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Schule: Leitwolf im Schafspelz

Der Mazda 6 MPS ist das neue Topmodell der japanischen Autobauer. Sein Auftritt ist dezent, seine Leistung üppig

Am Heck protzen zwei dicke Verblendungen für die Auspuffrohre. Große 18-Zoll-Räder stecken in den Radkästen und auf der Motorhaube thront ein „Power-Dome“ – eine kleine Wölbung, die symbolisieren soll: Hier schlägt ein Herz mit Durchzugskraft. Mit dem Mazda 6 MPS bringen nun auch die japanischen Autobauer ein Hochleistungs-Modell auf die Straße, einen Leitwolf im Gewand der braven Mittelklasse-Limousine.

Der optische Auftritt des PS-Protzes ist keineswegs krawallig, wie man es aus der Hochleistungsszene gewohnt ist. Nein, die Mazda-Entwickler gingen eher zurückhaltend ans Werk. „Unser Ziel war es, ein starkes und zugleich dezentes Design zu entwerfen“, sagt Iwao Koizumi, der Chief Designer für den Mazda 6 MPS. Und so muss man schon einen zweiten Blick riskieren, um die Top- von der „Normalo“-Version unterscheiden zu können. Da erspäht man dann auch die etwas vergrößerten Lufteinlässe oder den veränderten Heckstoßfänger.

Der Anspruch auf Understatement wurde auch im Innenraum umgesetzt. Hier macht der Mazda 6, der vor wenigen Monaten rundum erneuert wurde, schon als „normales“ Serienmodell einen durchweg soliden Eindruck. In der MPS-Version erhält er lediglich kleinere Zusatz-Accessoires: eine Lederausstattung zum Beispiel, einen Aluminium-Pedalsatz und ein Tacho, das bis Tempo 280 km/h reicht.

Diese Geschwindigkeit freilich wird man in freier Wildbahn nicht erreichen. Als Höchstgeschwindigkeit sind 240 km/h angegeben. Das dürfte auch eingefleischten Hochleistungs-Fans genügen. Aus 2,3-Litern Hubraum holt der MPS stolze 260 PS. Wer mit dieser Leistung liebäugelt, sollte aber auch bedenken: Der Motor schluckt das teure Super Plus. Durchschnittlich gibt Mazda gut zehn Liter als Verbrauch an. Doch dieser „Papierwert“ dürfte auf der realen Piste leicht übertroffen werden.

Dort allerdings fühlt sich der Mazda 6 MPS so richtig wohl und mit ihm der Fahrer. Jede noch so leise Berührung des Gaspedals quittiert der Sportler mit ungebändigtem Vorwärtsdrang. Das ist im Stadtverkehr natürlich meist zu viel des Guten. Beim Überholen auf der Autobahn, auf dem Beschleunigungsstreifen dahin oder auf kurvigen Bergstraßen aber kommt Fahrspaß pur auf. Den Zwischenspurt von Tempo 80 auf 120 zum Beispiel erledigt die Limousine in zügigen sechs Sekunden. Der Allradantrieb leitet bis zu 50 Prozent der Kraft an die Hinterräder, so kommt der Vorschub jederzeit auch souverän auf dem Asphalt an.

Den Mazda 6 MPS wird es zunächst nur als viertürige Stufenhecklimousine geben. Fünftürer und Kombi sind zunächst nicht als MPS-Version vorgesehen. Die Mazda-Entwickler gehen hier einen anderen Weg als die Wettbewerber. Opel beispielsweise bietet seine leistungsstarken OPC-Modelle gleich in vier Karosserie-Versionen an. Immerhin, MPS Modelle anderer Baureihen sind in Planung. Als nächstes steht wohl eine entsprechende Version des 3ers an.

Mit Blick auf die gesteigerte Leistung erfuhren auch Chassis und Fahrwerk eine Überarbeitung. Dadurch wurde der Fahrzeugkörper um rund 50 Prozent verwindungssteifer. Doch diese Stabilität erkaufen sich die Fahrer mit einen kleinen Nachteil. Wegen einer hinter der Rückbank verlaufenden Querversteifung lässt sich die hintere Lehne nicht umklappen. Serienmäßig ist der MPS jedoch großzügig ausgestattet: unter anderem mit Klimaanlage, Xenonscheinwerfern oder elektrischen Fensterhebern rundum.

Alltagstauglich, aber sportlich soll der Mazda 6 MPS sein. In ihm soll man nicht nur die Kinder umstandslos in die Schule transportieren, sondern auch mal etwas flotter unterwegs sein können. Zunächst ist eine bescheidene Stückzahl von 1000 für den deutschen Markt geplant. „Damit hat der MPS eher eine Image- als eine Volumenbedeutung“, sagt Michael Bergmann, der Geschäftsführer Mazda Deutschland. Europaweit will man 3000 Exemplare verkaufen. Auch das ist ein bescheidenes Ziel. Der MPS ist eben für eine kleine Fangemeinde gedacht. Seit Ende Januar steht er gemeinsam mit dem neuen zweisitzigen Roadster MX-5 bei den Händlern.

Roland Koch

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