zum Hauptinhalt

Schule: Ist ja ein tolles Klima hier

Seit drei Wochen laufen die Temperaturregler im Auto auf Hochtouren – Zeit für ein paar kühle Tipps zu Bedienung und Wartung

Klimaanlagen haben eine erstaunliche Karriere gemacht. Lange fanden sie sich vor allem in hochpreisigen Fahrzeugen, mittlerweile sind sie auch in Kleinstmobilen nahezu selbstverständlich. Kaum jemand mag mehr auf den Komfort verzichten, auch bei stärkster Sonneneinstrahlung angenehme Temperaturen vorzufinden. Doch so verbreitet Klimaanlagen auch sind – über den richtigen Umgang damit und die notwendige Wartung macht sich kaum jemand Gedanken.

„Grundsätzlich ist eine Klimaanlage im Hinblick auf ihre Haltbarkeit auf ein komplettes Autoleben ausgelegt“, versichert Hubert Paulus vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg. Das heißt aber nicht, dass sie diese Zeitspanne auch ohne Wartung und Pflege übersteht. So sorgt in dem System ein Kühlmittel für die gewünschte Leistung. Es gibt aber bis heute keine Anlage, die über das gesamte Fahrzeugleben hinweg absolut dicht ist. Laut Wolfgang Schmidt, Techniker beim Klimaanlagenhersteller Behr in Stuttgart, kommt es mit der Zeit zu einem gewissen Verlust des Kühlmittels. „In einem Kühlschrank hat man ein hermetisch abgeschlossenes System“, erläutert Schmidt, „in Fahrzeugen dagegen arbeitet man mit Schläuchen und Verbindungsstücken“. Da das eingesetzte Kühlmittel laut Schmidt siebenmal dünner ist als Luft, kommt es an den Verbindungen immer mal wieder zu Verlusten. „Man kann in aller Regel davon ausgehen, dass die Werksfüllung nach vier bis fünf Jahren schwächelt.“ Die Anlage läuft dann noch mit etwa 60 Prozent ihrer Leistung, was für die Insassen spürbar ist - und oft zur Schlussfolgerung führt, die Anlage sei defekt. Tatsächlich lässt sich das Problem in Fachbetrieben beheben, die die Restmenge des Mittels absaugen und die Anlage wieder auffüllen. Das Kältemittel selbst altert dagegen kaum. Es hält sich laut Schmidt 30 Jahre und wird daher beim Absaugen recycelt.

Andere Bestandteile des Systems haben eine kürzere Lebensdauer. „Es ist ratsam, den Filter für die Innenraumluft vor der Saison auszutauschen“, sagt Johannes Hübner, Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD) in Frankfurt/Main. Denn der Filter verschmutzt mit der Zeit, wodurch sich der Luftdurchsatz verschlechtert. Ab und an kann noch ein weiter gehender Service notwendig sein: Der Filter hat nämlich auch die Aufgabe, Pollen und Ähnliches festzuhalten. Diese finden sich aber nach einer gewissen Zeit ebenfalls in den Luftkanälen, was speziell bei Allergikern zu Problemen führen kann. Laut Hübner gibt es Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, die Luftkanäle zu „spülen“.

Ungemach droht Insassen auch an anderer Stelle: Auf dem so genannten Verdampfer können sich Bakterien und Pilze bilden. Diese sorgen für unangenehme Gerüche im Innenraum. Dieses Phänomen ist tief in der Technik begründet, lässt sich aber laut Hubert Paulus auf einfache Weise umgehen: „Damit es nicht zur Bakterienbildung und damit zu solchen Gerüchen kommt, ist es ratsam, die Klimaanlage am Ende einer Strecke auszuschalten, bevor das Fahrzeug selbst ausgeschaltet wird. In dieser Zeit sollte das Gebläse weiterlaufen – es vernichtet dann eventuell vorhandene Restfeuchtigkeit.“ Bei neuen Anlagen setzen die Hersteller zusätzliche Hilfsmittel ein, um dem Geruchsproblem vorzubeugen. „Es werden Filter vor dem Verdampfer eingesetzt, um diesen vor Bakterien zu schützen“, sagt Wolfgang Schmidt. Diese Filter zählen dann zu jenen Teilen, die von Zeit zu Zeit auszutauschen sind.

Experten weisen darauf hin, dass die Klimaanlage nicht nur im Sommer ein angenehmer Helfer ist. „Grundsätzlich entzieht sie der Luft Feuchtigkeit“, erläutert Johannes Hübner. Gerade die kalte Jahreszeit ist meist auch eine feuchte Jahreszeit – die eingeschaltete Klimaanlage schützt dann unter anderem vor beschlagenen Scheiben. Speziell ältere Anlagen können so außerdem vor Defekten geschützt werden. „Regelmäßiges Einschalten ist gut für die Technik“, stimmt Hubert Paulus zu. „Die Dichtungen müssen benetzt werden, damit sie nicht spröde werden. Das bedeutet, dass es zu Undichtigkeiten kommen kann, wenn die Anlage lange Zeit - zum Beispiel den ganzen Winter - nicht benutzt worden ist.“ In neuen Modellen ist dies laut Wolfgang Schmidt dagegen nicht mehr unbedingt nötig – weil die Anlage oft auch im Hintergrund mithilft, ohne dass sie „offiziell“ im Einsatz ist.

Zu einem gewissen Mehrverbrauch an Kraftstoff führt der Einsatz der Klimaanlage in jedem Fall: „Mit einem Mehrverbrauch von 0,3 Litern auf 100 Kilometer ist aber zu rechnen“, sagt Hubert Paulus.

Heiko Haupt[dpa]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false