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Kreuzberg: Eltern revoltieren gegen Zwangsfusion

Im Streit um die Zusammenlegung zweier Hauptschulen in Kreuzberg wenden sich betroffene Eltern mit einem offenen Brief an Bildungssenator Jürgen Zöllner.

Der lange schwelende Streit um die Fusion von zwei Kreuzberger Hauptschulen zu einer neuen Sekundarschule ist nun eskaliert: Der Gesamtelternsprecher der Carl-Friedrich-Zelter-Schule will jetzt auf einer außerordentlichen Elternkonferenz die Empfehlung aussprechen, „sich nach einer anderen Schule in unserem Bezirk umzusehen“. So steht es in einem offenen Brief an Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) vom Montag.

Die Fusion galt von Anfang an als wenig überzeugende Lösung, da die Zelter-Schule doppelt benachteiligt ist: Zum ersten muss sie aufgrund ihrer zu geringen Raumkapazitäten bei der Klein- Schule „einziehen“, zum zweiten steht der relativ junge Zelter-Leiter in der Beamtenhierarchie unter dem dienstälteren Rektor der Klein-Schule. Somit bestand von Anfang an die Gefahr, dass die Zelter-Schule ins Hintertreffen geraten könnte. Genau dies aber ist nach Ansicht des Gesamtelternvertretung jetzt geschehen. In ihrem Namen wirft der Vorsitzende Eckehard Schwarz der Klein- Schule vor, „keinerlei Veränderungsbereitschaft zu zeigen“. Die Schulleitung habe die Strukturreform „nicht begriffen“, zudem werde die Leitung der Zelter-Schule „unwürdig abgespeist“.

Mit „Entsetzen“ reagierte gestern Joachim Klein auf den offenen Brief. Der stellvertretende Leiter der Eberhard- Klein-Schule bezeichnete das Schreiben als „parteiisch“. Ihm komme es so vor, als wolle man seine Schule „bewusst abqualifizieren, obwohl wir bei der Schulinspektion gut abgeschnitten haben“.

Tatsache ist, dass die Zelter-Schule unter ihrem Schulleiter Robert Hasse viel von sich reden gemacht hat: Sie gewann unter anderem 2007 den Hauptschulpreis des Bundespräsidenten und fand viel Beachtung dafür, dass sie überdurchschnittlich viele Schüler in den ersten Ausbildungsmarkt vermittelte. Die Klein-Schule hingegen machte dadurch Schlagzeilen, dass sie zu den ersten Schulen gehörte, die nicht mehr von deutschstämmigen Schülern angenommen wurden. Dies ist zumindest bei den Eltern in Erinnerung geblieben.

Dass der Konflikt jetzt so eskalierte, liege in der Verantwortung der Bildungsverwaltung: Sie habe sich zu spät um eine einvernehmliche Lösung gekümmert, kritisiert Monika Herrmann, grüne Bildungsstadträtin von Friedrichshain- Kreuzberg. Zudem mache es wenig Sinn, bei der Vergabe der Leitungsposten eine Bestenauslese zu versprechen, wenn man an das Beamtenrecht gebunden sei. Demnach habe der höher dotierte Rektor Vorrang.

Offenbar hat die Verwaltung das Problem unterschätzt: Erst nach Monaten wurden Vermittler eingeschaltet. Dabei erhielt Zelter-Rektor Robert Hasse das Angebot, Mittelstufenleiter an der Fusionsschule zu werden. Er wäre dann nach dem Leiter der Klein-Schule, Bernd Böttig, und dessen Stellvertreter der „dritte Mann“ – eine Konstellation, die mit dem Rollenverständnis Hasses und auch mit den Erwartungen der Eltern wohl nicht konform geht.

Die Bildungsverwaltung war gestern um Schadensbegrenzung bemüht. „Der Senator nimmt die nicht eben leichte Situation an diesen beiden Schulen ernst“, betonte Zöllners Sprecher Jens Stiller. Zudem werde es ein „direktes Gespräch“ mit dem Elternvertreter geben.

Es dürfte nicht das letzte Krisengespräch sein, dass sich um Personalentscheidungen im Rahmen der Schulreform dreht. So wurde die Fusion der Zehlendorfer Wegener- und Beucke-Realschule um ein Jahr verschoben, weil es auch hier einen Konflikt um die künftige Leitung gibt. Und in Pankow gibt es ein Zerwürfnis zwischen dem Kollegium der Reinhold-Burger-Schule und ihrem neuen Leiter Guido Landreh: Den hatte die Verwaltung handstreichartig aus der Kreuzberger „Stadt als Schule“ geholt, die mit einer weiteren Schule fusioniert.

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