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Schule: Hilfe in Kleingruppen

Schulen entwickeln eigene Konzepte

Angesichts der vielen Probleme mit schwierigen Schülern versuchen einige Bezirke und Schulen längst, sich selbst zu helfen: Sie richten kleine Gruppen ein, indem sie die schwierigsten Fälle vorübergehend aus den Klassen nehmen und sie individuell betreuen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Jugendämter Geld dazugeben oder dass zumindest genügend Personal an der Schule selbst ist.

Welche Möglichkeiten es gibt, wenn die Not groß ist, aber auch der Wille, etwas zu ändern, hat die Schöneberger Spreewald-Grundschule bewiesen: Sie richtete eine „Tagesgruppe“ ein, in der Kinder mit gravierenden Persönlichkeitsstörungen aufgefangen werden können, sobald sie den Unterricht massiv stören. Familientherapeuten können jederzeit hinzugezogen werden.

Rektor Erhard Laube sieht in der Tagesgruppe zwei Vorteile: Die Kinder behalten Kontakt zum regulären Schulalltag und ihnen wird gezielt geholfen, „bevor sie eine dicke Akte ansammeln“ und schließlich als „Wanderpokal“ von Schule zu Schule gereicht werden.Möglich wurde diese laut Laube bundesweit einzigartige Konstruktion allerdings nur, weil das Jugendamt mitmachte.

Dass diese Bereitschaft vorhanden war, mag daran liegen, dass Tempelhof-Schöneberg zusammen mit Steglitz-Zehlendorf entschlossen ist, eine bessere Vernetzung von Jugendhilfe und Schule voranzubringen: Die Bezirke haben in den vergangenen drei Jahren modellhaft verbindliche Kooperationsstrukturen zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Jugendhilfe und dem Schulbereich entwickelt, die jetzt flächendeckend umgesetzt werden sollen.

Aber auch andere Schulen und Bezirke suchen Auswege. So plant Thomas Leeb, Rektor der Weddinger Anna-Lindh- Grundschule, ab kommendem Schuljahr sogenannte „temporäre Lerngruppen“, in denen jeweils zwölf bis 15 besonders problematische Kinder zusammengefasst werden. Finanzieren will Leeb das mit Hilfe der Stellen, die ihm für Sprachförderung und für sonderpädagogische Förderung ohnehin zustehen. Nun müssen Schulkonferenz und Schulaufsicht noch zustimmen.

Ebenso wie Laube hält Leeb viel davon, die Kinder in ihrem schulischen Umfeld zu lassen und sie nicht auf Sonderschulen zu bündeln. Das erleichtere auch die Rückkehr in ihre regulären Klassen, sobald sich ihre Lage entspanne.

Eine weitere Option besteht darin, dass mehrere Schulen Verbünde bilden, die dann gemeinsam die Förderung der schwierigsten Kinder organisieren. So haben sich Schulen in Friedrichshain-Kreuzberg gerade entschlossen, eine zweite zentrale Gruppe für diese Kinder in Obhut des Pestalozzi-Fröbel-Hauses aufzumachen.

Wie wichtig solche Ansätze sind, hat gerade erst wieder die neue Studie zu jugendlichen Intensivtätern gezeigt. Der Verfasser der Studie, der Kriminologe Claudius Ohder, hatte dringend empfohlen, bei auffälligen Kindern früh zu intervenieren, die Jugendhilfe hinzuzuziehen und für Kontinuität zu sorgen. sve

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