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H1N1: Waschzwang gegen Schweinegrippe

Die Gesundheitsämter sollen in Schulen kontrollieren, ob es genügend Seife und Einmal-Handtücher gibt.

Ohne Seife geht gar nichts - so lautet die Devise zum Schuljahresbeginn am kommenden Montag. Um eine rasche Ausbreitung der Schweinegrippe zu verhindern, müssen alle Schulleiter dafür sorgen, dass sich Kinder und Lehrer mehrmals täglich die Hände waschen können. "Die Gesundheitsämter werden stichprobenartig kontrollieren, ob Seife und Einmal-Handtücher vorhanden sind", kündigte die Sprecherin der Gesundheitsverwaltung, Regina Kneiding, am Montag gegenüber dem Tagesspiegel an. Zusammen mit der Senatsverwaltung für Jugend und Bildung hat sie jetzt ausführliches Informationsmaterial für Schulen und Kitas zusammengestellt.

Es geht vor allem darum, die seit Monaten grassierenden und sich zum Teil widersprechenden Hinweise zur Vorbeugung und zum richtigen Umgang mit der Grippe zu bereinigen und so aufzubereiten, dass die Verwirrung nicht noch mehr zunimmt. So berichten etwa Eltern, dass ihr verschnupftes Kind ohne Grippetest nicht in die Kita durfte.

"Der Arzt soll erst mal klären, ob eine Ansteckung wahrscheinlich ist, bevor ein Test angeordnet wird", rät hingegen die Gesundheitsverwaltung. Ein Test sei dann geboten, wenn das Kind mit Grippesymptomen gerade von einer Reise zurückgekehrt oder wenn im Verwandten- oder Freundeskreis jemand an der Influenza H1N1 erkrankt sei. Von flächendeckenden Tests rät die Gesundheitsbehörde aber ab: Das mache keinen Sinn. Ein Test sei sogar dann möglicherweise überflüssig, wenn ein anderes Familienmitglied Grippe habe: Dann sei ja relativ klar, woher Schnupfen oder Fieber bei den anderen Angehörigen kommen. "Wir sitzen wie die Kaninchen vor der Schlange", beschreibt die Rektorin der Kreuzberger Heinrich-Zille-Schule, Inge Hirschmann, die Situation der Rektoren angesichts der Pandemie. Sie sieht ihre Aufgabe erst mal darin, die Lehrer zu sensibilisieren: Sie müssen die Kinder dahingehend beeinflussen, dass sie sich die Hände waschen. Da die Zille-Schule in allen Klassenräumen Waschbecken hat, müssen die Schüler immerhin nicht bis auf die Toilette "verfolgt" werden, um das Händewaschen zu kontrollieren.

Dass Schulschließungen infolge von Schweinegrippe mehr als eine vage Möglichkeit sind, hat man in Berlin schon vor den Ferien gemerkt: Im Juli musste das Köpenicker Humboldt-Gymnasium wegen gehäufter Grippefälle den Unterricht ausfallen lassen. Im zentralistischen Frankreich werden bereits noch weitergehende Vorkehrungen getroffen: Man will den Schülern Fernunterricht bieten, falls es im großen Stil zu Schulschließungen kommt. Zum landesweiten Schulbeginn im September lässt Paris millionenfach Infobroschüren für die Schulen drucken.

Im dezentralen Deutschland gibt jedes Bundesland seine eigenen Materialien heraus, wobei sich Berlin beispielsweise in Niedersachsen Rat holte, das durch seine frühen Sommerferien bereits alle entsprechenden Informationen gebündelt hatte. In den kommenden Tagen werden die entsprechenden Schreiben an Kitas, Schulen und Eltern verschickt. Auf jeden Fall müssen Eltern darauf gefasst sein, dass sie ihr Kind plötzlich nach Hause holen müssen: Sobald es entsprechende Krankheitssymptome zeigt, muss es vom Kita- und Schulbetrieb ausgeschlossen werden. Daran lassen die Behörden keinen Zweifel.

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