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Kurz vor ACHT: Schwaches Feindbild

Mit Gutachten ist das so eine Sache. Man gibt sie mit viel Aufwand in Auftrag und bekommt eine Stellungnahme. Aber kaum macht man sie publik, melden sich auch schon wieder andere Fachleute, die genau das Gegenteil behaupten – und auch das mit kundigen Argumenten.

So ging es jetzt den Grünen. Sie wollten vom Wissenschaftlichen Dienst des Abgeordnetenhauses wissen, ob der Staat denn mehr Einfluss auf den Religionsunterricht ausüben kann, wenn dieser als ordentliches staatliches Lehrfach statt wie derzeit in Berlin als Fach unter Verantwortung der Glaubensgemeinschaften angeboten wird. Der zuständige Parlamentsjurist kam zu dem Schluss, dass es keinen großen Unterschied mache.

Nun hat dem aber nicht nur der Landesschulrat widersprochen. Auch aus dem SPD-geführten Bildungsministerium von Rheinland-Pfalz – wo Religion Wahlpflichtfach ist – ist zu hören, dass der Staat dabei doch eine ziemliche Menge mitzureden habe.

Viel interessanter als dieser kleine Streit unter Juristen scheint allerdings was anderes. Es ist nämlich die „Initiative Pro Reli“, die nicht müde wird zu betonen, dass das Wahlpflichtfach mehr Einfluss garantiert als die jetzige Berliner Konstruktion. So heißt es auf der Pro-Reli-Homepage, der „Wahlpflichtbereich Ethik/Religion vermindert die Gefahr von Fundamentalismus“. Offen bliebt allerdings, wo sie die Fundamentalisten wähnen. Die Islamische Föderation können sie eigentlich nicht meinen, denn um deren Islam-Unterricht ist es still geworden: Die Teilnehmerzahl stagniert, Beschwerden der Kollegien gibt es auch nicht mehr. Ein schwaches Feindbild – und eine schwache Begründung für ein Wahlpflichtfach Religion. sve

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