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Junge Athleten: Aus Liebe zum Sport

Berufsziel: Profisportler. Viele Jugendliche leiden unter der Doppelbelastung zwischen Hausaufgaben und Sportplatz. Der 18-jährige Tobi hat einen Weg gefunden, Leichtathletik und Schule zu verbinden.

Er zieht seine Runden. Immer und immer wieder. Morgens, mittags, abends. Im Sommer, Herbst, Frühling und, wenn kein Schnee liegt, auch im Winter. Er läuft immer weiter, denn laufen ist seine Droge, ein Teil seines Lebens. Aber er war einmal auf Entzug.

Tobi ist 18 Jahre alt und läuft 1000 Meter in 2,33 Minuten. Er betreibt Leichtathletik als Leistungssport und hat das Zeug, ein Star zu werden. „Es war schon immer mein Traum bei Olympia mitzumachen.“ Seit er klein ist läuft Tobi, anfangs mit seiner Mutter, doch nun ist er so schnell, dass sie ihn nur noch mit dem Fahrrad begleitet. „Ich bin morgens aufgestanden und erstmal eine Runde gelaufen, dann in die Schule. Das war anstrengend, aber es ging. Es musste.“

Tobi ist kein Einzelfall. Viele Jugendliche brechen fast zusammen unter der Doppelbelastung aus Schule und Sport. „Anfangs sind nur meine Noten schlechter geworden, doch beim Abi wurde es echt brenzlig. Meine Mutter wollte, dass ich den Sport schmeiße, aber ich wusste, dass ich das alles nicht ohne den Sport durchstehen könnte und so musste ich mich entscheiden: kein Sport- oder bessere Noten.“

Eine Möglichkeit wäre in solch einer Situation ein Wechsel auf eine Sportschule, eine sogenannte „Eliteschule des Sports“ vom Deutschen Olympischen Sportbund. Doch wie Tobi wollen viele Jugendliche nicht kurz vor dem Abi oder mitten in ihren Abschlussvorbereitungen die Schule wechseln.

Manchmal helfen schon weniger drastische Maßnahmen, die schulischen Leistungen zu verbessern. Natürlich ist die Belastung immer noch groß und in manchen Momenten kann und will man nicht mehr, doch ist es andererseits immer wieder erstaunlich, wie viel alleine ein Tagesplan oder eine Kontrolltabelle für die Schule bringt. Denn wenn man jeden Tag, jede Meldung im Unterricht zählt, egal, ob diese vom Lehrer wahrgenommen wurde oder nicht, kommt der Ehrgeiz von ganz allein. Der Wille immer mehr Meldungen zu verzeichnen und trotzdem eine Antwort wissen zu wollen, falls man vom Lehrer dazu aufgefordert wird, spornt an, mehr für die Schule zu tun und im Stoff nicht den Anschluss zu verlieren. „Ich saß Zuhause und lernte ein Fach, das mich nicht interessierte, nur um Meldungen zu sammeln“, sagt Tobi und schüttelt dabei ungläubig den Kopf.

Die Schule sollte genauso zum Tagesablauf gehören wie das Training und dabei nicht als Last gesehen werden, sondern als Erlaubnis erst Training machen zu dürfen. „Meine Denkweise hatte sich total verändert. Ich wusste, dass die Schule eine Vorraussetzung für mein Training war, ohne ging nichts. Aber wenn ich mich bemüht hatte, kam auch manchmal meine Mutter rein und fragte, ob wir nicht gemeinsam eine Runde drehen wollten.“

„Eine gute Tagesplanung war ebenfalls wichtig, so lernte ich zum Beispiel Vokabeln im Bus und lief erst nach den Hausaufgaben, abends als Belohnung.“ Natürlich funktioniert das Ganze nicht, wenn man keine Prioritäten setzt. Tobi kann man deshalb regelmäßig im Wald antreffen, wenn er normaler Weise fernsehen würde. Doch was tut man nicht alles aus Liebe zum Sport?

Dieser Text entstand im Rahmen der Tagesspiegel-Schülerakademie.

Jascha Mikolajski

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