 vorhandene Sensoren auf den Autobahnen. Bald wird man auch über Daten von Fahrzeugen verfügen, die im fließenden Verkehr unterwegs sind (Floating Car Data) und installiert sind inzwischen auch die meisten von 40 Web-Cams, die regelmäßig aktuelle Bilder von der Verkehrslage an wichtigen Verkehrsknotenpunkten der Stadt liefern, vom Autobahndreieck Funkturm zum Beispiel, vom Großen Stern, vom Alexanderplatz oder vom Potsdamer Platz. Bilder übrigens, die jedermann jederzeit und unentgeltlich abrufen kann, wenn er sich unter „ww.vmz-berlin.de“ ins Internet einloggt.

Und er erfährt dort bereits eine ganze Menge mehr. So standen im Dezember Informationen über alle Weihnachtsmärkte im Netz. Und selbstverständlich auch alle verfügbaren aktuellen Verkehrsmeldungen sowie Informationen über Baustellen. Bereits funktionsfähig ist auch das so genannte Routing – und zwar für alle Verkehrsteilnehmer. So kann man sich sowohl als Autofahrer als auch als Radfahrer und Fußgänger von der VMZ die Route von jedem Punkt der Stadt zu jedem Ziel berechnen lassen und zum Beispiel als Wegbeschreibung ausdrucken lassen. Ein insbesondere für Fußgänger oft überraschender Dienst, denn hier erhält er manche Wegbeschreibung über Gelände wie das der TU Berlin oder Friedhöfe, die manchen Fußweg zu einer Entdeckungstour werden lassen. Besonders interessant ist der intermodale Router, bei dem die verschiedenen Verkehrsträger optimal miteinander verknüpft werden, man vom Auto auf die Bahn wechselt und kurze Strecken zu Fuß erledigt.

Bereits verfügbar sind auch aktuelle Informationen über den Flugverkehr. So kann man bereits die Flughafentafeln mit allen Abflügen und Ankünften abrufen. Und bald wird man sich auch über die Verkehrslage bei Bahn und Bus informieren können, über den normalen Fahrplan ebenso wie über Betriebsstörungen, Verspätungen, die ersten und letzten Züge und Busse, Sonderlinien zu großen Ereignissen, die Belegung der großen Parkhäuser – kurzum, die aktuelle Verkehrslage in Berlin wird durchsichtig. Für den privaten Interessenten ebenso wie für die Betreiber des Öffentlichen Verkehrs in der Stadt und ihrer Umgebung, für Behörden und offizielle Stellen des Landes und vor allen Dingen auch für die Verkehrsregelungszentrale des Landes Berlin. Denn hier werden die Informationen aus den verschiedensten Quellen direkt umgesetzt in die aktive und dynamische Verkehrssteuerung sowohl über das umfangreiche Netz der Lichtsignalanlagen in der Stadt als auch für situationsabhängige Einsätze der Polizei.

Dienste, die nicht nur über das Internet und bei zahlreichen Empfängern über direkte Datenleitungen verfügbar sind, sondern künftig auch über GSM- und GPRS/WAP-Mobiltelefone, über Telefon und Fax, über die Informationstafeln an den Straßen, über die Medien und künftig auch durch Übermittlung direkt in Fahrzeuge und deren Navigationssysteme.

Und damit eröffnet sich die zweite, die wirtschaftliche Perspektive der VMZ. Während man nämlich die Daten an Polizei, Behörden und Betreiber des Öffentlichen Verkehrs gewissermaßen als Gegenleistung für die Investitionshilfe des Landes zum Aufbau der Infrastruktur ohne Kosten für die Empfänger liefert, entwickelt die VMZ Berlin ein ganzes Bündel von Diensten für Geschäfts- und Privatkunden, die für die Informationen bezahlen etwa Medienunternehmen, Service Provider, Unternehmen aus dem Bereich des Wirtschaftsverkehrs oder auch des Tourismus.

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