zum Hauptinhalt

Neues Beschwerdemanagement: Schnellere Hilfe bei Lehrermangel

Bildungssenator Jürgen Zöllner will es nicht dulden, wenn Schulen über mangelnde Lehrkräfte klagen, obwohl sie Personal angeboten bekommen. Eine neue Beschwerdemöglichkeit soll helfen.

Schlagzeilen über Lehrermangel will Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) dieses Jahr offenbar möglichst vermeiden. Dies geht – indirekt – aus einem Brief hervor, den Zöllner am Montag an alle öffentlichen Schulen schicken wollte. In dem zweiseitigen Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, erläutert der Senator einerseits, welche neuen Möglichkeiten die Schulen haben, um ausscheidende Lehrer schnell zu ersetzen. Andererseits macht er aber auch deutlich, dass er keine Klagen über Lehrermangel duldet, falls Schulen angebotenes Personal ablehnen.

Sofern ein Schulleiter also aus irgendwelchen Gründen eine Lehrkraft nicht einstellen will, soll er „schriftlich versichern“, dass dieser Verzicht auf eigenen Wunsch erfolgt. Keinesfalls dürften sich die Schule oder ihre Gremien anschließend über fehlende Lehrer beklagen, fordert Zöllner. Sollte eine Schule „wider besseres Wissen“ behaupten, sie habe nicht genug Lehrer, obwohl sie angebotene Kräfte abgelehnt hat, so sei das für ihn „nicht akzeptabel“, fährt er fort.

Dieser Ton ist neu. Bislang war es möglich, dass Schulleiter ihre Elternvertreter „vorschickten“, um sich über Lehrermangel zu beklagen. Immer mal wieder kam es vor, dass sich diese Klagen als nicht ganz zutreffend erwiesen. Oder dass Schulleiter aus unterschiedlichen Gründen bestimmte Einstellungen abgelehnt hatten, ohne dies aber gegenüber den Eltern richtig zu kommunizieren. Damit soll jetzt Schluss sein.

Auch in einem anderen Punkt will der Senator das Vorgehen ändern, um die Querelen um fehlende Lehrer zu vermeiden. So fordert er die Schulleiter auf, sich an das Beschwerdemanagement in der Bildungsverwaltung zu wenden, wenn sie Stellen trotz aller Bemühungen nicht besetzen können. Der normale Dienstweg sieht dies nicht vor, sondern verlangt, dass sich Schulen an die Schulaufsicht wenden. Dabei bleibt es auch künftig. Neu ist allerdings, dass die Schulleiter das Beschwerdemanagement um Hilfe bitten können, wenn die Schulaufsicht die Probleme nicht lösen kann. Außerdem stellt Zöllner in Aussicht, dass die Beschwerdemanager „die Hausspitze laufend darüber informieren“, wenn Unterrichtsausfall droht.

Wichtiger als diese Beschwerdemöglichkeit dürfte für die meisten Schulleiter aber sein, dass sie frei werdende Stellen sofort wieder besetzen können. Dies hatte Zöllner bereits angekündigt. Demnach können Lehrkräfte, die wegen Pensionierung, Langzeitkrankheit oder Schwangerschaft ausscheiden, „kontinuierlich“ und nicht erst zum neuen Schuljahr ersetzt werden. Zöllner erhofft sich davon, „fortlaufend für die Gesamtheit der Berliner Schulen eine Ausstattung von 100 Prozent“ zu erreichen.

Norbert Gundacker, Vize-Vorsitzender der Lehrergewerkschaft GEW, sieht nicht nur den nahen Wahlkampf als Grund für Zöllners vehementen Vorstoß gegen Lehrermangel. Vielmehr habe es wohl ein „Umdenken“ gegeben, weil die Lehrerausstattung in diesem Jahr so schlecht geklappt habe und die Schulen nicht zur Ruhe gekommen seien. Offenbar gebe es zudem ein „gewisses Misstrauen“ gegenüber den Außenstellen der Schulaufsicht in den Bezirken, die mitunter nicht so kommunizierten, wie es nötig sei. „Jeder weiß, dass die Not groß ist“, sagte Gundacker im Hinblick auf den anhaltenden Lehrermangel. Nun müsse abgewartet werden, ob es überhaupt noch Lehrer gebe, um die neuen Einstellungsmöglichkeiten umsetzen zu können.

Ralf Treptow vom Verband der Oberstudiendirektoren begrüßte Zöllners Vorstoß ebenfalls. Es sei gut, dass sich die Schulleiter nun direkt an die Zentrale wenden könnten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false