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Kurz vor Acht: ... und wieder ist ein Lehrer weg

Die Berliner Schulbürokratie macht den Lehrermangel an den Schulen noch schlimmer. Zwölftklässler eines Gymnasiums in Pankow mussten jetzt zusehen, wie ihre Ersatzlehrerin nach Brandenburg ging, um dort ihr Refendariat zu machen.

Die Zwölftklässler aus dem Deutsch-Leistungskurs und den Psychologie-Grundkursen des Pankower Rosa-Luxemburg- Gymnasiums fassen kaum, was ihnen die Schulbürokratie auf dem Weg zum Abitur zumutet. Anfang des Jahres erkrankte ihre Lehrerin. Über Wochen fiel der Unterricht aus. Dann testete die Senatsbildungsverwaltung aus Mangel an erfahrenem Fachpersonal Begabung und Belastbarkeit einer jungen Frau, die gerade erst ihr erstes Staatsexamen erworben hatte – eine sogenannte Seiteneinsteigerin also.

Seit gestern ist dieses Experiment beendet, und die Schüler sind nach eigenem Bekunden „entsetzt“. Die Lehrerin ist nämlich weg, obwohl sie sich offenbar als pädagogischer Rohdiamant erwies. Leistungskursmitglieder bescheinigen ihr „exzellenten Unterricht“. Auch Schulleiter Ralf Treptow äußert sich begeistert über die Kollegin mit der begehrten, weil seltenen Fächerkombination Deutsch, Chemie und Psychologie. Weil Berlin Talente zwar im Unterricht ausprobiert, ihnen dann aber keine Perspektive bietet, trat die beliebte Lehrerin jetzt ihr Referendariat in Brandenburg an.

Die Schüler müssen jetzt ausbaden, dass man im Hause Zöllner herausragende Jungpädagogen ungerührt ziehen lässt. Mit Blick auf die Gleichbehandlung der Bewerber für das Deutsch-Lehramt sei eine bevorzugte Behandlung nicht möglich gewesen, teilt die Senatsbildungsverwaltung mit. Nach Berliner Logik müssen Deutsch-Referendare warten, auch wenn sie gute Noten und seltene Zweitfächer mitbringen. Derlei Schlafmützigkeit rächt sich auf Dauer im Ringen um die besten Nachwuchslehrer. Brandenburg macht längst mobil und stellt Referendare zum 1. Juni an. Da sollte Berlin seinen Termin 1. August tunlichst überdenken und eine agilere Personalpolitik an den Tag legen. Die Ex-Aushilfslehrerin des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums hat übrigens bis zum Schluss auf ein Angebot aus Berlin gewartet.

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