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Schule: „Hauptsache, meine Tochter macht Abitur“

Lob, Kritik, Bedenken – Eltern von Grundschulkindern bewerten die Pläne für eine Schulreform

Friederike Sirin, 39, Journalistin

Ich finde die Schulreform gut. Ich fände es sogar noch besser, wenn alle Kinder bis zur zehnten Klasse auf eine Gesamtschule gehen würden. Für meine Tochter, die jetzt in der vierten Klasse ist, hoffe ich natürlich schon, dass sie aufs Gymnasium kommt. Einen Numerus clausus fände ich aber blöd. Es ist schließlich schwierig, die Kinder in dem Alter schon zu beurteilen. Es gibt Spätentwickler, die aber absolut gymnasialtauglich sind. Wenn meine Tochter Abitur macht, ist es mir egal, ob auf einer Sekundarschule oder auf dem Gymnasium. Hauptsache, sie macht Abitur. Damit sie studieren kann und nicht gleich anfangen muss zu arbeiten. Es ist wichtig, ein paar Jahre zu haben, in denen man selbstbestimmt lernen kann.

Christine Reschke, 47, Hebamme

Was nützt die ganze Schulreform, wenn kein Geld da ist, um die Lehrer zu bezahlen? Diese ganze Sache ist ein typischer Berliner Papiertiger. Aber es hilft nichts, sich aufzuregen. Man muss seine Kinder eben irgendwie in Würde durch die Schule bringen. Leider ist ja alles so verbissen geworden. Bei einem Abitur nach 12 Jahren macht keiner mehr ein Auslandsjahr, auch Hobbys, Sport, Musik fallen weg. Die Kinder haben einfach keine Zeit dafür. Ob eine Privatschule eine Option für mich wäre? Ich sage mal so: Wir haben keine hochbegabten Kinder. Wenn ich die Wahl hätte zwischen einer Schule, in der sie untergehen, und einer, in der sie optimal gefördert werden, dann kann ich auch auf meinen Urlaub verzichten.

Ulrike Möhrmann, 47, Kochlehrerin

Ich befürworte, dass eine Sekundarschule eingeführt wird. Inwieweit es aber richtig ist, die Zugangsbedingungen für die Gymnasien zu verschärfen, weiß ich nicht. Das schafft gleich wieder eine Kluft zwischen den beiden Systemen. Ich finde auch den Numerus clausus in den Hauptfächern schwierig. Schüler haben doch Neigungen. Wer gut in Naturwissenschaften ist und schwach in Deutsch, muss zur Sekundarschule. Außerdem fände ich es überhaupt nicht gut, wenn den Eltern die Mitentscheidung genommen wird. Ich kenne mein Kind anders als die Lehrer. Klar wünsche ich mir, dass meine Kinder Abitur machen. Und zwar auf dem Gymnasium. Man streckt sich ja immer ein bisschen nach oben.

Andreas Wattenberg, 50, Anwalt

Mein Sohn ist in der 2. Klasse, die Entscheidung, auf welche Schule er einmal gehen wird, ist noch nicht getroffen. Wenn er an einer Sekundarschule Abitur macht, wäre mir das Recht. Vielleicht macht er aber auch gar kein Abitur, das warten wir erst einmal ab. Über die Reform habe ich mir noch keine abschließende Meinung gebildet. Skeptisch bin ich aber, was das Heraufschrauben von Anforderungen an die Schüler angeht. Wenn die Gymnasialschulzeit auf 12 Jahre reduziert ist, muss ja mehr Stoff vermittelt werden. Und wenn die Reform dazu führen würde, dass es nur noch eine dünne Elite gibt, die auf den Gymnasien ausgebildet wird, dann wäre mir das als Modell eher unsympathisch. J.O.

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