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In einigen Kitas findet eine Notbetreuung statt.

© Uwe Anspach/dpa

Mehr Kinder haben Anspruch: Kitaverband kritisiert neue Notbetreuungsregelung

Träger rechnen damit, dass nun mehr Kinder betreut werden müssen. Die CDU schlägt Neuorganisation vor. Eine Petition fordert mehr Schutz für Pädagogen.

An der Neuregelung zur Notbetreuung in Kitas und Schulen gibt es Kritik. Der Geschäftsführer des „Verbands der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger“ (VKMK), Lars Békési , sagte, einige Träger müssten jetzt zum Teil über 15 Prozent der Kinder in die Notbetreuung aufnehmen. Kleingruppen von zwei bis fünf Kindern seien dann kaum noch umsetzbar.

Wie berichtet hatte der Senat am Sonnabend beschlossen, dass nun auch Kinder die Notbetreuung in Anspruch nehmen können, wenn nur ein Elternteil in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, also im Gesundheits- und Pflegebereich, bei Polizei, Feuerwehr, Justizvollzug, Behindertenhilfe oder im Lebensmittel- oder Drogeriehandel.

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Dass einerseits die Zahl der sozialen Kontakte reduziert werden solle und andererseits die Notbetreuung ausgeweitet werde, stößt laut Békési bei Trägern auf Unverständnis. Es gebe auch Sorge um die Gesundheit der Erzieherinnen und Erzieher. Békési kritisierte zudem, dass die Änderungen vom Senat „ohne jedwede Vorwarnung und Absprache“ erfolgte.

Der Vorsitzende der Berliner CDU, Kai Wegner, schlägt eine Neuorganisation der Notbetreuung vor. Die Ausweitung sei zwar sinnvoll, es sei aber „unverständlich“, dass der Senat die Kitas und Schulen „mit der organisatorischen Umsetzung allein lässt“. Wegner schlägt vor, Betreuungsgruppen direkt am Arbeitsplatz einzurichten, etwa 24-Stunden-Betreuungen in Krankenhäusern oder Polizeiwachen. Der Senat müsste dann die Pädagogen auf die Arbeitsstätten verteilen. Die Kinder sollten in festen Kleinstgruppen mit fest zugeordneten Personen betreut werden.

Petition fordert mehr Schutz für Pädagogen

Auf der Plattform change.org gibt es mittlerweile eine Petition, die mehr Schutz für das pädagogische Personal in der Notbetreuung fordert. In der Arbeit mit Kindern sei es nicht möglich, die Abstandsregeln einzuhalten und es gebe auch keine Schutzkleidung, heißt es in der Petition. Wenn mehr Kinder in die Betreuung kommen, würden die Gruppen wieder neu gemischt, wovon Virologen abraten. Der Senat werde deshalb aufgefordert, die Neuregelung zu überdenken und für Schutzmaßnahmen zu sorgen. Bis zum späten Montagnachmittag hatte die Petition bereits rund 8000 Unterzeichner.

Der Sprecher der Bildungsverwaltung sagte, dass berlinweit bisher lediglich knapp 5 Prozent der Eltern die Notversorgung in Anspruch genommen hatten. Gäbe es für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich, bei Polizei und Feuerwehr, der Lebensmittelversorgung und zentralen Bereichen der Daseinsvorsorge keine ausreichende Notbetreuung, hätte dies womöglich dramatische Folgen angesichts der derzeit steigenden Infektionszahlen. Er verwies zudem darauf, dass der Virologe Christian Drosten davor gewarnt hat, Kitagruppen neu zu mischen. "So gesehen erscheint uns der CDU-Vorschlag, wonach neue Kindergruppen zu bilden wären, hier nicht zielführend", teilte der Sprecher mit.

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