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Schule: Im Traumland

Das Kindermuseum Mach-mit in Prenzlauer Berg lädt zur Erkundung des Schlafens ein – und basteln und toben kann man auch

Der Mensch, das ist ein Lebewesen mit Herz und Verstand, ein von der Vernunft geleitetes Individuum. Aber vor allem ist der Mensch eine Schlafmütze. Denn etwa ein Drittel seines Lebens verbringt er schlafend. Diese Art Stand-by-Modus ist bei jedem unterschiedlich ausgeprägt. Dem einen reichen fünf Stunden Schlaf, dem anderen noch nicht einmal acht. Entscheidend ist dabei der eigene Biorhythmus, der durch eine innere Uhr geregelt wird, die wiederum die Zeitpunkte der Müdigkeit oder Wachheit steuert.

„Albert Einstein soll zum Beispiel zehn Stunden pro Tag geschlafen haben, Napoleon aber nur vier“, sagt die 21-jährige Karla Rohde aus Köpenick, die zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr im Machmit-Kindermuseum in Prenzlauer Berg absolviert. Hier, in den Räumen der ehemaligen Elias-Kirche, dreht sich derzeit alles ums Schlafen und Träumen. Die Ausstellung „Schlafen und Träumen in aller Welt“ wurde mit Schülern der Weddinger Erika-Mann-Grundschule erarbeitet.

Einen Monat lang war die Kreativität der Kinder gefragt. Unter fachkundiger Anleitung entstanden im Rahmen von Projektwochen Traumschlafanzüge der Gegenwart und Zukunft, Traumbetten mit weißen und braunen Schäfchen, die man zählen kann, wenn’s mit dem Einschlafen nicht klappt, berichtet Karla Rohde. Außerdem wurden Schlaflieder aus aller Welt miteinander verglichen und ein Kurzfilm zum Thema „Meine Träume“ gedreht. All die Ergebnisse bilden die Grundlage der Ausstellung im Mach-mit-Kindermuseum, die auch für Erwachsene geeignet ist. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass sich unterschiedliche Generationen angesprochen und auch unterhalten fühlen, sagt der 29-jährige Matthias Lehmann, Mitorganisator und Tagesmanager im Museum.

Auf zwei Etagen kommt der Besucher dem Phänomen Schlaf Stück für Stück näher. Im Erdgeschoss werden die verschiedensten Schlafstätten, wie es sie etwa vor 100 Jahren gab, vorgestellt: von der Hängematte in Südamerika, dem Teppich in einer Jurte Zentralasiens, den Fellen im kalten Norden bis hin zum Schrankbett, dem so genannten Alkoven, im bäuerlichen Mitteleuropa. Fotos in der Bildergalerie thematisieren die breite Vielfalt der Schlafgelegenheiten des 21. Jahrhunderts, vom Obdachlosen auf der Parkbank bis zum Bett im Kinderzimmer. Den zentralen Ort bildet das Schlaflabor. Hier werden die Themen Schlaf und Träumen aus physiologischer und medizinischer Sicht betrachtet, erfährt man bei den Museumsführungen. Ein Spiegelkabinett verdeutlicht dem Besucher das verzerrte und bizarre Selbstbild, dem typischen Merkmal des Traums.

Im Obergeschoss ist an diesem Vormittag Action angesagt. Denn die Kita-Gruppe „Die Füchse“ der evangelischen Kita der Heiligkreuz-Passionsgemeinde tobt durch das Riesenkletterregal, das in der Raummitte aufgebaut ist. Das kann auch unabhängig von der aktuellen Ausstellung besucht werden, sagt Karla Rohde. Heute ist es Teil der 90-minütigen Führung der Kita-Gruppe. Den kleinen Füchsen macht es sichtlich Spaß.

Auch als nach 20 Minuten das Getobe im Kletterregal zu Ende ist und es am Basteltisch mit dem Programm weitergeht. Ein Iglu sollen die Vier- und Fünfjährigen heute noch nachbauen. An anderen Tagen basteln die Kinder auch an Traumlichter oder Sorgenpüppchen. Neben den Basteltischen befinden sich in der oberen Etage die erarbeiteten Traumschlafanzüge und Traumbetten. Aber auch die heutigen Schlafstätten Tokios, die weltweite Trends setzen, werden hier ausgestellt. So erfahren die Kinder, dass viele Großstadt-Japaner in einer Art Box nächtigen, weil die weniger raumgreifend sind als ganze Schlafzimmer. „Das find ich echt praktisch“, meint Karla Rohde. Allerdings sei da Klaustrophobie fehl am Platz.

Maria Ugoljew

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