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Versteckt. Die großen Suchmaschinen sollen das Mobbing-Portal „Isharegossip“ künftig nicht mehr auflisten.

© dpa

Isharegossip: Mobbing-Webseite auf Index - Diskussion geht weiter

Die Mobbing-Internetseite Isharegossip steht auf dem Index der Bundesprüfstelle und soll von Suchmaschinen blockiert werden. Am Montag wird das Thema im Abgeordnetenhaus debattiert.

Die Webseite ist auf dem Index, aber die Diskussion geht weiter. Am Montag will sich der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses mit dem Thema Isharegossip beschäftigen. Auch der Berliner Beauftragte für Datenschutz, Alexander Dix, hat sich in den Konflikt eingeschaltet. Über die Datenschutzbehörde in Litauen hat er versucht, die im Impressum genannten Betreiber ausfindig zu machen. Doch die Firma existiert offensichtlich nicht. Kontakt nach Schweden, wo der Server von Isharegossip steht, hat er bisher nicht. „Meines Wissens ist der Umgang mit freier Meinungsäußerung dort ähnlich liberal wie in den USA, was eine Strafverfolgung erschwert“, sagte Dix. Um Isharegossip vom Netz zu nehmen, müssten trotzdem „alle rechtlichen Möglichkeiten“ ausgeschöpft werden. Selbst angesehen hat Dix die Webseite nach eigener Aussage noch nicht.

Bereits am Donnerstag wurde das Portal offiziell von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert. „Die Adresse wurde jetzt in unser Filtermodul aufgenommen“, sagte Birgit Carus von der Bundesprüfstelle am Freitag. Die deutschen Seiten aller großen Suchmaschinen wie Google oder Yahoo werden so über die Indizierung benachrichtigt und setzen die Seite freiwillig auf ihre Blockier-Listen. Der Vorgang dauert aber einige Tage. Am Freitag konnte man Isharegossip noch über Suchmaschinen finden.

Bei der Suche nach den Verantwortlichen für die Seite gibt es hingegen keine Fortschritte. „Das Ermitteln der Betreiber der Seite ist vermutlich aussichtslos“, sagte Polizeisprecher Thomas Goldack unter Verweis auf den Serverstandort in Schweden. Die Internet-Seite profitiert derweil durch die große öffentliche Aufmerksamkeit. Während der vergangenen Tage war der Andrang so hoch, dass der Server zeitweise zusammenbrach. Viele Nutzer sind wütend, dass es kein Statement der Betreiber zu einem Angriff in Berlin gibt, bei dem ein Jugendlicher bewusstlos geschlagen wurde, der einen Streit über Beleidigungen klären wollte. „Vielleicht seid ihr aber auch nur geldgeil und ergötzt euch an den Einnahmen aus der Werbung“, schreibt ein User. Mehr als 800 Kommentare lang ist die hitzige Diskussion zu dem Thema.

Wie viele Anzeigen gegen die Seite inzwischen in Berlin vorliegen, konnte die Polizei am Freitag nicht sagen. Vermutlich sind es mehrere Dutzend. Allein in Frankfurt am Main hat die Staatsanwaltschaft 50 Anzeigen gesammelt. Für Berlins Richter sind Verfahren wegen Online-Beleidigungen bisher kein großes Thema. „Es ist noch kein Massenphänomen“, sagte der langjährige Amtsrichter und heutige Gerichtssprecher Tobias Kaehne. In seiner Laufbahn habe er sich nur selten mit Bedrohungen oder Beleidigungen im Internet befassen müssen. Juristisch gesehen wird eine Beleidigung im Netz genauso behandelt wie Beschimpfungen im realen Leben. „Meist endet das mit einem Strafbefehl von einigen hundert Euro.“ Bisher habe es Anzeigen vor allem wegen Äußerungen beim Auktionsportal Ebay gegeben. Aus sozialen Netzwerken wie Facebook oder Myspace sind ihm noch keine Fälle bekannt geworden.

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