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Rechnen zählen. Nicht allen Schülern fällt Mathematik leicht.

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Hilfe für rechenschwache Schüler: Paten für die Mathematik

Studenten der Freien Universität vermitteln Grundschulkindern ein Verständnis von Zahlen – und den Spaß am Rechnen.

Mathematik bereitet vielen Schülern Probleme. Besonders in der Grundschule können Defizite entstehen, wenn Kinder nicht rechtzeitig unterstützt werden. Dem will Johannes Hinkelammert mit seinem Projekt „Rechenpate“ entgegenwirken. „Mein Ziel ist, dass alle Kinder rechnen lernen“, sagt der 55-Jährige. Er ist Lerntherapeut und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin. Studenten werden als Rechenpate geschult, sie übernehmen dann die Förderung von zwei bis drei Schülern. Schon über 400 Grundschulkinder wurden auf diese Weise erreicht.

Die Kinder müssen erst den Zahlbegriff lernen

Um Kindern den Zugang zur Mathematik zu erleichtern, hat Hinkelammert 17 Lernspiele entwickelt. „Das eigentliche Problem ist die Arithmetik, also das Lernen des Zahlbegriffs und der Rechenoperationen“, sagt er. Da Kinder oft noch zählend rechnen, sei es wichtig, ihnen die Vorstellung vom Rechnen mit Mengen zu vermitteln.

Anders als in der Schule werden Schüler im „Eins-zu-eins-Setting“ gefördert. Ein Student arbeitet mit einem Kind einmal pro Woche für 60 Minuten zusammen. „Die Rechenpaten nehmen sich so viel Zeit, wie das Problem benötigt“, sagt Hinkelammert. Das könne die Schule nicht bewerkstelligen, weil sich Lehrer an den Rahmenplan halten müssen.

17 Berliner Schulen machen mit

Vor jedem Semester werden die Studenten in einem dreitägigen Blockseminar an der FU geschult. Sie lernen ein kompaktes Modell der Zahlbegriffsentwicklung kennen und erfahren, wie sie es den Kindern vermitteln. Nach dem Seminar beginnt die Tätigkeit an einer der 17 Berliner Projektschulen. Die Maßnahme wird finanziert, indem die Schule das Fördermaterial mit den Lernspielen für 480 Euro kauft.

„Die Studenten sind begeistert davon, dass sie durch das Projekt Praxiserfahrungen an Schulen sammeln können“, sagt Hinkelammert. Die Förderstunde beginnt mit einer kurzen Diagnostik, um festzustellen, an welcher Stelle das Defizit des Kindes liegt. Dann werden die dazu passenden Lernspiele gespielt.

Studenten werden auch an Privathaushalte vermittelt

Damit die Förderung nicht nach einem Semester abbricht, hat Hinkelammert zusammen mit einem Geschäftspartner eine Ausgründung vorgenommen. Das Unternehmen „Die Rechenpaten“ arbeitet an der Vermittlung von Rechenpaten für eine bezahlte Fördertätigkeit. Die Studenten werden auch an Privathaushalte vermittelt.

Das Rechenpaten-Seminar wird seit 2013 an der Freien Universität für Studenten der Grundschulpädagogik angeboten. Die Teilnehmerzahlen verdoppeln sich jedes Jahr, sodass jetzt erstmals zwei Vorbereitungsseminare gleichzeitig stattfinden können. „Wenn alle Schulen ihren Förderbedarf anmelden würden, könnte ich noch mehr Studenten als Rechenpaten einsetzen“, sagt Hinkelammert. Er hat bereit eine Anfrage an die Humboldt-Universität geschickt und hofft, dass das Rechenpaten-Seminar auch an anderen Universitäten eingerichtet wird, damit noch mehr rechenschwache Kinder erreicht werden. Gina Dubiel

Mehr Informationen: www.rechenpate.de und info@rechenpate.de.

Gina Dubiel

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