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Schule: Jetzt sind die schwachen Schulen dran

Am Mittwoch präsentiert Bildungsenator Zöllner den zweiten Teil seines Qualitätspakets Schon jetzt steht fest: Es wird harte Auseinandersetzungen geben, denn die Pläne rütteln an Tabus

Mehr Kontrolle, mehr Transparenz – diese beiden Ziele bilden die Klammer des Qualitätspakets, mit dem Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) in das fünfte Jahr seiner Amtszeit gestartet ist. Nachdem er sich vergangene Woche vor allem mit Kita-Fragen beschäftigt hatte, ist diese Woche der Fokus auf die Schulen gerichtet.

Als sicher gilt, dass Zöllner am Mittwoch vorschlagen wird, die Schulinspektionsberichte verpflichtend zu veröffentlichen. Dies hatte er bereits gegenüber dem Tagesspiegel in Aussicht gestellt. Bisher landen nur positive Berichte auf den Homepages der Schulen. Dabei soll es nicht bleiben. Zöllner folgt in diesem Punkt einer Empfehlung der Kommission „Qualitätspaket“, die er einberufen hatte. Die Kommission hat diesen Schritt ab dem Schuljahr 2011/12 angeraten.

Als sicher gilt ebenfalls, dass der Spielraum beim Personalkostenbudget (PKB) verändert wird. Dies hatte Zöllner bereits im Oktober angedeutet. Demnach sollen Schulen mit hohem Unterrichtsausfall gezwungen werden, ihre gesamten PKB-Mittel für Vertretungsunterricht auszugeben. Andererseits hat Zöllner aber auch vorgeschlagen, dass Schulen mit geringem Stundenausfall ihre gesamten Vetretungsgelder für Projekte aufwenden dürfen.

Von hohem Interesse dürfte auch sein, ob Zöllner dem Vorschlag seiner Kommission folgt und sich vor allem um die Schulen kümmert, die zum „leistungsschwächsten Fünftel“ gehören. Die Experten halten es für wichtig, dass sich die Schulaufsicht auf diese Schulen „konzentriert“ und mit ihnen Zielvereinbarungen trifft. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls interessant sein, was Zöllner am Sonnabend beim „Jugendforum“ angekündigt hatte. Dort hörten die anwesenden Schüler, dass der Senator den Lehrern nicht mehr vollständig überlassen will, welche Weiterbildung sie machen, und dass das „einen Aufschrei“ geben werde.

Was damit gemeint sein könnte, findet man ebenfalls im Expertenpapier: Dort ist davon die Rede, dass schwache Schulen durch Fortbildungen „unterstützt“ werden sollen. Es gehe um eine „gezielt fächerbezogene Unterrichtsverbesserung“. Darüber hinaus wurde empfohlen, dass die Lehrer schwacher Schulen einmal jährlich von einer Schulklasse bewertet werden. Dazu gibt es bereits ein Onlineportal.

Mit großem Interesse warten Eltern und Lehrer darauf, was Zöllner tun will, um Schulen von schwachen Rektoren zu befreien. Immerhin hatte er bereits zugegeben, dass es nicht reiche, sie zu versetzen, und angekündigt, dass es für dieses Problem „Lösungsvorschläge“ geben werde. Seine Expertenkommission hatte dazu festgestellt, dass es „verbindliche und an der Alltagspraxis orientierte Qualifizierungsmöglichkeiten“ geben müsse.

Für einigen Wirbel hatte der Vorschlag der Kommission gesorgt, aus schwachen und starken Schulleitern „Tandems“ zu bilden. Der „Gesichtsverlust“ für die schwachen Rektoren sei zu groß, hatte der Verband der Oberstudiendirektoren zu bedenken gegeben. Andere wie der langjährige Schulleiter Wolfgang Harnischfeger sagten, der Gesichtsverlust sei nicht das Problem – an den betreffenden Schulen wüssten sowieso alle, was los sei.

Dreh- und Angelpunkt der Diskussion ist der Beamtenstatus, der es fast unmöglich macht, Leitungspersonal ihrer Ämter zu entheben. Um hier etwas zu erreichen, müsste über längere Zeit nachgewiesen werden, dass die Aufgaben nicht erfüllt wurden. Das allerdings ist so schwierig und aufwendig, dass viele Schulräte lieber warten, bis der betreffende Rektor in den Ruhestand versetzt wird. Selbst ein jahrelanges Alkoholproblem oder latente Überforderung bis hin zum Burn-out-Syndrom führen bislang nicht automatisch dazu, dass Schulen eine neue Leitung bekommen. Nicht selten müssen Konrektoren oder kommissarische Leiter den Betrieb am Laufen halten – ohne entsprechende Vergütung.

Unklar ist bisher, was aus der Ankündigung Zöllners wird, auch bei den Vergleichsarbeiten mehr Transparenz zu schaffen. Vor einer kompletten Veröffentlichung wird gewarnt, weil damit ein Ranking ohne Rücksicht auf die spezielle Klientel ermöglicht würde. Zöllner hat sich einen „fairen Vergleich“ zum Ziel gesetzt. Dieser und etliche andere Punkte werden seit Wochen in der Bildungsverwaltung fieberhaft diskutiert.

Dass der Senator vor mutigen Entscheidungen nicht zurückschreckt, hatte er letzten Freitag gezeigt. Da hatte er Sanktionen für Eltern ins Spiel gebracht, die ihre Kinder trotz nachgewiesenen Sprachförderbedarfs nicht in die Kita bringen. Zudem kassierte er die Verpflichtung zum Jahrgangsübergreifenden Lernen (JüL) in der Grundschule, das künftig lediglich die „Regelform“ bleibt (wir berichteten). Zum Thema „Kontrolle und Transparenz“ passte auch Zöllners Vorschlag, dass alle Brennpunktschulen gezwungen werden, ein Sprachförderkonzept vorzulegen.

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