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Hymnenverdächtig. Das Preisträgerlied der Edison-Grundschule ist eine Liebeserklärung an die Stadt und eine Absage an jegliche Gewalt.

© Promo

Musikwettbewerb: Gesänge gegen Gewalt

Ein Wettbewerb und ein berührendes Konzert führen Schüler aus ganz Berlin zusammen.

Am Schluss erfasst die Begeisterung den ganzen Saal: Die Schüler der Edison-Grundschule aus Oberschöneweide dürfen erst von der Bühne, nachdem sie zum zweiten Mal ihr Gewinnerlied gesungen und getanzt haben. „Hymnencharakter“ hatte zuvor schon Innen-Staatssekretär Andreas Statzkowski (CDU) dem Lied attestiert. Kurz darauf ist allen klar, was er gemeint haben könnte.

„Gewalt in unserer Stadt“ heißt das Lied, mit dem eine Gruppe von Viert-, Fünft- und Sechstklässlern der Edison-Schule den diesjährigen Wettbewerb der Landeskommission Berlin gegen Gewalt gewonnen hat. Anders als in den Vorjahren ging es nicht darum, mit Gedichten oder Plakatideen zu überzeugen, sondern gesucht wurde „Mein Song für Berlin“. Nach zunächst schleppendem Rücklauf kamen am Ende erstaunliche Bewerbungen zusammen, die die Jury in helle Begeisterung versetzten.

Tina K. mit zwei Wettbewerbsgewinnern von der Neuköllner Röntgenschule.
Tina K. mit zwei Wettbewerbsgewinnern von der Neuköllner Röntgenschule.

© Susanne Vieth-Entus

Aber auch das Publikum war begeistert. Nicht nur von den Liedern, die am Freitag in der Jazzakademie der Universität der Künste in Charlottenburg von den Schülern erstmals öffentlich vorgestellt wurden, sondern auch von Jonny K.s Schwester Tina, die als Jurymitglied auf die Bühne kam und sich an die rund 300 Zuhörer aus den beteiligten Schulen wandte. Nach wenigen Sätzen war klar, dass Tina K. nicht nur bei Talkshows und Bambi-Verleihungen den richtigen Ton trifft, sondern auch gegenüber Schülern, die aus allen Gegenden Berlins kamen, aus Brennpunktschulen ebenso wie aus bürgerlichen Gymnasien. Am Ende trugen viele Schüler die T-Shirts und Buttons mit dem Logo „I am Jonny K.“, und seine Schwester freute sich bei diesem Anblick unübersehbar.

Wie akut die Gewaltproblematik nicht nur am Alexanderplatz ist, wo Jonny K. ums Leben kam, sondern auch in den Schulen, wurde erst in der vergangenen Woche wieder deutlich, als in Bohnsdorf ein 14-Jähriger mit einem Stich in den Rücken verletzt wurde. Da war es erst einen Monat her, dass ein Charlottenburger Schüler mit einem Bauchstich ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Die Charlottenburger Täter mussten ihre Schule verlassen, an der Bohnsdorfer Schule tagt an diesem Dienstag die Klassenkonferenz. Es könnte sein, dass auch hier die schulische Höchststrafe – die „Verweisung“ – verhängt wird.

Die Schüler, die sich am Wettbewerb der Landeskommission gegen Gewalt beteiligten, singen in ihren Liedern von sehr verschiedenen Gewalterfahrungen. Bei den zwei preisgekrönten Liedern der Neuköllner Röntgen-Schule klingt das anders als am Marie-Curie-Gymnasium, aber es ist immer bewegend. Bald soll es eine CD des Preisträgerkonzerts geben, die bei der Landeskommission gegen Gewalt bestellt werden kann.

Weitere Infos, auch zu den Preisträgern, ab Mittwoch unter www.Berlin-gegen-gewalt.de

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